Dachzelt
Konstruktion
Das klassische Dachzelt besteht aus einem Aluminium-Faltgestell auf einem tragfähigen Sperrholzboden und Canvas-Zelthaut mit Stahlleiter, ergänzt durch eine Regenplane aus Gummi. Aufgeklappt bietet es mit meist 140cm Breite Platz für zwei Personen. Verpackt wird es unter einem PVC-Cover mit Reißverschluss oder Gummizug oder in einer Hartschale.
Davon abgeleitet gibt es zahlreiche Varianten, breiter oder schmaler, mit Anbauten und Seitenwänden.
Pro und Contra
Dachzelte sind optimal nutzbar in heißem, trockenem Klima außerhalb der Regenzeit; ihre größte Schwäche zeigt sich bei dauerfeuchtem Einsatz, wenn sie tagelang morgens feucht eingepackt werden müssen.
Die größten Vorteile sind:
Aufbau und Zusammenbau sind schneller als beim Bodenzelt.
Das Bettenzubehör bleibt im Dachzelt und spart Platz im Wagen.
Es ist weniger Schmutz und Staub ausgesetzt als ein Bodenzelt.
Bei hohen Temperaturen ist es in zwei Metern Höhe deutlich kühler als am Boden.
Dagegen ist der vermeintliche Schutz vor Tieren und Insekten eher mental als real:
Elefanten reagieren auf Dachzelte neugierig, auf Bodenzelte gar nicht, sagte uns der Hersteller Hannibal bei einem Besuch in seiner Firma.
Wer unter einem schattigen Baum nächtigt, bekommt Insekten- und Reptilienbesuch auch von oben, denn Schlangen sind hervorragende Kletterer.
Auch Affen sind an Dachzelten sehr interessiert und spielen gerne auf ihnen bei Sonnenaufgang.
Nachteilig sind:
Die Dachlast erhöht sich um 50 kg plus x, der Schwerpunkt wird nach oben verschoben.
Mit aufgebautem Zelt kann der Wagen nicht genutzt werden, etwa für Pirschfahrten in der Dämmerung.
Schattenplätze unter Bäumen mit tiefhängenden Ästen oder unter Dächern können nicht genutzt werden.
Unfallgefahr beim Absteigen
Bei Regen und Nutzung der Regenplane Kondenswasser innen mit
Gefahr der Schimmelbildung insbesondere zwischen Matratze und Holzboden.
Auswahlkriterien
Größe: Anzahl und Körpergröße der Personen
Maximale Dachlast des Fahrzeugs
Zeltform und Art des Einstiegs
Fenster, Belüftung und Moskitonetze
Ausführung der Reißverschlüsse & Klettbänder
UV-Schutz und Kälte - je nach Reiseumständen
Hartschale oder Klappzelt
Anbauten
Materialien
Matratzen bestehen meist aus offenporigem Kaltschaum mit Härtegrad 3
Bootssperrholz ist in gewissem Maße feuchtigkeitsregulierend
Zwischen Matratze und Boden kann ein Netz für gewisse Unterlüftung sorgen
Das Zelttuch muss
wasser- und winddicht sein, insbesondere die Nähte
atmungsaktiv, denn imprägniertes Gewebe führt zu Kondenswasser innen
Beständig gegen Umwelteinflüsse, also UV-Strahlung, Baumharze, Vogelkot
schnell trocknend
reißfest
blickdicht
Segeltuch oder Canvas ist ein 450g schweres Mischgewebe aus Baumwolle und Polyester.
Ripstop bezeichnet ein Webverfahren, bei dem alle 10-15 Millimeter dickere Fäden eingewebt werden. Die Stofftextur erscheint dann kästchenartig.
Baumwolle ist atmungsaktiv und quillt bei Nässe, so dass es wasserdichter wird.
Hersteller
Geschichte
1937: Das
»Car Top Carries Collapsible Tent« wird in der Zeitschrift
Popular Science 1) beschrieben und gezeigt.
1940: Ein Ford Model T mit Zeltaufbau und ein Ford Woodie mit Dachzelt sind im Buch Trailer Travel von Phill Noyes
abgebildet.
1949: Eine amerikanische Zeitschrift schreibt im Untertitel eines Bildes:
»This roof tent was available in 1949 as an option with a new Nash 600«
und verweist auf das Archiv des Auto Club of Southern California.
1949: »Car-Top Tent Springs into place« titelt
Popular Mechanics 2) über die Konstruktion von
Master Sergeant Charles C. Altomare
.
Das
National Museum of American History schreibt online zum Stichwort
Camp'otel:
»Autocamping … was a very popular family activity in the 1920s. When autocamping became popular again after two decades of depression and war, many vacationing families slept inside their station wagons because of the convenience, economy, and comfort that this ubiquitous postwar vehicle provided. Some families made tents that rested on top of their station wagons.« 3)
1954:
»Designed to keep the camper high, dry and away from crawling forest friends«
beschreibt der Rotarian
4) ein neues car top tent.
1957: Der Hersteller
Autohome reklamiert Dachzelte als italienische Erfindung und ließ sich diese 1958 patentieren. Zwischen Ende 1957 und März 1959 präsentierte er zwei Ausführungen, eines seitlich ausklappbar und eines zum senkrechten Anheben:
Maggiolina und
Air-Camping.
1960: Edmonds Guerrant
produzierte das Camp'otel ab 1961 in Fort Worth, Texas, serienmäßig; das Patent wurde 1960 erteilt.
Das Reisen mit Dachzelt wurde in den USA derart populär, dass die Penthouse Campers Association mit eigener Zeitschrift gegründet wurde.
Besonders verbreitet sind Dachzelte im südlichen Afrika (Eezi-Awn, Hannibal) und in Australien (Howling Moon); der Hersteller Hannibal meint:
»The concept of roof tents was pioneered in South Africa«.
englisch roof top tent, französisch Tente de Toit
siehe auch * Villa Sachsenruh
Ein Dachzelttreffen organisieren die https://dachzeltnomaden.com/ seit 2017 im Freizeitpark Mammut bei Stadtoldendorf.
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