====== Erde ====== Die Erdoberfläche besteht zu zwei Dritteln aus Wasser ([[wiki:Ozeane|Ozeane]] und Meere) und bietet nur zu einem Drittel Landoberfläche ([[wiki:Erdteile |Erdteile]] > [[wiki:kontinente|Kontinente]] und [[wiki:inseln|Inseln]]), von dem wiederum nur ein Bruchteil [[wiki:oikumene|oikumene]] ist, also bewohnbare [[wiki:landschaft|Landschaft]]. Darauf richteten sich die Interessen der Menschen primär, sie suchten das Land, in dem Milch und Honig fließen, den [[wiki:locus_amoenus|locus amoenus]]. Nur als Mittel zum Zweck wurden Gebirge überquert, Wüsten durchzogen und Ozeane besegelt. [[wiki:einzelne|Einzelne]] treibt jedoch die [[wiki:neugier|Neugier]] als Selbstzweck zum [[wiki:aufbruch|Aufbruch]] - ihr [[wiki:abenteuer|Abenteuer]] besteht darin [[wiki:grenze|Grenzen]] nicht zu akzeptieren und die nicht-bewohnbaren Landschaften als Herausforderung zu betrachten. Diese werden zum [[wiki:zwischenraum|Zwischenraum]], die [[wiki:fahrt|Fahrt]] hindurch wird zum [[wiki:uebergang|Übergang]]. Das [[wiki:risiko|Risiko]] solcher Unternehmungen und Projekte trägt der Einzelne, der Nutzen im Erfolgsfall kommt allen zugute. * Text- und Bildquellen bei [[https://www.rdklabor.de/wiki/Erde|RDK Labor]] ==== Die Entdeckungsgeschichte der Erde ==== in der Rückschau begann der //Homo erectus// vor 1-2 Millionen Jahren, den eurasischen Kontinent zu entdecken; ihm folgten der //Homo heidelbergensis//, der Homo florensis (»Hobbit«) und der Denisova-Mensch. Frühestens vor rund 100.000 Jahren verließ der [[wiki:homo_sapiens|Homo sapiens]] Afrika. Er traf auf die anderen, man begegnete und vermischte sich manchmal. Überlebt hat nur der Homo sapiens. Er entdeckte als »[[wiki:homo_viator|homo viator]]« die Erde, ziemlich lange und oft mehrmals ((''Robert Foley''\\ //Menschen vor Homo sapiens\\ Wie und warum unsere Art sich durchsetzte//\\ Aus dem Englischen von Beate Mittmann. Herausgegeben und mit einem Geleitwort versehen von Wighart von Koenigswald. Species Band 5. J. Thorbecke Stuttgart 2000)), vielleicht auch weil er mehr als die anderen ein »[[wiki:homo_portans|homo portans]]« war, ein [[wiki:traeger|Gepäckträger]]. Der größte Schritt war jedoch die Entdeckung der //Rückseite der Erde//. Diese war den Blicken ebenso entzogen wie die Rückseite des Mondes: unendlich weit weg, verborgen und undenkbar. In dieser langen *[[wiki:literaturliste_entdeckungsgeschichte|Entdeckungsgeschichte]] haben *[[wiki:erforscher|Entdecker und Erforscher]] jahrtausendelang das *[[wiki:wissen|Wissen]] über die Erde zusammengetragen und damit die *[[wiki:welt|Welt]] der Menschen immer wieder verändert. === Der Erste seiner Art: Wanderungen === Die Entdeckung war immer so lange neu, wie das *[[wiki:wissen|Wissen]] über die Entdeckung nicht allgemein zugänglich war. Irgendwann setzte der erste Homo sapiens seinen Fuss auf das amerikanische Festland. Rückblickend war er der erste. Aber hat er Amerika entdeckt? Schließlich hat er weder nach Amerika gesucht noch gewusst, dass es einen amerikanischen Kontinent gibt. Seine Nachfahren besiedelten den ganzen Kontinent, waren sich dessen aber nicht bewusst; so wenig wie sie wussten, dass es noch andere Kontinente gibt. Über die [[https://press.uchicago.edu/ucp/books/book/chicago/G/bo21263519.html|Besiedlungsgeschichte Amerikas]] weiß man wenig, um so phantasievoller wird darüber gestritten. * ''David J. Meltzer''\\ //The Great Paleolithic War//\\ How Science Forged an Understanding of America’s Ice Age Past\\ 680 S., 18 Abb., 9 Tafeln, University of Chicago Press 2015 ISBN: 9780226293226 === Übers Meer nach Amerika: Zufall & Neugier === Die Wikinger gingen dabei einen Schritt weiter ((Die Polynesier vermutlich auch. Dass dies mit ihren technischen Möglichkeiten seit Jahrtausenden möglich gewesen wäre, zeigte der Norweger ''Thor Heyerdahl'' 1947 experimentell, indem er mit einem Floß aus Balsaholz, der //Kon-Tiki//, von Lima aus über den Pazifik segelte. Das Floss ist im Kon-Tiki-Museum in Oslo zu besichtigen.\\ ''Thor Heyerdahl''\\ //Kon-Tiki\\ Ein Floß treibt über den Pazifik.//\\ Aus dem Norweg. (Kon-Tiki Ekspedisjonen) von Karl Jettmar\\ Ullstein Wien 1949\\ 288 S. 66 Abb., 2 Kt.)) denn sie suchten nicht nur nach neuem Land, sondern kehrten zurück, gaben das [[wiki:wissen|Wissen]] weiter und lösten damit erneute [[wiki:fahrt|Fahrt]]en aus: ''Bjarni Herjólfsson'' (* um 966) berichtete von seiner Entdeckung, ging aber nicht an Land, ''Leif Eriksson'' ( ca 970 - 1020) wiederholte die Fahrt und betrat das Land als Erster; ihm folgten ''Thorvald Erikson'' († ca 1005), ''Thorfinn Karlsefni'' (980? - 1035?) und andere. Ihre Berichte wurden aufgezeichnet und weitergegeben (( //Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum//, //Grænlendinga saga//)), allerdings gab es auch zu dieser Zeit noch nicht die Vorstellung von Kontinenten. Ihre Entdeckung wurde vergessen, weil sie folgenlos blieb, weder zu einer dauerhaften Besiedlung noch zu Handel führte. === Die Suche nach dem kürzeren Weg: Aneignen und Erobern === Dagegen gilt ''Columbus'' (1451 - 1506) heute als * [[wiki:erforscher|Entdecker]] Amerikas 1492, obwohl er es weder suchte noch die Küsten als * [[wiki:kontinente|Kontinent]] oder gar als »Neue Welt« einordnete sondern bis zu seinem Tod als Teil Asiens betrachtete ((Das Vorgehen von Columbus war mindestens durch zwei Faktoren kanalisiert:\\ //Erstens// eignet er sich die neuen Länder für die spanische Krone nach einem vorgegebenen Verfahren an [Greenblatt]: Nach dem Betreten eines Strandes wird die spanische Fahne gehisst, in einem Text der Anspruch der spanischen Krone verlesen. Gibt es keinen Widerspruch, gilt das verlesene Recht als gesetzt. \\ //Zweitens// ordnet er alles Neue einer »finalistischen Interpretationsstrategie« unter [Todorov]. Er weiß, was er sucht und akzeptiert nur Indizien, die seine Erwartung bestätigen.)). ''Amerigo Vespucci'' (1452 bis 1512) postulierte als erster, es handele sich um einen neuen Kontinent. Den Beweis dafür erbrachte ''Vasco Núñez de Balboa'' am 25. September 1513, als er Panama durchquerte und am Pazifik stand. === Eine Welt wird erschaffen: Wissen & Erkenntnis === »Le seizième siècle, dans sa grande et légitime extension, va de Colomb à Copernic, de Copernic à Galilée, de la découverte de la terre à celle du ciel.« Jules Michelet, Renaissance, Paris 1855,Histoire de France, Bd. 7 Jede Expedition brachte neues [[wiki:wissen|Wissen]] zurück und erst die Geographen und * [[wiki:kartographie|Kartographen]] setzten daraus ein neues * [[wiki:welt|Weltbild]] zusammen ((''Hanno Beck'' analysiert die Zusammenhänge zwischen Entdecker und Geograph, zwischen Entdeckungsgeschichte und Geschichte der Geographie gründlich :// »Entdeckungsgeschichte und geographische Disziplinhistorie«// in: Erdkunde Bd 9 Heft 3 (1955) 197-204)). ''Martin Waldseemüller'' (1472 bis 1520) studierte Geographie und erstellte 1507 als Erster eine [[wiki:kartographie|Weltkarte]] auf der Basis der neuen Entdeckungsberichte: //Universalis cosmographia secundum Ptholomaei traditionem et Americi Vespucii aliorumque lustrationes//. Seine Wertschätzung für ''Amerigo Vespucci'' war größer als die für Columbus, also nannte er den neuen Kontinent //Amerika// und nicht //Columbia//. Dieselbe Karte wurde gleichzeitig auch als Erdglobus erstellt. Beides veränderte den Blick auf die Welt grundlegend. Die Entdeckung besteht also nicht daran, dass jemand den ersten Fuss auf dieses Land setzte oder das Neuartige erkannte oder ihm einen Namen gab. Dies sind vielmehr notwendige Voraussetzungen dafür, dass sich daraus folgend das [[wiki:weltbild|Weltbild]] der Menschen insgesamt erweiterte ((''Giambattista Vico'' (1668 - 1744)\\ //Prinzipien einer neuen Wissenschaft über die gemeinsame Natur der Völker//\\ F. Meiner Hamburg 2009)); allerdings konnte man auch schon früher [[wiki:weltbuerger|Weltbürger]] sein. Vorher war [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter]] ((''Klaus Anselm Vogel''\\ //Sphaera terrae. Das mittelalterliche Bild der Erde und die kosmographische Revolution.//\\ Dissertation. Georg-August-Universität Göttingen 1995. 493 S. mit 20 S. Lit.-verz.)), gefolgt von der Moderne mit [[wiki:aufklaerung|Aufklärung]], Wissenschaft, Nationen, Demokratie, Liberalismus usw. Daraus erwuchs der Hinweis, dass die Welt heute [[wiki:weltanschauung|mit europäischen Augen]] betrachtet werde ((''Dipesh Chakrabarty''\\ //Europa als Provinz. Perspektiven postkolonialer Geschichtsschreibung//\\ Aus dem Englischen von Robin Cackett. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2010. 224 S.\\ ''Anthony Pagden''\\ //Das erfundene Amerika\\ Der Aufbruch des europäischen Denkens in die neue Welt//\\ E. Diederichs München 1996)). Das stimmt - aber wo sind die bewährten Alternativen? Beispielsweise entstand daraus das heutige Weltbild der Geographie auf wissenschaftlicher Grundlage, das weltweit anerkannt ist: es gibt weder chinesische Wendekreise noch einen amerikanischen [[wiki:aequator|Äquator]]; die Festlegung von Nordpol und Südpol erfolgt nicht interessegeleitet und ist keine Frage des [[wiki:glaube|Glaubens]]. * ''Wolfgang Zank''\\ //Von Globus an sich zum Globus für sich.//\\ Geschichte der Globalisierung\\ In: Pinkert, Ernst-Ulrich (Hg.): Die Globalisierung im Spiegel der Reiseliteratur\\ München: Text und Kontext 2000. S. 15-26 * ''Dipesh Chakrabarty''\\ //Das Klima der Geschichte im planetarischen Zeitalter.//\\ Aus dem Englischen von Christine Pries. Suhrkamp, 443 S. ==== Die geographische Form der Erde ==== Von weitem betrachtet erscheint der Planet Erde als blaue Kugel, die um die Sonne kreist. Aber aus der Nähe betrachtet wird daraus eine bucklige, abgeplattete Kugel mit Bauch, die sich auf der schiefen Bahn bewegt. === Pole, Äquator und Meereshöhe === Weil die Erde in 24 Stunden einmal rotiert, gibt es eine 12.713 km lange Polachse zwischen [[wiki:nordpol|Nordpol]] und [[wiki:suedpol|Südpol]]. Am Bauch, also in der Äquatorebene, ist die Kugel rund 43 km dicker, also ist eigentlich der //Chimborazo// (6267 m) in den Anden der höchste Punkt der Erde, weil er vom Erdmittelpunkt weiter entfernt ist als der //Mount Everest// (8848 m). Der höchste Berg ist der //Mauna Kea// mit 10.203 m vom Meeresboden. Allerdings werden die Berghöhen als Abstand zur »mittleren Meeresoberfläche« (Meeresspiegel) angegeben. Die zu definieren ist nicht einfach und führt zu Ungenauigkeiten, zumal Gezeiten und Strömungen das Niveau beeinflussen. Weil auch das Schwerefeld der Erde ungleichmäßig ist, liegt die Meeresoberfläche des Indischen Ozeans um Sri Lanka mehr als 100 Meter unter dem theoretischen Meeresspiegel. Wie hoch ist dann der //Adams Peak// auf Ceylon wirklich? === Jahreszeiten, Klimazonen, Tag und Nacht === Der Kreis um die Sonne ist in Wirklichkeit eine Ellipse und die Erdkugel rotiert um eine schiefe Achse, die einen viertel rechten Winkel (23,75°) zur Rotationsfläche um die Sonne (Ebene der Erdbahn oder Ekliptik) geneigt ist. Die Ellipse und die schiefe Achse sind Schuld an Jahreszeiten, Klimazonen und unterschiedlichen Tages- und Nachtlängen. Deswegen gibt es: ^Kalendermerkmal ^ Datum ^Sonnenstand^ |Sommersonnenwende |21. Juni |über dem südlichen Wendekreis| |Wintersonnenwende |21. Dezember|über dem nördlichen Wendekreis | |Tag-und-Nacht-Gleiche |19./21. März & 22./23. September|über dem [[wiki:aequator|Äquator]]| Anders formuliert: Zwischen den Wendekreisen kann die Sonne im Zenit stehen. Daher wird der Bereich zwischen den Wendekreisen als Tropen definiert. ^Breitenkreis^Bezeichnung^ Breite ^ |nördlicher Wendekreis|[[wiki:wendekreis_des_krebses|Wendekreis des Krebses]]|N 23° 26′ 05″ | |südlicher Wendekreis|[[wiki:Wendekreis des Steinbocks|Wendekreis des Steinbocks]]|S 23° 26′ 05″ | Die Wendekreise trennen die Nord- und Südhalbkugeln der Erde auch klimatisch, denn im Bereich der Tropen findet eine weitgehend geschlossene Luftzirkulation statt. Da die abgekühlten und trockenen Luftmassen an den Wendekreisen absinken, bilden sich dort bevorzugt //Wendekreiswüsten// ((jährlicher Niederschlag unter 250 mm im Jahr)) wie: * Sahara, Rub al-Chali, Nefud, Gobi am nördlichen Wendekreis * Namib, Kalahari, Simpson, Gibson, Atacama am südlichen Wendekreis Zwischen den Wendekreisen bilden sich die Passatwinde aus als eine erdumspannende Luftströmung (**Passatzirkulation**): * Für Segelschiffe ergibt sich daraus die Passatroute für eine Weltumsegelung mit gut vorhersehbaren Winden. * Im Indischen Ozean ergab sich daraus bis in die Neuzeit der Schiffsverkehr mit den Dhaus in einem Bogen entlang der afrikanischen, arabischen, indischen Küsten. * Die Segelschifffahrt im Atlantik nutzte bis ins [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]] den Nordostpassat von der afrikanischen Küste für die Überfahrt nach Südamerika; dort eine Meeresströmung nach Norden und im Nordatlantik die vorherrschenden Westwinde mit dem Golfstrom für die Rückfahrt nach Europa. ---- ''Horst Eichler''\\ //Geographisches Hand- und Lesebuch für modernes Reisen.\\ Schlüssel und Anleitungen zum Verstehen und Erleben für Globetrotter, Jetter und Erlebnisurlauber//\\ Touristbuch Hannover 1984\\ Klingt alt und ist alt - aber das Beste, was auf diesem Gebiet für Reisende je geschrieben wurde.