Der Ästhet

Altgriechisch
Das altgriechische αἴσθησις aísthēsis umfasst den Vorgang vom Wahrnehmen bis zum Empfinden. Das setzt die Fähigkeit voraus, die Sinne zu öffnen und zu nutzen: die Augen zum Sehen, die Ohren zum Hören, die Haut zum Fühlen, die Zunge zum Schmecken und die Nase zum Riechen.
Und es setzt die Bereitschaft voraus, die Eindrücke wahrzunehmen möglichst ohne sie zunächst zu bewerten. In den Bahnen des Gewohnten und Vertrauten gilt nur das Schöne und Ansprechende als ästhetisch. Die Schönheit der Welt offenbart sich jedoch weitaus vielfältiger.
Wer reist, sucht das Neue, Abweichende, Unbekannte. Dieses wahrzunehmen, ist anfangs nicht vertraut, oft unbequem, manchmal unangenehm. Es jedoch deswegen von vornherein abzulehnen, widerspricht dem Sinn des Reisens. Neue Welten erschließen sich, wenn die Grenzen des Wahrnehmens und Empfindens geweitet werden.
Nur reisend können wir die Welt umfassend ästhetisch erschließen, denn alle Medien begrenzen Breite und Tiefe des Wahrnehmens und damit begrenzen sie auch das Staunen über die Welt.


Siehe auch
* wabi-sabi
* Liste der unübersetzbaren reiserelevanten Begriffe