Fernsehen, Flaschenbier, Filzpantoffeln - Horst W. Opaschowski
1) kennzeichnete damit die Durchsetzung der 40-Stunden-Woche bis etwa 1975. Bei den Feiern zum 1. Mai 1954 stand das Ziel einer 40-Stunden-Woche an zentraler Stelle. Gehörte bis dahin der Samstag mit zur 48-Stunden-Woche, so änderte sich dies: »Samstags gehört Papi mir«. Dieser flotte Slogan aus einem Werbefilm der IG Metall von 1955 prägte sich ein. Verbunden damit wuchs der Jahresurlaub auf bis zu 6 Wochen. Die höhere Verfügbarkeit über Zeit veränderte das Freizeitverhalten. Diente vorher die arbeitsfreie Zeit vorwiegend der Erholung, war nun Gestaltung möglich - auch, was das Reisen betraf, das vorher häufig nur Urlaub auf Balkonien war.
In den 50 Jahren bis zum Jahr 2000 ging das Arbeitsvolumen in Deutschland um ein Drittel zurück, das Bruttoinlandsprodukt jedoch verfünffachte sich. Gleichzeitig stieg die Zahl der Arbeitslosen auf weit über vier Millionen. Im europäischen Vergleich stiegen die Löhne langsam, dafür wurde Arbeitszeit in Freizeit umgewandelt: Wochenarbeitszeit, Urlaubstage und Altersteilzeit sind im europäischen Vergleich spitze. Wer über 50 Jahre alt ist, wird gerne in die Rente entlassen.
Die Tendenz ist über Jahrzehnte ungebrochen, hinzu kamen neue Organisationsformen der Heimarbeit im weitesten Sinne. Manche Forscher haben berechnet, dass künftig die Arbeitszeit von nur 20% der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter ausreicht, um die Produktivität für die Gesamtbevölkerung zu gewährleisten. Daraus ergibt sich dann aber auch, dass nur eine Minderheit über Lohneinkommen verfügt, während eine Mehrheit über Transferleistungen ihr »Einkommen« erhalten. Ein Großteil dieser freien Zeit wird dem Reisen gewidmet. Parallel zur beschriebenen Entwicklung hat sich der Tourismus zum größten Wirtschaftszweig der Welt entwickelt.
Diese Veränderungen erzeugen jedoch neue Phänomene:
Renate Faerber-Husemann