====== Reisegepäck ====== Das Geheimnis der Beweglichkeit ist es, frei zu sein von jeglicher [[wiki:lasten|Last]]. Dem entgegen stehen das Bedürfnis nach [[wiki:sicherheit|Sicherheit]] und der Wunsch nach etwas Bequemlichkeit. Was man dafür glaubt zu brauchen, muss ins [[wiki:gepaeck|Gepäck]] passen. Bereits alte [[wiki:liste_reisesprichwoerter|Reisesprichwörter]] verweisen auf das Gepäck als Last und Lust als [[wiki:Sack und Pack|Sack und Pack]]: // »Der reist frey in alle landt, der nichts im beutel, nichts in der handt.«//, aber auch: //»Eines Reisenden schwerste Bürde ist ein leerer Beutel.«// Ohne ein [[wiki:lasttier|Lasttier]] und ohne [[wiki:wagenbau|Fahrzeug]] bleibt für die Last nur der eigene Rücken. Das ist uns angeboren, denn ohne aufrechten Gang (mit dem [[wiki:stab|Stab]] als Stütze) kann der Mensch nicht tragen (mit dem [[wiki:beutel|Beutel]] als Last) und so war der *[[wiki:homo_sapiens|Homo sapiens]] seit je auch ein //[[wiki:Homo portans|Homo portans]]//, der auch seine [[wiki:tragetechniken|Tragetechniken]] ständig optimierte und anpasste. Die ursprünglichsten Behälter waren Körbe (( Der aus Rohr (canna) geflochtene Korb wurde lat. canistrum und griech. kánastron (κάναστρον) genannt und bezeichnet heute im Deutschen als Kanister einen Flüssigkeitsbehälter.)) und Netze, die auf dem Kopf oder mit Bändern getragen wurden. Kombinationen aus [[wiki:beutel|Beutel]], [[wiki:sack|Sack]], [[wiki:stab|Stab]] und [[wiki:raeder|Rad]] erweiterten die Tragemöglichkeiten. * ''Pichler, Sandra''\\ //Mit Sack und Pack, mit Kind und Kegel: Wildbeutergesellschaften früher und heute.//\\ S. 61-64. in: Brigitte Röder, Sabine Bolliger-Schreyer, Stefan Schreyer (Hg.): Archäologie in der Schweiz. Lebensweisen in der Steinzeit. Baden 2017: Hier und jetzt ===== Das Reisegepäck im Rückblick ===== ==== Vor mehr als 5.000 Jahren ==== Der //Mann vom Hauslabjoch//, bekannt als »[[https://www.iceman.it/de/database/|Ötzi]]«, konserviert als eine rund 5.300 Jahre alte »Gletschermumie« aus dem Ötztal in den Alpen, war gut mit Tragevorrichtungen durchdacht ausgestattet und unterwegs mit * einer **Rückentrage**((''B. Terzan''\\ //Bemerkungen zu dem sogenannten Rucksack des Ötztaler Mannes//\\ Arch. Korrbl. 24, 1994, 265 ff.\\ ''J. Wininger''\\ //Die [[wiki:reisekleidung|Bekleidung]] des Eismannes und die Anfänge der Weberei nördlich der Alpen//\\ The Man in the Ice 2. Veröff. des Forschungsinst. für Alpine Vorzeit der Universität Innsbruck 2, 1995, 119 ff.))\\ Diese bestand aus einem rund zwei Meter langen gebogenen Haselnussstab als Rahmen, daran drei Lärchenholzbrettchen, geschnürt mit Lindenbast und vermutlich mit einem Tragesack aus Fell (nicht erhalten). * einer **Gürteltasche**\\ u.a. mit Feuerstein und Zunder, wie man sie bis heute noch im Himalaya sehen kann; * zwei **Dosen** aus Birkenrinde\\ davon eine für den Transport von Glut; solche Behälter wurden in ganz Eurasien und im nördlichen Amerika hergestellt, auch noch heute; * einem [[wiki:proviantbeutel|Proviantbeutel]] oder **Waidsack** für kleine Jagdbeute; * Bogen, Pfeile und Köcher aus Leder; * ein Feuersteinmesser mit Griff, mit Bastzwirn gebunden, in einer Scheide; * ein geschäftetes Kupferbeil. Dies sind die ältesten bekannten und erhaltenen aus einer langen [[wiki:liste_reisegepaeck|Liste von Reisegepäckarten]]; offensichtlich fehlen jedoch ein [[wiki:stab|Wanderstab]] und ein [[wiki:wasserbehaelter|Wasserbeutel]]. ==== Vor rund 3.000 Jahren ==== Für die ältesten Formen von [[wiki:wandermoench|Wandermönchen]], der indischen ([[wiki:dandin|Dandin]]), sind die Vorschriften der //Veden//, der //Jain// und der //Buddhisten// überliefert. Sie alle haben ihre eigenen Regeln für [[wiki:ausruestung|Ausrüstung]]. Zwar sind alle Vorschriften mehr oder weniger minimalistisch ((''Thomas Oberlies'' (01/1998)\\ //Veda-Schüler, Bettelasketen und Mönche//. \\ Zur Vorgeschichte der buddhistischen Ordensregeln, [[https://www.buddhismuskunde.uni-hamburg.de/pdf/4-publikationen/buddhismus-in-geschichte-und-gegenwart/band1/bd1-k02oberlies.pdf|online]], abgerufen 12.11.2020,\\ Buddhismus in Geschichte und Gegenwart. Bd. 1 Universität Hamburg, Asien-Afrika-Institut, Abteilung für Kultur und Geschichte Indiens und Tibets. (Weiterbildendes Studium)\\ ''Georg Bühler'' (Übers.)\\ //Sacred Books of the East//\\ The sacred laws of the Aryas Band 2\\ Clarendon, Oxford 1882 )), dennoch zeigt sich eine Bandbreite zwischen Besitzlosigkeit und Armut, zwischen dem Leben in der [[wiki:wildnis|Wildnis]], der [[wiki:waldeinsamkeit|Waldeinsamkeit]] oder am Rande der Gesellschaft, eine Gratwanderung zwischen notwendigem Bedürfnis und überflüssiger Begierde. ^ ^Veda\\ Schüler ^ Brahman.\\ Bettel-Asket ^ Jain\\ Novize ^ Jain\\ Mönch^ Buddh.\\ Mönch ^ | | Yâyâvaras\\ Samnyasin | dandamānava\\ dandagrahana\\ & antevāsi |seha | pravrajita | upasampadā\\ supravrajita| ^ Gelübde | | Besitzlosigkeit | | Besitzlosigkeit | Armut| ^ Trinken| | [[wiki:wasserbehaelter|Wassertopf]]\\ mit Filtertuch| | | Filtertuch | ^ Ernährung| Almosenschale | Almosenschale | Almosentopf\\ mit Tuch| Almosentopf | Almosenschale\\ pindapäta | ^ [[wiki:reisekleidung|Kleidung]] | Gewand\\ Antilopenfell| Lendenschurz | 3 Teile| 1 Teil\\ aus Lumpen| 3 Teile\\ aus Lumpen| ^ Wanderstab | Körperlänge | 1-2 Stäbe| [vi]dandaga | Wanderstab | khakkhara\\ hikkala | ^ Tragehilfen | Tragestange\\ [[wiki:gürtel|Gürtel]] aus Gras | Seil | | | Gürtel | ^ Werkzeug | Sichel Kuthahari | | | Besen | Messer, Nadel\\ Sonnenschirm\\ Zahnholz | ^ Untersagt | keine Schuhe\\ kein Sonnenschirm | kein Feuer | | | | ^ Anzahl gesamt | | | 12-14 | | 8 | * Der Stock der Veda-Schüler sollte kopfhoch sein und aus bestimmten Holzarten bestehen.\\ Der Stab des Brahmana sollte aus Palasa-Holz bestehen.\\ Der Stab des Snataka besteht aus Bambus.\\ Der buddhistische //khakkhara// ist lang und untermalt mit seinen metallenen Ringen klingend jeden Schritt, damit wilde Tiere und Dämonen vertreibend. * Die Kleidung der Veda-Schüler und der buddhistischen Mönche durfte nur aus Leinen, Baumwolle, Seide, Wolle, Hanf bestehen. * Die Tragestange //vivadha// war ein Bambusrohr mit Schnüren zum Befestigen der Lasten. * Die Almosenschale der Veda-Schüler musste aus Ton, Bambus, Holz oder Flaschenkürbis bestehen. ==== Vor rund 2.000 Jahren ==== Die griechischen **Kyniker** folgten ihrem Vorbild ''Diogenes von Sinope'' (um 413 - um 323 v. Chr.) mit einem vergleichbaren Ansatz, der [[wiki:bactroperita|bactropērīta]]; das Gepäck dieser Wanderphilosophen umfasste: * Einen doppelten Mantel aus grober Wolle, den //tribôn//, wörtlich `Reiber´, lateinisch //pallium//. * Einen einfachen, knotigen [[wiki:stab|Wanderstab]] //ξυλο-φορέω// `Holz tragen´. * Eine Umhängetasche [[wiki:pera|pera]] enthielt Becher, Schale, Brot, ein Ölfläschchen //Olpe// und ein Messer. * Eine (Pilger-)Flasche« //kṓthōn//, einen [[wiki:wasserbehaelter|Wasserbehälter]] oder -schlauch. * Sandalen durften, mussten aber nicht sein. Um 190 BC nannte ''Jesus Sirach'' in einer Art praktisch-philosophischem Lehrbuch ((//Ecclesiasticus// 39: 26: »Initiumnecessarierei vine hominum aqua, ignis, et ferrum, sal, lac et panissimilagineus, et mel et botrusuve, et oleum, et vestimentum.«)) den wesentlichen Bedarf für das Leben der Menschen: * Wasser, Feuer, Eisen, Salz, Mehl, Honig, Milch, Wein, Öl und [[wiki:reisekleidung|Kleidung]] . Die **römischen Soldaten und Legionäre** trugen deutlich mehr Gepäck (//sarcina//) ((''Peter Connolly''\\ //Die römische Armee//\\ Tessloff-Verlag, ISBN 3-7886-0180-9\\ ''Junkelmann, Marcus''\\ //Muli [Mvli] Mariani. [[wiki:marsch|Marsch]] in römischer [[wiki:reisegepaeck|Legionärsrüstung]] über die Alpen.//\\ 80 S. Stuttgart: Württembergisches Landesmuseum; Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Würtemberg und Hohenzollern, 1985 )). Rund 20 Kilogramm hingen am Querholz einer gabelförmigen [[wiki:stab|Tragestange]] (furca) aus Eschenholz; hinzu kamen Kleidung und Waffen. Als Gepäckstücke dienten: * [[wiki:mantelsack|Mantelsack]] (mantica) * Proviantnetz (reticulum) * Ledertasche (loculus, pera) für Kleinteile * Feldflasche (ampulla) * Fellrolle * Koch- und Essgeschirr * ''Stolle, Franz''\\ //Der römische Legionar und sein Gepäck (Mulus Marianus)//.\\ Eine Abhandlung über den Mundvorrat, die Gepäcklast und den Tornister des römischen Legionars und im Anhang Erklärung der Apokalypse 6,6.\\ 67 S. Strasbourg 1914: Trübner. Die wichtigsten Dinge für eine Reise werden unter anderem im //Neuen Testament// (Lukas 10, 1-12) wiederholt genannt. Diese Ausstattung war bewusst spartanisch, damit die **Jünger** [[wiki:per_pedes_apostolorum|per pedes apostolorum]] lernen sollten, auf Gott und damit auf Almosen zu vertrauen, sie durften mitführen: * den Geldbeutel (gr. [[wiki:balantion|ballantoin]]) mit Geld (argyrion) * die Vorratstasche (gr., lat. [[wiki:pera|pera]]) * die Sandalen (gr. hypodemata) ((''Katherine Ely Dohan''\\ //Hypodemata: The Study of Greek Footwear and Its Chronological Value//\\ Bryn Mawr College, 1985, 286S.)) * den [[wiki:stab|Wanderstab]] (gr. rhabdos) ((elf Mal im Neuen Testament als Stab für Reisende und Schäfer)) * aber kein zweites Hemd (!) ==== Reisegepäck in der Antike und im Mittelalter ==== → [[wiki:liste_reisegepaeck|Liste der Reisegepäckarten]] ==== Das Reisegepäck der Pilger im Mittelalter ==== Wie bei jedem anderen Reisenden mussten [[wiki:reisekleidung|Kleidung]] und [[wiki:ausruestung|Ausrüstung]] praktisch und nützlich sein ((''Teodor Puszcz''\\ //Das liturgische Gebet für Reisende und Pilger sowie Seefahrer://\\ Ein Überblick bis zur Tridentinischen Liturgiereform\\ LIT Verlag Münster, 2019, S. 25 - 28)). Darüber hinaus entwickelte sich eine Art Bildsprache (Ikonographie) ((''U. Liebl, Pilger''\\ // III. Ikonographie//\\ in: Lexikon des Mittelalters 6 (1993), Sp. 2150-2151\\ ''Leonie von Wilckens''\\ // Die Kleidung der Pilger.//\\ In: Lenz Kriss-Rettenbeck, Gerda Möhler (Hrsg.): Wallfahrt kennt keine Grenzen, Themen zu einer [[wiki:liste_ausstellungen|Ausstellung]] des Bayerischen Nationalmuseums und des Adalbert Stifter Vereins. München 1984, S. 174–175)), damit beispielsweise [[wiki:pilger|Pilger]] oder [[wiki:vaganten|Vaganten]] anders wahrgenommen wurden als wandernde Handwerksburschen, [[wiki:der_fahrende_haendler|Fahrende Händler]], Bettler, Aussätzige. * Pilgerhut mit breiter Krempe (petasos) * Pilgerumhang (frz. pelerine), also kein Mantel * Untergewand * Sandalen, Schuhe oder Stiefel ((''Olaf Goubitz''\\ //Stepping through Time. Archaeological Footwear from Prehistoric Times until 1800//\\ SPA, Zwolle 2001, 396 S. )) * [[wiki:geldbeutel|Pilgerbörse]] für Münzen, Wertsachen und Pilgerpass * [[wiki:pilgerstab|Pilgerstab]] (lat. [[http://www.woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=MLW&lemid=NB00107|baculum]]) ((de signo ad loca sancta peregrinantium\\ ''A. Franz''\\ //Die kirchlichen Benediktionen im [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter]] //\\ II. 1909. S. 272)) * Pilgertasche (lat. [[wiki:pera|pera]]) * Pilgerflasche, ein Lederbeutel oder eine Kürbisflasche * Rosenkranz * Beutelbuch für begüterte und gebildete Pilger ((''Otto Mazal''\\ [[https://referenceworks.brillonline.com/entries/lexikon-des-gesamten-buchwesens-online/beutelbuch-COM_020677|Beutelbuch]], (2017) In: //Lexikon des gesamten Buchwesens//)) * [[http://www.pilgerzeichen.de/project/subject|Rund 1.600 Pilgerzeichen]] der Pilgerziele für Hut, Kleidung oder Tasche ((es sind etwa 500 unterschiedliche bekannt, oft aus Blei gegossen oder aus Blech;\\ ''Herbers, Klaus; Kühne, Hartmut'' [Hrsg.]\\ //Pilgerzeichen - Pilgerstraßen//\\ Narr Tübingen 2013, Jakobus-Studien 20)) * Kreuz als Zeichen für das Pilgerziel Jerusalem * Muschel als Zeichen für das Pilgerziel Santiago de Compostela * Schlüssel und Schwert oder Veronikatuch als Zeichen für das Pilgerziel Rom * Madonnen als Zeichen für das Pilgerziel Walsingham === Japanische Pilger 1894 === ''Alex Braun'' beschreibt japanische [[wiki:pilger|Pilger]] um 1894:\\ //»Schaaren von Pilgern, meist Männer und Knaben in weißen Gewändern, mit Strohsandalen und tellerförmigen Strohhüten, mit großen grünen Matten als Wettermänteln, einem Kürbis als [[wiki:wasserbehaelter|Wasserflasche]] und einem knotigen Bambus als [[wiki:wanderstock|Wanderstab]] ...«// ((''Alex Braun''\\ //Japanische Thermen//.\\ in: Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik 17 (1895) 344-350)) ==== Das Reisegepäck des Fahrenden Volkes ==== Eine *[[wiki:liste_aller_listen|Liste]] der klassischen Reise[[wiki:ausruestung|Ausrüstung]] des [[wiki:liste_fahrendes_volk|Fahrenden Volkes]] umfasst: * **Kluft**\\ Kleidung aus Cord, Wolle, Leder für Hemd, Jacke (»Lodenjoppe«), Hose, Hut * **Regenschutz**\\ schulteraufliegend oder als Kapuzenmantel, ein grober Kotzen, Loden oder Düffel * **Schuhwerk**\\ »Trittlinge«: Wanderschuhe mit genagelter Sohle oder Stiefel\\ Gamaschen, Hirschtalg, Fußlappen * **Gürtelgehänge** für\\ [[wiki:bulge|Beutel]], Essutensilien, Messer, [[wiki:vielzweckwerkzeug|Werkzeug]] ((''Claudia Schopphoff''\\ //Der [[wiki:guertel|Gürtel]]: Funktion und Symbolik eines Kleidungsstücks in Antike und [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter]] //\\ Böhlau Verlag Köln Weimar, 2009, 276 S.)) * **[[wiki:reisegepaeck|Reisegepäck]]**\\ [[wiki:felleisen|Felleisen]], Proviantbeutel, [[wiki:wasserbehaelter|Wasserflasche]] * **Stock** als [[wiki:stab|Wanderstab]], Stütze und Waffe\\ Knotenstock, Stenz, Knobkierie ==== Das Reisegepäck der Seefahrenden ab dem Mittelalter ==== * **schipkisten**: Seekiste, Schiffskiste, holl. Scheeps-kist, dän. Söe-Kiste, engl. Sea-chest, Sailor’s chest; * **huðfat** `Bettzeug´, ein aus Fell (hud) gefertigter Schlafsack * 1375 //hudfat// in Rostock * 1403 **watsecke** aus Wolle ((Hansisches Urkundenbuch Bd. 5, 588, 3.)) * 1449 die **matten** der Matrosen ((Hansisches Urkundenbuch Bd. 8, Nr. 84, §§ 72, 73. )) === Quellen: === * ''Ellmers, Detlev''\\ //Mit Seekiste und Bettzeug an Bord.\\ Das Reisegepäck der Seefahrenden vom Mittelalter bis zum frühen 20. Jahrhundert.//\\ Hansische Geschichtsblätter 127 (2009) 1-53. * ''Ellmers, Detlev''\\ //Einmal Rostock – Malmö und zurück. Die Abrechnung einer Seereise aus dem Jahre 1375//.\\ Hansische Geschichtsblätter, 126 (2008) 247-266. [[https://doi.org/10.21248/hgbll.2008.120|Online]] * ''Hjalmar Falk''\\ //Altnordisches Seewesen//.\\ Wörter und Sachen 4 (1912) 1-122 ==== Das Reisegepäck der Begüterten im 17. Jahrhundert ==== //**Reisetruhen**, »z. B. eine, in der sich eine bettstatt im feld zu gebrauchen befänden, mit stroosakh, materazo, pfulgen, leilacher, deckhin, umbhäng, tischblättlin, […] 2. stul, nachtstul, vnd anderß, die dekhinen vnd umbhang […] In einer anderen Truhe seien aine feldtafel, mit 6. lidernen stuelen oder seßelen, ain credenz tisch, mit 2. bänkhlen, das geschürr darauf zu stellen: tischleinwat auf 6. gäst, tischgerait von schißlen, teller, salier, leichter, leffel, messer, piron, flaschen, alles von zihn […] «//\\ Eine Empfehlung des Philipp Hainhofer aus Augsburg an Herzog August den Jüngeren von Braunschweig-Lüneburg in einem Brief von um 1643.\\ In selbiger Quelle aus einem Brief von 1695:\\ //Die Juweliere haben mir zwei mit rotem Leder und vergoldeten Beschlägen überzogene, innen mit rotem Samt und Atlas gefütterte fueterlen oder trüchlen, eins über einen Werkschuh lang und auch so hoch, mit sich auf der rayß zu fueren, gezaigt, vnd ist in Jeden oben hero die schreiberey, alß dintenfaß, streebüchß, spangenfach, geschrauffte federn, messerlen, scherlen, vnder schidliche mathematische instrumenta, proportional zirkl, brillen, Compas, Compasring, auglige gläser, schöne Carten, würfel, drehewürfel mit balsambüchsen etc. papir, Calender, vnd der gleichen. Im mittleren gaden ist die apoteg mit gläßlen büchßlen, schächtelen, pfändlen, schißlen, bündbüchß, zungen vnd salben spaaten, trachterlen, gewichtlen. Im Dritten gaden ist der Campelzeug mit spiegel, streel, hartuch, haarzangen, scheer, scheermesser, flitten, ventausen, streichruemen, saiffenkugeln etc. sehr compendios, vnd zu täglichen gebrauch ainem herrn oder frawen dienlich wäre.// * ''Ronald Gobiet''\\ //Der Briefwechsel zwischen Philipp Hainhofer und Herzog August d. J. von Braunschweig-Lüneburg.//\\ (= Forschungshefte Bayerisches Nationalmuseum, 8) 934 S. München 1984: Deutscher Kunstverlag. ==== Reisegepäck für Fusswanderer im Gebirge 1828 ==== Aus dem Jahr **1828** erhalten wir eine akribische Liste, was der [[wiki:fussreisen|Fußwanderer]] mit ins Gebirge zu nehmen hat und was nicht, zudem mit aufschlußreichen Anmerkungen, die auf das [[wiki:weltbild|Weltbild]] des Fußreisenden der damaligen Zeit schließen lassen: * ''Berndt, Johann Christian Gottlieb''\\ //Wegweiser durch das Sudeten-Gebirge.//\\ Breslau 1828: Grüson u. Comp. VIII, 712 S., 1 Falttafel. [[https://books.google.de/books?id=xKL-h0SF2ykC&hl=de&pg=PP5#v=onepage&q&f=false|Online]] und hier als [[wiki:1828_berndt-gepaeck-s-10-15|Auszug]]. Darin die Vorbereitung zur Reise (Zeit, Plan, Dauer, Gesellschaft, Reiseart, Reisegepäck, [[wiki:reisekleidung|Reisekleidung]]) S. 3-15 und die Organisation der Reise (Tagesordnung, Marschart, [[wiki:fuehrer|Führer]], Benehmen, Reise ins hohe Gebirge, Reisenoth) S. 15-29 ==== Canvas und Khaki für das Leben im Busch ab dem 19. Jahrhundert ==== In den tropischen Kolonialgebieten entstand eine ganz eigene Reiseaussstattung für das [[wiki:reisen|Reisen]] im [[wiki:bush|bush]], ausführlich dazu siehe [[wiki:reisekleidung|Reisekleidung]], [[wiki:khaki|Khaki]] und [[wiki:safari|Safari]].\\ [[wiki:camping|Camping]] und Canoeing begannen im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]] mit weitgehend seibstgefertigter [[wiki:ausruestung|Ausrüstung]]: * ''Frazer, Perry D.''\\ //Canoe Cruising and Camping.//\\ 87 S. New York 1897: Forest and Stream [[https://books.googleusercontent.com/books/content?req=AKW5QafGsHrkstdmEWAZ6tj_bMalNrZmLrqEj4j-NR5zlI_CkTLdVQIN02e29kUfWppPg6hnGxMv3WrsP0ahXqAhvB3sWyFWbOrCJZnb6RlMVJI8v_mUnxM0-xxo1fk7JeRwsb5gePGGcez73JBK-fBKit5zf_ajBDApv5p4T9PGkWW04nfqyz-vflmXU_p5slvKwRNRbwL4m27c404ktDj15zdc4ACKGbtXsSXDxqJnJzrtUFJ0RTF2c2ezFX69tU2DwmQG3swgv5xebjgLw0w2y09RXiZhAQ|Online]] * //Camping Outfit//: Tents Without Poles — Canoe, Protean, Wedge, and Other Forms of Tents — A Tent in a Storm — A Cheap Tent - Waterproof Blankets — Three Recipes for Waterproofing [[wiki:reisekleidung#Materialien|Canvas]] - Buy the Best Blankets — Sleeping Bags — How to Make One — Cork Cushions — Home-Made Cork Beds and Cushions — The Camp Axe — The Duffle Bag — Grub Boxes and Bags — Selecting the Cooking Outfit — A Portable Range — List of Food Needed for one Person on a Month's Cruise — Selecting Food and Supplies. * //[[wiki:reisekleidung|Clothing]]//: What to Take — The Underwear-Good Flannel Shirts — Knicker bockers and Coats — The Sweater — Wool Clothing Best — Waterproof Garments — The Moccasin for General Wear — Avoid Boots and Leggins — Paddling Gloves — Warm Gloves for Cold Weather. ==== Koffer für die Eisenbahn ab Mitte des 19. Jahrhunderts ==== »Diesen Koffer habe ich im Jahre 1849 von Moritz Mädler am Markt in Leipzig für elf Thaler gekauft, und wie viel tausend Meilen ich mit ihm in der Zeit gemacht, wäre wohl kaum zu sagen. Dabei ist nie ein Ueberzug über seine schwarze Haut gekommen und trotzig hat er der brennenden Sonne der Tropen, wie Schnee, Regen und Salzwasser die Stirn geboten. Von 1849–52 begleitete er mich um die ganze Erde, dann lange Jahre auf allen Zwischenreisen, 1860 und 61 wieder nach Süd-Amerika, 1862 nach Afrika, und immer und immer hielt er treu aus. Friedrich Gerstäcker: Mein alter Koffer Die Gartenlaube 22 (1866) 352, https://de.wikisource.org/wiki/Mein_alter_Koffer Der Kutschenkoffer stand auf dem Fahrzeug, musste stabil und wetterfest sein und war gewölbt, damit der Regen abfloss und der Riemen fest saß. Das erschwingliche [[wiki:reisen|Reisen]] in öffentlichen Verkehrsmitteln verdrängte im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]] den Schrankkoffer (engl. //trunk//) der Begüterten, die über [[wiki:kutschen|Kutschen]] und [[wiki:traeger|Träger]] verfügten. In Massenverkehrsmitteln wie der Eisenbahn gibt es einen Gepäckraum und Gepäckablagen, der Koffer muss also kleiner sein und stapelbar. Damit wurden auch die [[wiki:ding|Dinge]] für [[wiki:unterwegs-sein|unterwegs]] kleiner, faltbar oder klappbar, damit sie in den einfachen Koffer (engl. //humble suitcase//) passten ((Mollerup 2001)), insbesondere Anzüge (//suit//-case). Dennoch verbringen Koffer die größte Zeit ihres Lebens langsam verstaubend in der Abstellkammer und ihre schlimmste Zeit in Frachträumen und in den respektlosen Händen fremder Menschen.\\ Als Hartschalenmaterialien eignen sich Graupappe (billigst und leicht), Blech, Sohlenleder oder Pappelholz; mit oder ohne Bezugsstoffe (Canvas, Leder ...), hinzu kommen Beschläge (Scharniere, Ecken, Schloss). Ein Vorläufer der Kunststoffe war ab 1855 Vulkanfiber (engl. Vulcanized fibre, trunk fibre). Noch 1968 ((Neue Berliner Illustrierte)) warb die //VEB Kofferfabrik Kindelbrück// für »Schalenkoffer aus garantiert Echt Vulkanfiber mit Aluschiene, strapazierfähig und praktisch für jede Reise«. * ''[[https://www.deutsche-biographie.de/sfz126734.html|Carl Moritz Mädler]]'' gründete 1850 in Wurzen die »Königlich Sächsischen concessionirten Koffer- und Taschen-Fabrik Moritz Mädler«. Ein 1894 patentiertes ((Patent 85676)) Verfahren ermöglichte die Herstellung leichter wasserdichter Koffer, indem Rohrstäbe in Flachssegeltuch eingewebt wurden. [[https://global.museum-digital.org/object/2177147|Bild]] sowie [[https://books.google.de/books?id=CEfPKaNPxmwC&hl=de&pg=PT16#v=onepage&q&f=false|Anzeigen für Reisegepäck]], an erster Stelle der Gerstäcker-Koffer aus Sohlenleder mit Kupfernieten. 1964 wirbt die Lufthansa für ein Bord-Case von Moritz Mädler (Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg): //»Sie brauchen nicht mehr auf Ihr Gepäck zu warten, wenn Sie mit Mädlers Bord-Case reisen.«// * ''Louis Vuitton'' (1821--1892) arbeitete als gelernter »[[https://www.institut-savoirfaire.fr/metiers-art/fiches-metiers/cuir/malletier-layetier|layetier-emballeur-malletier]]« auch für die damalige französische Kaiserin, die Ansprüche der Oberklasse waren ihm vertraut. Nach 17 Jahren Berufserfahrung gründete er 1854 eine eigene Firma, die Luxuskoffer (trunks) herstellte. Dabei wich er von der traditionell gewölbten Form ab und baute quaderförmige und damit stapelbare Koffer. Indem er das schwere Leder durch einen edel aussehenden, grauen, belastbaren, luft- und wasserdichten Leinenstoff auf Pappelholz ersetzte (Trianon Canvas), konnte er auf den gewölbten Deckel (couvercles bombés) verzichten. Der Weber ''Émile Dufort'' war zuvor für seine robusten Zeltleinwände bekannt geworden. ((''Simba Msonzah'' \\ //Procurement Power: How successful small businesses//\\ 248 S. 2024 Kindle Edition. Seite 93)) Damit ergab sich ein besseres Volumen-Gewichtsverhältnis, zumal die Oberschicht zunehmend mit Luxuszügen und Dampfschiffen reiste, der Koffer also wettergeschützt war. 1876 konstruierte er ein »Kofferbett für Entdeckungsreisende«. 1888 führte sein Sohn ''George Vuitton'' das Schachbrettmuster ein (Damier Canvas), 1890 das sechseckige, einbruchsichere Schloss. * ''Pasols, Paul-Gérard''\\ //Louis Vuitton: la naissance du luxe moderne.// 559 S. Aktualisierte Auflage. Bibliogr. S. 548-549. Index. Paris 2012: La Martinière. (= The Birth of Modern Luxury. New York, = Louis Vuitton die Erfindung des Luxus, München) * //Kult mit Koffern//. \\ DER SPIEGEL 45/1982 07.11.1982 [[https://www.spiegel.de/kultur/kult-mit-koffern-a-e6399bf2-0002-0001-0000-000014354666?sara_ref=re-xx-cp-sh|Online]] »Autokoffer« werden nur zwischen Haustür und Kofferraum getragen; sie sind zwischen Abfahrt und Ankunft im Fahrzeug geschützt. Sie müssen leicht sein, aber nicht wetterfest, bedürfen keiner Stahlkappen. Ab den den 1950er Jahren verdrängten Kunststoffe - Polypropylen, Polycarbonat, ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymere) - ältere, schwere Materialien in die teure Vintage-Ecke. Bei Flugreisen zählt jedes Kilogramm. Den ersten Leichtmetallkoffer aus Aluminium stellte 1937 //Rimowa// (Richard Morszeck Warenzeichen) in Köln her, als »Überseekoffer« war er nicht für Bahn- oder Autoreisende gedacht. Das 1950 eingeführte Rillen-Design erinnerte an die JU52-Flugzeuge von Junkers und wurde zum Markenzeichen auch bei den späteren Polycarbonat-Trolleys von Rimowa. Manche Hartschalen-Koffer dienten auch dazu, die Reisegeschichte seines Besitzers zu präsentieren, indem Aufkleber die Stationen der Reise dokumentierten, [[wiki:souvenir|Andenken]] wie die [[wiki:pilgerzeichen|Pilgerzeichen]] oder Nagelbleche am [[wiki:wanderstock|Wanderstock]]. Ist der Koffer zu, so hat die Seele Ruh'. Sprichwort Erst seit dem [[wiki:unterwegs_im_18._jahrhundert|18. Jahrhundert]] gewinnt ‚Koffer‘ die Bedeutung von Reisegepäck, zuvor war der Koffer ein massives, gewölbtes Behältnis, eine Truhe oder Kiste. Vergleichbare Formen finden sich in vielen germanischen, romanischen, sklawischen Sprachen (franz. und engl. Coffre), abgeleitet aus lateinischem coffrus, cofrum, cofferum, entstanden aus griechischem kóphinos κόφινος ‘großer Korb, Tragkorb’ ((z.B.: bei [[https://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemid=K09875|Grimm]], [[https://www.dwds.de/wb/Koffer|DWDS]], [[https://de.wiktionary.org/wiki/Koffer|Wictionary]] )). Das englische suitcase ist neueren Datums, zuvor hieß es dort 'trunk'. ==== Reisegepäck für eine Weltreise in 80 Tagen 1873 ==== Als ''Jules Verne'' **1873** den ''Phileas Fogg'' auf die Reise in 80 Tagen um die Erde schickt, weist dieser seinen Diener ''Passepartout'' an:\\ //»Keine Koffer. Nur eines Reisesackes bedarf's, mit zwei wollenen Hemden darin, und drei Paar Strümpfen; ebensoviel für Sie. Weiteres kaufen wir unterwegs. Holen Sie meinen //Makintosh// ((Ein wasserdichter Regenumhang, entwickelt von dem schottischen Chemiker ''Charles Macintosh'' (1766–1843) )) und meine Reisedecke, und nehmen Sie gute Fußbekleidung. Uebrigens gehen wir wenig oder nicht zu Fuße. Jetzt, rasch!«// (([[https://www.projekt-gutenberg.org/verne/80tage/chap04.html|4. Kapitel]], Online bei Gutenberg)). »Gepäck?« antwortete er. »Habe keins.« »Wirklich keins?« »Yes. Bin früher so dumm gewesen, mich mit einer Menge von Sachen zu schleppen, und habe mich trotzdem für einen tüchtigen Globetrotter gehalten. Habe aber von dir gesehen, wie man es machen muß. Mache es nun ebenso: Anzug auf dem Leibe, Mantel, Waffen, Geld, weiter nichts.« Karl May, Im Reiche des silbernen Löwen III, 1898 ==== Rollkoffer fürs Flugzeug ab 1970 ==== Um 1970 wurde das Flugzeug massentouristisch tauglich, dabei nahm die Zahl der [[wiki:traeger|Gepäckträger]] ab, die der Passagiere zu. Das Gepäck musste in Flughäfen weite Strecken getragen werden und in die Ablage der Flugzeuge passen. 1970 bekam der Koffer vier Rollen und eine Schlaufe zum Ziehen. So wurde er 1972 zum patentierten ((#3.653.474 am 04.04.1972)) Rollkoffer (engl. trolley, caddy). Erfunden hat den //rolling suitcase// der US-Amerikaner ''Bernard D. Sadow'' (1925–2011), Vize-Präsident einer Firma, die auch Koffer herstellte. 1987 hatte ''Robert Plath'', Pilot bei //Northwest Airlines//, die Idee, den Koffer nur auf zwei Rollen zu stellen und einen Teleskopgriff zu montieren ((''Sharkey, Joe''\\ //Reinventing the Suitcase by Adding the [[wiki:raeder|Wheel]]//.\\ New York Times 04.10.2010 [[https://www.nytimes.com/2010/10/05/business/05road.html|Online]])). Damit wurde der Rollkoffer massentauglich hergestellt als //rollaboard// (engl.) Robert Plath erhielt 1991 ein Patent darauf und gründete die Firma //Travelpro// ((''Lale Arikoglu''\\ //How the Rollaboard Suitcase Changed Travel Forever.//\\ Conde Nast Traveller 22.09.2017 [[https://www.cntraveler.com/story/how-the-rollaboard-suitcase-changed-travel-forever|Online]])).\\ Ebenfalls 1972 entwickelte die französische Firma //Delsey// einen rollenden Hartschalenkoffer und nannte ihn //Trolley//. ===== Kriterien zur Auswahl ===== Die [[wiki:ausruester|Kataloge]] mit Reise-[[wiki:ausruestung|Ausrüstung]] umfassen mehrere hundert Seiten; Ausrüsterläden präsentieren Materialien auf mehreren tausend Quadratmetern. Doch wer sein [[wiki:reisegepaeck|Reisegepäck]] unter erschwerten Bedingungen tragen muss, benötigt keinen [[wiki:lasten|Ballast]]. Von [[wiki:fuehrer|Bergführern]] bekommt man zu hören: //»Unter schwersten Umständen muss Dein Rucksack leer sein, weil Du alles im Einsatz hast.«// Ein Rucksack sollte nicht mehr wiegen als etwa ein Viertel des eigenen Körpergewichts - das ist schon schwer. Mehr zu tragen erfordert langes Training und eine gute Rucksackqualität. Radfahrer und Motorradfahrer müssen sich ebenso einschränken. Wer jedoch mit einem [[wiki:basisfahrzeuge|Fahrzeug]] reist, neigt schnell zum [[wiki:immermehrismus|Immermehrismus]]. **Muss**: Trinken, Essen ([[wiki:proviant|Proviant]]), Schlafen, Wärme und Gesundheit müssen als Grundbedürfnisse garantiert sein. In Städten und auf dem Dorf gelingt das meist mit Geld, [[wiki:dokumente|Dokumenten]] und Informationen. [[wiki:outdoor_offroad|Outdoor]] & [[wiki:offroad|Offroad]] wird es schwieriger - man muss alles mitnehmen. [[wiki:Autarkie|Autarkie]] für bestimmte Zeiträume und [[wiki:klima|klimatische]] Besonderheiten muss geplant werden. Zudem werden die Grundbedürfnisse erweitert um [[wiki:orientierung|Orientierung]] und Mobilität - beides muss gewährleistet sein oder man findet sich in einer Survival-Situation wieder. **Kann**: Die gewissen Extras, etwas Luxus, bequeme Hilfsmittel, Unterhaltsames, Genussmittel - eben alles, was schön ist oder Spass macht. ==== »If in doubt, take it out« ==== * **Weglassen**\\ Was man unterwegs kaufen kann, muss man nicht mitnehmen. * **Reduzieren**\\ Schwere Verpackungen durch leichte ersetzen, wasserhaltige Konserven durch getrocknete Lebensmittel, größere Gebinde durch kleinere und so weiter. * **Fokussieren**\\ Für welches Zeitfenster sollen Verbrauchsmaterialien ausreichen? Alles was doppelt ist, aussortieren. * **Ersetzen**\\ Die schwersten [[wiki:ausruestung|Ausrüstung]]sgegenstände durch leichtere Alternativen ersetzen. * **Volumenoptimiert packen**, z.B. * Kleidung in Plastikbeutel, Luft heraussaugen und dicht verschließen * //[[wiki:Ranger Roll|Ranger Roll]]//: Kleidung flach auslegen, als Rechteck falten, dann rollen ^ Kriterien ^ minimalistisch ^ maximalistisch ^ ^ Belastbarkeit | Leichte Kunstfaserbeutel,\\ -taschen, -säcke | Seesack, -kiste,\\ Schalenkoffer, Alu-Trolley | | bekannte Hersteller | | Rimowa (Alu-Trolleys) seit 1898,\\ Samsonite (Schalenkoffer) seit 1910 | ^ Aussehen | Gebrauchsspuren, Unauffälligkeit | Alleinstellungsmerkmal\\ (Edel-/Modemarken, Vintageprodukte) | ^ Transporthilfe | Taschen und Beutel\\ mit Trageschlaufen | Tragegestell (Rucksäcke),\\ Rollen (z.B. Trolley), | | bekannte Hersteller | | Eastpak (Trolleys) seit 1952 | ^ Volumen | Bordgepäckgröße | Schrankkoffer | | bekannte Hersteller | 1964 Moritz Mädler/Lufthansa\\ (Bord-Case) |Goyard seit 1792, Mädler seit 1850,\\ Louis Vitton seit 1854, Watajoy Clipper [[wiki:gepaeck#luggage|luggage]] | ^ Gewicht | Leichte Kunstfasern | Canvas u. ähnliche Textilien,\\ Metallbeschläge, Holz, Leder | * Stiftung Warentest\\ //Koffer und Reisetaschen im Test Packen, tragen, rollen – wer über­steht den Koffertest?//\\ 24.04.2021 [[https://www.test.de/Koffer-fuers-Handgepaeck-im-Test-5073842-0/|Online]] * ''Mollerup, Per''\\ //Collapsibles: a design album of space-saving objects.//\\ London 2001: Thames & Hudson. ===== Querverweise ===== * [[wiki:anschaffungen|Anschaffungen]] * [[wiki:apodemik|Apodemiken]] und die [[wiki:zeitleiste_apodemiken-reiseanleitungen|Zeitleiste der Reiseanleitungen]] * [[wiki:khaki|Khaki]] * [[wiki:liste_reisegepaeck|Liste der Reisegepäckarten]] * [[wiki:reisekleidung|Reisekleidung]] * Liste der [[wiki:liste_ausstellungen#Reisegepäck 1997 bis 2016|Ausstellungen zum Thema Reisegepäck]] von 1997 bis 2016 * [[wiki:road_movie|Road Movie]]:\\ //Puteschestwennik S Bagashom// [Reise mit Gepäck]\\ Regie: ''Ilja Fres'', Schwarz-Weiß, Spielfilm, Sowjetunion, Gorki-Studio, Moskau, 1965. * [[https://www.koffer.de/koffer-reparatur/|Koffer-Klinik]] in Kelsterbacham Frankfurter Flughafen\\ ''Ingrid Karb'': //Retter von kaputtem Gepäck// FAZ 03.09.2023 ===== Literatur ===== Die technischen Mittel des Reisens - Tragehilfen ebenso wie Gepäck - sind uns alltäglich vor Augen und bleiben wegen ihrer Selbstverständlichkeit weitgehend unbeachtet; auch der akademische Blick schweift meist darüber hinweg. Volkskunde und europäische Ethnologie bieten kaum systematische Ansätze zu diesem Themenfeld: * ''Anonymus''\\ //Traveling Dressing-Case//\\ Godey’s Lady’s Book, November 1874 * ''Yasmin Doosry''\\ //Kofferwerbung: Fernweh als Geschäft.//\\ S. 190--198 in: in Selheim, Claudia und Großmann, G. Ulrich (Hrsg.): Reisebegleiter – mehr als nur Gepäck, Heidelberg: arthistoricum.net-ART-Books, 2019, [[https://doi.org/10.11588/arthistoricum.453.c6386|Online]] *'' Grau & Co.''\\ //Mit Kamera und Reisetasche//.\\ Grau & Co., Leipzig, Vornehmes Versandhaus. Preisbuch für Abteilung Nr. 2. 56 S. um 1910. Inhalt u.a.: * Photographische und optische Artikel * Grau's Klapp-Kameras * Ernemann-Kameras * Schüler- und Reise-Kameras ... * Albums für Bilder und Postkarten ... * Thermometer, Barometer * Reise- und Theatergläser ... * Große Reisekoffer * Anzug- und Rundreise-Koffer * Leder-Reisetaschen ... * Reisekocher, Reise-Bügeleisen * Reiseplaids und Rucksäcke ... * ''Daniel A. Gross''\\ //Modern [[wiki:gepaeck#luggage|luggage]] has been constantly reinvented during its short 120-year history//.\\ Smithsonian Magazine May 9, 2014 [[https://www.smithsonianmag.com/history/history-humble-suitcase-180951376/|Online]] * ''Harlan, Susan''\\ //[[wiki:gepaeck#luggage|luggage]].//\\ 148 S. New York 2018: Bloomsbury. * ''Hyde, Kenneth F.''; ''Karin Olesen''\\ //Packing for Tourist Performances.//\\ Annals of Tourism Research 38.3 (2011) 900–919. * ''Luce, Robert''\\ //Going Abroad? Some Advice.//\\ 287 S. Boston 1897/1906 (4. A.): Clipping Bureau Press. [[https://hdl.handle.net/2027/hvd.32044051142065|Online]] * ''Klara Löffler''\\ //Frauensache? Das Einpacken vor der Reise.//\\ In: Fraueninfo. Frauenvorlesungsverzeichnis. Hg. Vom Gleichstellungsbüro der Ruhr-Universität Bochum. Bochum 2008, S. 6-13. * ''Klara Löffler''\\ //Im [[wiki:gepaeck|Gepäck]]. Phantasien und Praktiken des Kontextwechsels auf Reisen.//\\ S. 35--46 in: Thierry Greub et al. (Hg.): Kontextwechsel und Bedeutung. [[https://www.academia.edu/download/113238099/Greub_Klo%C3%9F_Schroder_Mo52_Kontextwechsel_und_Bedeutung.pdf#page=37|Online]] * ''Löfgren, Orvar''\\ //Emotional [[wiki:gepaeck#Bagage|Baggage]]. Unpacking the Suitcase.//\\ S. 125–151 in: Frykman, Jonas; Povrzanovic Frykman, Maja (Hg.): Sensitive Objects. Affections and Material Culture. Lund 2016. [[https://library.oapen.org/bitstream/handle/20.500.12657/31296/631957.pdf?sequence=1#page=125|Online]] * ''Andrea Mihm''\\ //Packend ... Eine Kulturgeschichte des Reisekoffers//.\\ 128 S. Marburg 2001. * ''Schadendorf, W., & Braun-Ronsdorf, M.''\\ //Reisen und Reisebedarf//\\ 30 S. CIBA Basel 1962 * ''Uta Schilling''\\ //Sattel, Koffer und Gewehr. Wörter und Sachen bei den kasachischen Nomaden der Westmongolei//\\ 198 S. Dissertation bei Claus Schönig an der Freien Universität Berlin 2013. [[https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/8006/Sattel_Koffer_und_Gewehr.pdf|Online]] S. 27, 65-66, 171 Etymologische Begriffsgeschichte zu 'čemadan' im Türkischen, Persischen und Russischen sowie dem bedeutungsverwandten sandïq 'Truhe'. * ''Marie Simon''\\ //Nimm mich mit... Eine kleine Geschichte der Reisebegleiter.//\\ 183 S. München 2005: Frederking und Thaler. * ''Edgar Wayne''\\ //My Valise and I//.\\ Godey’s Lady’s Book, January 1870