Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


wiki:von_khartoum_bis_bangui

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen der Seite angezeigt.

Link zu der Vergleichsansicht

wiki:von_khartoum_bis_bangui [2024/05/01 06:46] – angelegt norbertwiki:von_khartoum_bis_bangui [2024/05/01 07:26] (aktuell) norbert
Zeile 17: Zeile 17:
 Bei Kosti setzten wir über den Nil, es folgen 3.000 Kilometer Piste bis Bangui. Die Ladefläche des Faun ist gebrochen, so dass sie sich links und rechts absenkt, Spriegel sind gerissen. Der Dieselfilter muss täglich gereinigt werden, die Treibstoffleitungen setzen sich immer wieder zu. Der Luftpresser verliert Öl und raucht. Eine Hydraulikleitung ist undicht. An der Riemenscheibe der Lichtmaschine reißen drei Schrauben ab. Ein Simmering an der Motorwelle ist undicht. Ersatzteile gibt es nicht, also werden sie aus einem Kran ausgebaut und passend gemacht: Riemenscheibe abdrehen, Saug- und Druckleitungen neu verlegen, Grundplatte bauen. Neun Tage verbringen wir in einem Straßenbaucamp der Firma //Held & Francke// nahe der Grenze zum Tschad und arbeiten in sengender Hitze. Ohne Franz, den Mechaniker, hätten wir das nie geschafft. In diesem Camp treffen wir auch wieder auf den MAN und den Toyota, unsere Konvoipartner aus Ägypten. Bei Kosti setzten wir über den Nil, es folgen 3.000 Kilometer Piste bis Bangui. Die Ladefläche des Faun ist gebrochen, so dass sie sich links und rechts absenkt, Spriegel sind gerissen. Der Dieselfilter muss täglich gereinigt werden, die Treibstoffleitungen setzen sich immer wieder zu. Der Luftpresser verliert Öl und raucht. Eine Hydraulikleitung ist undicht. An der Riemenscheibe der Lichtmaschine reißen drei Schrauben ab. Ein Simmering an der Motorwelle ist undicht. Ersatzteile gibt es nicht, also werden sie aus einem Kran ausgebaut und passend gemacht: Riemenscheibe abdrehen, Saug- und Druckleitungen neu verlegen, Grundplatte bauen. Neun Tage verbringen wir in einem Straßenbaucamp der Firma //Held & Francke// nahe der Grenze zum Tschad und arbeiten in sengender Hitze. Ohne Franz, den Mechaniker, hätten wir das nie geschafft. In diesem Camp treffen wir auch wieder auf den MAN und den Toyota, unsere Konvoipartner aus Ägypten.
  
-Auf zentralafrikanischer Seite wird es grüner, also nasser, und die Flussdurchfahrten häufen sich, immer wieder sehen wir Hippos. Die Bäume kommen näher, schon drei Spriegel wurden abgerissen. Die wenigen Dörfer sind afrikanisch, wie man sich das so vorstellt. Die Menschen offen, herzlich, gut drauf, die Versorgung ist für uns schlecht, weil sich alle selbst versorgen. Die Brunnen in den Dörfern sind nicht sehr ergiebig, das Wasser trüb. Häufige Kontrollen mit Schlagbaum, aber unproblematisch – jedenfalls bis zur Einfahrt in Bangui. Dort wird der Führerschein beschlagnahmt, weil ein Blinker nicht funktioniert.+Auf zentralafrikanischer Seite wird es grüner, also nasser, und die Flussdurchfahrten häufen sich, immer wieder sehen wir Hippos. Die Bäume kommen tiefer, schon drei Spriegel wurden abgerissen. Die wenigen Dörfer sind afrikanisch, wie man sich das so vorstellt. Die Menschen offen, herzlich, gut drauf, die Versorgung ist für uns schlecht, weil sich alle selbst versorgen. Die Brunnen in den Dörfern sind nicht sehr ergiebig, das Wasser trüb. Häufige Kontrollen an [[wiki:roadblock|roadblocks]] mit Schlagbaum, aber unproblematisch – jedenfalls bis zur Einfahrt in Bangui. Dort wird der Führerschein beschlagnahmt, weil ein Blinker nicht funktioniert. 
 Die wenigen Fahrzeugreisenden campieren sieben Kilometer außerhalb, also heißt die Anlage »Centre d‘Accueill Touristique«, kurz: kilometre sept. In deren Restaurant machen wir neue kulinarische Erfahrungen: Am 9.3. gibt es dort serpent boa, am 10.3. Elefantenrüssel, am 11.3. Affe und Schuppentier (pangolin), am 15.3. kriecht eine Schlange durchs Restaurant. Der Kellner erschlägt sie mit einem Besen und bringt sie in die Küche. Die wenigen Fahrzeugreisenden campieren sieben Kilometer außerhalb, also heißt die Anlage »Centre d‘Accueill Touristique«, kurz: kilometre sept. In deren Restaurant machen wir neue kulinarische Erfahrungen: Am 9.3. gibt es dort serpent boa, am 10.3. Elefantenrüssel, am 11.3. Affe und Schuppentier (pangolin), am 15.3. kriecht eine Schlange durchs Restaurant. Der Kellner erschlägt sie mit einem Besen und bringt sie in die Küche.
-Das Camp wird bewacht, von einem Wächter mit Pfeil und Bogen. Vielleicht wäre ohne ihn noch mehr gestohlen worden, nahezu jeder hat Verluste zu beklagen: Nun stellt man ja auch seinen Rucksack nachts nicht vors Zelt, aber auch alle Staukästen des Faun wurden ausgeräumt: Wagenheber, Ersatzteile und Werkzeuge sind weg. In der Stadt vereiteln wir zwei Diebstahlversuche etwas grob, die Diebe sind empört. Ein dritter meint, es sei doch völlig normal zu versuchen an Geld zu kommen. »Wenn Du auf deine Bananen nicht aufpassen kannst, gehören sie allen«, sagt man. + 
-Dann treffen wir Paul wieder, der sich in Khartoum von uns getrennt hatte und mit öffentlich Verkehrsmitteln weiter wollte. Er saß drei Wochen in Kosti am Nil fest und wartete auf eine Fähre nach Süden. Die kam dann, wurde jedoch hinter Malakal von der SPLA mit Maschinengewehren beschossen. Der Pontonverband zerfiel, einige Einheiten brannten, die Schubeinheit trieb mit Paul, Siggi und 18 Verwundeten an Bord nilabwärts. Am übernächsten Tage wurden sie vom Militär aufgelesen und ausgeflogen. Wieder landete Paul in Kosti, wartete eine Woche auf einen Lkw Richtung Zentralafrika und verbrachte 3.000 Kilometer mit 14 anderen auf einer vollgepackten Ladefläche. Auf der Deutschen Botschaft in Bangui erfahren wir, dass die Grenzen des Sudan für Ein- und Ausreisen komplett dichtgemacht wären, im Süden herrsche Buschkrieg.+Das Camp wird bewacht, von einem Wächter mit Pfeil und Bogen. Vielleicht wäre ohne ihn noch mehr gestohlen worden, nahezu jeder hat Verluste zu beklagen: Nun stellt man ja auch seinen Rucksack nachts nicht vors Zelt, aber auch alle Staukästen des Faun wurden ausgeräumt: Wagenheber, Ersatzteile und Werkzeuge sind weg. In der Stadt vereiteln wir zwei Diebstahlversuche etwas grob, die Diebe sind empört. Ein dritter meint, es sei doch völlig normal zu versuchen an Geld zu kommen. //»Wenn Du auf deine Bananen nicht aufpassen kannst, gehören sie allen«//, sagt man. 
 + 
 +Dann treffen wir Paul wieder, der sich in Khartoum von uns getrennt hatte und mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiter wollte. Er saß drei Wochen in Kosti am Nil fest und wartete auf eine Fähre nach Süden. Die kam dann, wurde jedoch hinter Malakal von der SPLA mit Maschinengewehren beschossen. Der Pontonverband zerfiel, einige Einheiten brannten, die Schubeinheit trieb mit Paul, Siggi und 18 Verwundeten an Bord nilabwärts. Am übernächsten Tage wurden sie vom Militär aufgelesen und ausgeflogen. Wieder landete Paul in Kosti, wartete eine Woche auf einen Lkw Richtung Zentralafrika und verbrachte 3.000 Kilometer mit 14 anderen auf einer vollgepackten Ladefläche. Auf der Deutschen Botschaft in Bangui erfahren wir, dass die Grenzen des Sudan für Ein- und Ausreisen komplett dichtgemacht wären, im Süden herrsche Buschkrieg.
wiki/von_khartoum_bis_bangui.txt · Zuletzt geändert: 2024/05/01 07:26 von norbert

Donate Powered by PHP Valid HTML5 Valid CSS Driven by DokuWiki