Wagnis

Frisch gewagt, ist halb gewonnen.

Das bekannte Sprichwort hat uns etwas zu sagen, denn es findet sich ungarisch ebenso wie dänisch und auch schon in zahlreichen lateinischen Wendungen. Schaut man genauer hin, will das wagen jedoch gut überlegt sein. Nicht etwa wegen des Risikos, sondern weil man Gefahr läuft, sich entweder lächerlich zu machen (»so lacht man den Wagehals aus«) oder als Aufschneider zu gelten (»Gewagt geht vor gesagt«). Das Wagen verlangt Mut, gelingt aber nicht durch abwägen, sondern durch Vertrauen in sich, in Gott oder ins Glück; den nötigen Antrieb liefert die Hoffnung, etwas zu gewinnen oder die Aussicht, das es nichts zu verlieren gibt. »Augen zu und durch« ist allerdings eine schlechte Losung, denn »Unbedachtsam Wagen bringt für Nutzen Klagen« 1).

Zwar ist das Verb `wagen´ alt und bedeutsam, doch ist das `Wagnis´ ein Konstrukt der Kanzleisprache und wurde erst in der Romantik ein gern genutzter Begriff, etwa bei Goethe und Schiller und feierte seinen Erfolg vielleicht im Schatten des Abenteuers. Der Psychologe Warwitz unterscheidet Wagende von Hasardeuren, Wagnissport von Risikosport und beschreibt das in dem lesenswerten Interview »Wenn ein Mensch von einem Bären angefallen wird, dann hat er etwas falsch gemacht« in Brand eins 1/2021, im Themenheft Abenteuer.


1)
Sprichwörter siehe Wander, Wörterbuchnetz