====== Waldläufer ====== Gemeinsam ist allen Waldläufern, dass sie [[wiki:einzelne|Einzelne]] in der Wildnis sind, daher auch die [[wiki:waldeinsamkeit|Waldeinsamkeit]] ertragen können und sich als [[wiki:autarkie|Selbstversorger]] betätigen müssen, jagend oder sammelnd. Aus heutiger Sicht sind es eigensinnige [[wiki:aussenseiter|Außenseiter]], die die Gemeinschaft fliehen, wenn nicht gar [[wiki:outlaw|Outlaws]]. Es scheint jedoch, als sei dies ein Phänomen der Neuzeit, denn //»Außerhalb der Stadt gibt es nur Helden und Ungeheuer«,// sagte ''Aristoteles'' vor rund 2500 Jahren, mythisch verorten dort viele Kulturen den [[wiki:der_wilde_jaeger|Wilden Mann]] oder [[wiki:man_of_the_bush|man of the bush]]. Der angelsächsische König ''Wihtred'' (um 670-725) bestimmte, dass jemand, der sich abseits der Straße bewegt ohne sich durch Hornsignale bemerkbar zu machen, erschlagen werden durfte wie ein Dieb; im normannischen Recht stand 1306 ein Fremder, der im Wald angetroffen wurde, unter Generalverdacht und musste unter Eid schwören, dass er sich verirrt habe ((''Reuter, Timothy''\\ //Die Unsicherheit auf den Strassen im europäischen Früh- und Hochmittelalter: Täter, Opfer und ihre mittelalterlichen und modernen Betrachter//.\\ S. 169-201 in: Träger und Instrumentarien des Friedens im hohen und späten Mittelalter. Konstanz 1996: Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte)). Dort im Wald herrschten //der Graue// und //der Braune//, denn Wolf oder Bär beim Namen zu nennen, hieße sie zu rufen. Stattdessen verbannte man soziale [[wiki:outlaw|Outlaws]] (( norwegisch/isländisch útlegð, útlægr, ags. útlega, útlah )) als //Waldgangsmenschen// ([[wiki:skoggangsmenn|skóggangsmenn]]) beispielsweise »in den Wald von Arden« (''Shakespeare'') und nannte sie [[wiki:vargr|Vargr]] `Würger´, Werwolf. [[wiki:waldeinsamkeit|Eremiten im Wald]] wurden wegen ihres Wohnsitzes wiederholt Opfer von Outlaws ((''Jacques Le Goff''\\ //Le Desert-­forêt dans l'Occident medievale//.\\ S. 59-75 in: Le Goff, Jacques: L'imaginaire médiéval. Essais. Paris 1991: Gallimard.)) Die nordischen Sagas kennen allerdings auch eine Art //Quest//, ein zielloses Streifen durch die Wildnis ((''John McKinnell''\\ //The context of Volundarkvita//\\ in: Saga Book XXIII, Viking Society London, S. 17)) als Initiationsritual. Die Landname der Wikinger, die Ostkolonisation ab dem 12. Jahrhundert und der neuzeitliche [[wiki:aufbruch|Aufbruch]] ab etwa 1500 brauchte Menschen mit solchen Eigenschaften und verschob die [[wiki:frontier|frontier]] hier durch den //Wilden Westen//, dort durch den //Wilden Osten//, bis sie einander an der Beringstraße begegneten: hier der //[[wiki:trapper|Trapper]]//, dort der //[[wiki:promyslenniki|Promyšlenniki]]//, beide das [[wiki:abenteuer|Abenteuer]] suchend, die Freiheit von [[wiki:weites_land|Weitem Land]] und [[wiki:wildes_feld|Wildem Feld]], die Grenzenlosigkeit, deren Abschaffung sie selbst vorbereiteten, den //merchant adventurer// im [[wiki:reisegepaeck|Gepäck]]. ===== In den nördlichen Zonen der Erde ===== ==== Vargr & Struter, Leitsman & Weideman ==== === Vargr === Die ältere Geschichte der europäischen Waldläufer und Pelzjäger ist kaum bekannt und wenig erforscht ((''Richard Hennig''\\ //Der Nordeuropäische Pelzhandel in den älteren Perioden der Geschichte//\\ Vierteljahrschrift Für Sozial- Und Wirtschaftsgeschichte, 23 (1930) 1, 1–25)). Der älteste konkrete Hinweis auf auf eine Pelzhandelsroute findet sich für das frühe [[wiki:reisegenerationen#6./7. Jahrhundert|6. Jahrhundert]] mit der Insel //Vargeyjar//, heute Vardøya nördlich von Kirkenes in der Barentssee ((''Norbert Wagner''\\ //Die Wolfsinseln bei Jordanes: Eine Station auf einer Pelzhandelsroute des frühen 6. Jahrhunderts?//\\ Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 103, 2 (1974) 73-80\\ Wagner nimmt die einheimischen Samojeden als Lieferanten der Zobelfelle an.)). Die Überlieferung und der Name des Handelsortes deuten darauf hin, dass die nordischen [[wiki:outlaw|Outlaws]] `[[wiki:vargr|vargr]]´ als zobeljagende Waldläufer tätig waren. * ''Jacoby, Michael''\\ //Wargus, vargr, Verbrecher, Wolf: eine sprach- und rechtsgeschichtliche Untersuchung.//\\ 143 S. Diss. Uppsala Universitet; Stockholm: Almqvist och Wiksell 1974. === Struter === Auch die **Struter** waren Outlaws und wurden als gefährliche Wegelagerer, Buschräuber, -klepper bezeichnet: »er was gewesen ein boser man/ ein rouber und ein struter/ zu manslaht ein wuter« ((//struter//, m.“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, , abgerufen am 25.06.2022. und unter strut (v.): »der altgermanische rechtsbegriff der strudis legitima d. i. wegnahme der fahrenden habe des schuldigen rechtsalterth.4 2, 504«\\ //strûtære//, stm.“, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch von Matthias Lexer, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, , abgerufen am 25.06.2022)). Ihre Hinweise flossen in die //Wegeberichte// des Deutschen Ordens ein: * ''Alfred Thomas''\\ //Die Struter.//\\ Altpreußische Monatsschrift 21 (1884) 301 - 308 * ''Nicolaus von Jeroschin''\\ //Dî Kronike von Pruzinlant.//\\ S. 291–648 in: Ernst Strehlke (Hg.): Scriptores Rerum Prussicarum 1. Leipzig 1861: Hirzel. [[http://mhdwb-online.de/Etexte/HTML/nvjer.html|Online]], darin: * //Struterie//: Vers 1784, 16927ff (Diz ist von strûtêrin), 17004, 18700 ff, 19289, 19306, 19446, 22271, 22312, 22347, 22707, 26074 ff (Von strûtêren. namentlich genannt: ''Mucke'') * //leitsmanne//: Vers 590 (und bis sîn leitsman gewesin), 4375 (und saitin dem leitsmanne danc), 20769 ff (Und dô sî quâmin ûf dî vart, der leitsage irre wart,) 22678 ff (want ûf des wegis virre / dî leitsagin irre / daz her vûrtin her und dar), 23420 ff (daz sî zwêne tage / irre der leitsage / vûrte ûf der wilde breit), 24858 ff (Sô zôch ouch sînen wec der van / und doch allis nutzis wan, / want in dî leitsagen / irre vûren pflâgen.) === Leitsleute === Im preußischen Raum waren die Siedlungen des Deutschen Ordensstaates (1230 bis 1561) [[wiki:inseln|Inseln]] in der Wildnis; die Gebiete nördlich davon (Litauen) galten als //Große Wildnis//. Hier etablierte der Deutsche Orden ein System von Waldläufern und sammelte deren //[[wiki:wegeberichte|Wegeberichte]]//. Diese **[[wiki:leitsleute|Leitsleute]]** waren überwiegend Balten, die aus ihren Herkunftsgebieten geflohen waren (»vlier«) und Raumerfahrung in der Wildnis gesammelt hatten. === Weideman === dô nam er sîne weideman, den der walt kunt was Eneide 130,34 verfasst zwischen 1170 und 1188 von Heinrich von Veldeke Als älteste Bezeichnung für einen Jäger erscheint mittelhochdeutsches //Weideman//, der sein //Weidewërc// verrichtet und verweist mit Weid- auf die indogermanische Wurzel *uid- »sich Nahrung verschaffen.« Noch im [[wiki:reisegenerationen#Zwischen Mittelalter und Antike|frühen Mittelalter]] hatte jeder das Recht zu jagen, denn auf wilden [[wiki:tiere|Tieren]] kann kein Eigentumsrecht liegen ((Wilderei ist laut StGB § 292 kein Diebstahl, sondern eine »Straftat gegen das Vermögen und gegen Gemeinschaftswerte«)). In den herrschaftlichen Forsten Europas seit dem Mittelalter wäre ein Pelzjäger auf eigene Rechnung jedoch als Wilderer eingestuft worden ((''Wickham, Chris''\\ //European forests in the early Middle Ages: landscape and land clearance.//\\ S.479-545 in: L'Ambiente Vegetale Nell'alto Medioevo. Spoleto 1990;\\ S. 155-200 in: Land and power. London 1994)), daher bezeichnet der Waldläufer im deutschen Raum (westfälisch `Waldlöper´) heute das genaue Gegenteil, nämlich den Waldhüter, der polizeiliche Aufgaben im Namen seines Herrn versieht ((„weideman, stm.“, Mittelhochdeutsches Wörterbuch von Benecke, Müller, Zarncke, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, , abgerufen am 26.06.2022. Die Begriffe Leitsmann und Weidemann haben sich als Familiennanme erhalten.\\ „waldläufer, m.“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, , abgerufen am 19.04.2021)). * ''Dasler, Clemens''\\ //Funktionen und Erträge der Jagd im Hochmittelalter, unter besonderer Berücksichtigung der Pelztierjagd.//\\ Vierteljahrschrift für Sozial- Und Wirtschaftsgeschichte VSWG 91.1 (2004) 1–19. [[https://www.jstor.org/stable/20741147|Online]] * ''Falkenstein, Stephanie'', ''Reinhard Feisel'', ''S. Müller''\\ //Saufeder, Hirschfänger und Federspiel Waidwerk in Franken bis zum Ende der Feudaljagd.//\\ Begleitband zur Sonderausstellung des Städtischen Museums Kitzingen vom 23.11.2013 bis 30.03.2014.\\ 127 S. Kitzingen am Main Sauerbrey 2014 [[https://d-nb.info/1043857931/04|Inhalt]] ==== Promyšlenniki und Kosaken ==== Promyšlenniki `[[wiki:liste_kundige|Kundige]], Ausdenker, Ausfindigmacher´ ((''Scurla, Herbert''\\ //Jenseits des Steinernen Tores// erlin Verlag der Nation 1973, S. 613, zitiert Erman.)) kamen aus dem nördlichen europäischen Teil Russlands, denn nur dort gab es »freie Bauern« mit eigener Verfassung (Mir), deren Söhne sich als Siedler oder Jäger in Richtung Sibirien aufmachen durften.\\ //»Promueschleni sind Herumtreiber, die des Tierfangs wegen in eine Gesellschaft zusammen treten. Man könnte sie Zobeljäger oder Wildschützen nennen.«// ((''Fischer, Johann Eberhard''\\ //Sibirische Geschichte von der Entdekkung Sibiriens bis auf die Eroberung dieses Lands durch die russische Waffen,// in den Versamlungen der Akademie der Wissenschaften vorgelesen.\\ St. Petersburg, 1768. Fußnote mit Verweis auf V. I.2 Cap. 1 §1 )). Im Russischen bedeutete im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 16. Jahrhundert|16. Jahrhundert]] »frei zu leben« (вёл вольную жизнь) dasselbe wie »geflohen sein« (полевал), also auf dem [[wiki:wildes_feld|freien Feld]] zu leben ((''Skrynnikov, R. G.''\\ //Ermak: kniga dli︠a︡ uchashchikhsi︠a︡ starshikh klassov//. Moskva 1992: Prosveshchenie)). Die [[wiki:kosak|Kosaken]] wurden vom Volk »freie Leute« genannt, in den Dokumenten der Regierung sind sie »Landstreicher, Diebe, Räuber, entlaufene Bauern« ((''Semjonow, Jurij N.''\\ //Sibirien Eroberung und Erschliessung der wirtschaftlichen Schatzkammer des Ostens//\\ Berlin Ullstein 1954, S. 59)). In den südlichen Steppengebieten Russlands bildeten die Kosaken im 16. Jahrhundert eigene Gemeinschaften. Der Kosak ''Ermak'' (um 1532 bis 1585) leitete die Erschließung Sibiriens von Süden her ein. Ähnlich wie //coureur de bois// und //voyageurs// Kanada jagend und handelnd erschlossen, stießen Zobeljäger - [[wiki:kosak|Kosaken]] und //[[wiki:promyslenniki|Promyšlenniki]]// (auf eigene Rechnung arbeitende Abenteurer, Jäger, Pelzhändler) ((промыслы, Promuischl, Promuischlenniks)) - durch Sibirien 1741 bis nach Alaska vor ((''Kohl, J. G.''\\ //Die natürlichen Lockmittel des Völker-Verkehrs//:\\ Bemerkungen über die wichtigsten rohen Naturprodukte, welche die Ausbreitung des Menschengeschlechts über den Erdboden gefördert ... und in der Geschichte der Geographie eine hervorragende Rolle gespielt haben.\\ Bremen 1878: Müller, S. 316\\ ''Hannes Theinhardt''\\ //Vielfalt in der Autokratie: Die Jagd in Russland//\\ In Hofjagd, Weidwerk, Wilderei. 2015 Leiden, Niederlande: Ferdinand Schöningh. doi: https://doi.org/10.30965/9783657782581_005 )) und bedienten sich einheimischer [[wiki:fuehrer|Führer]] (peredovščiki oder vataščiki) ((''Fedot Grigorʹevič Safronov''\\ //Russkie promysly i torgi na severo-vostoke Azii v XVII-seredine XIX//\\ v. Moskva 1980: Izd-vo "Nauka". [[https://www.jstor.org/stable/41046663|Review]] )). Knapp 75% der russischen Bevölkerung in Sibirien waren im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 17. Jahrhundert|17. Jahrhundert]] promyšlenniki, die meisten Einzelgänger ohne Familie. Ebenso wie bei den coureur de bois gab es zahlreiche »illegitime Verbindungen« zwischen den Promyšlenniki und den einheimischen Frauen vom Volk der Unangan auf den Aleuten ((''Kenneth N. Owens''\\ //Empire Maker: ''Aleksandr Baranov'' and Russian colonial [[wiki:expansion|expansion]] into Alaska and Northern California.//\\ University of Washington Press 2017\\ ''Mary E. Wheeler''\\ //The Origins of the Russian-American Company//\\ Jahrbücher Für Geschichte Osteuropas, Neue Folge 14 (1966) 4, 485-94\\ beschreibt ausführlich die Aufgaben der Promyshlenniki.\\ ''Basil Dmytryshyn''\\ //Russian [[wiki:expansion|Expansion]] to the Pacific, 1580-1700//\\ A Historiographical Review, in: Surabu kenkyû (Slavic Studies), Sapporo, vol. 25, 1980\\ setzt Promyshlenniki mit Trappern gleich und betrachtet die Kolonisierung des Wilden Ostens als analog zu der des Wilden Westens, beiden gingen zunächst Individualisten voran, beide wurden vom Versprechen der Freiheit gelockt.\\ »Ähnlich wie die Juden, die Zigeuner oder der tungusische [[wiki:nomaden|Nomade]] war auch der bäuerliche Vagant im Russischen Reich sozial ausgrenzt, lebte er in [[wiki:glossar_reisen_in_sibirien_und_zentralasien|Sibirien]] - weitgehend der staatlichen Ordnung entzogen - im [[wiki:niemandsland|Niemandsland]]. ... Sibirien war der Inbegriff sozialer Mobilität...«, S. 85 in:\\ ''Eva-Maria Stolberg'' \\ //[[wiki:glossar_reisen_in_sibirien_und_zentralasien|Sibirien]] – Russlands “Wilder Osten”//\\ Mythos und soziale Realität im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 19. Jahrhundert|19.]] und [[wiki:reisegenerationen#20. Jahrhundert|20. Jahrhundert]].\\ PD Dr. Habilitationsschrift Bonn 2006, Bibliographie 873 - 929.\\ hier: Grenzbetrachtungen über [[wiki:wildnis|Wildnis]] und Zivilisation 69-98\\ ''László Vajda''\\ //Untersuchungen zur Geschichte der Hirtenkulturen//\\ Bd. 1 Harrassowitz Wiesbaden 1968\\ Zur Rolle der P. bei Jagd, Pelzhandel und Kolonisation in [[wiki:glossar_reisen_in_sibirien_und_zentralasien|Sibirien]]\\ ''Egon Georg Freiherr von Kapherr''\\ //Die Ansiedler in [[wiki:glossar_reisen_in_sibirien_und_zentralasien|Sibirien]]; eine [[wiki:hinterwaeldler|Hinterwäldler]]geschichte von Menschen, Bären und anderem [[wiki:tiere|Getier]]//\\ E. Haberland Leipzig 1923)).\\ Über die Kodiak-Inseln erreichten sie Alaska vor den Trappern, den [[wiki:weg|Weg]] bereitete ''Vitus Bering'' ((''Louis L. Hammerich''\\ //The Russian Stratum in Alaskan Eskimo.//\\ WORD 10.4 (1954) 401-428. [[https://doi.org/10.1080/00437956.1954.11659536|Online]].\\ ''Portal, Roger''\\ //Les Russes en Sibérie au [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 17. Jahrhundert|XVIIe Siècle]].//\\ Revue d’histoire Moderne et Contemporaine 5.1 (1958) 5–38.\\ Sehr guter Übersichtsbeitrag mit einleitender kommentierter Bibliographie. [[https://www.jstor.org/stable/20527182|Online]] .)). * ''T. Black''\\ //Promyshlenniki... Who were they?//\\ in: Frost, O. W. Bering and Chirikov: The American voyages and their impact. Anchorage 1992 Alaska Historical Society, 279-290\\ * ''Alfred J. Rieber''\\ //Merchants and entrepreneurs in Imperial Russia//\\ Chapel Hill: University of North Carolina Press 2010\\ * ''Basil Dmytryshyn''\\ //Russian [[wiki:expansion|Expansion]] to the Pacific, 1580-1700: A Historiographical Review//.\\ in: Surabu kenkyû (Slavic Studies), Sapporo, 25 (1980) 25 S.\\ Neben den Einheimischen gab es in Sibirien promyšlenniki, guljaščie ljudi (entlaufene Bauern) Kosaken, Kriegsgefangene (insbes aus Polen, Litauen, Schweden), Kaufleute, Verbannte sowie ab 1697 11.400 Bauernfamilien aus dem europäischen Russland (Staatsbauern), umgesiedelt auf Befehl von ''Peter dem Großen''. * ''Donatas Brandišauskas''\\ //Making a Home in the Taiga: Movements, Paths and Signs among Orochen-Evenki Hunters and Herders of Zabaikal Krai (South East Siberia).//\\ Journal of Ethnology and Folkloristics 4 (2012) 9–25.\\ Die Orochen-Evenki bewegen sich als Jäger und Hirten (russ. //skitayutsya po debryam// 'sich im Busch bewegen') in Abhängigkeit von den Wanderungen der [[wiki:tiere|Tiere]] und müssen in der Lage sein, die Lebensorte (//Orochen Bikit//) der Tiere zu finden, indem sie deren [[wiki:spur|Spuren]] deuten. Dabei hinterlassen sie selber eigene Spuren und grenzen damit ihren Lebensraum ab. Der Autor untersucht die Zusammenhänge zwischen Ortsgestaltung, [[wiki:fortbewegung|Bewegung]], Nutzung von [[wiki:weg|Wegen]] und Zeichen bei den Orochen in der Region Zabaikal. ==== Coureurs des bois und voyageurs ==== Die Besiedlung [[wiki:routen_in_amerika|Amerikas]] durch Europäer führte unter anderem zu neuen Formen des individuellen [[wiki:reisen|Reisens]] in der [[wiki:wildnis|Wildnis]]. Der Waldläufer //(franz. //coureur de bois//)// entstand im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 17. Jahrhundert|17. Jahrhundert]] während der französischen Kolonisation des nördlichen Amerika ((''Jablonski, J. T.''\\ //Nouveau dictionnaire françois-allemand//, contenant tous les mots les plus connus et usités de la langue françoise, ses expressions propres, figurées, proverbiales et burlesques, avec les termes du commerce, des arts et des sciences: Le tout tiré des áuteurs les plus aprouvés et ci-devant composé sur le modole des dictionnaires les plus nouveaux, par Pierre Rondeau.\\ Bale 1739: Veuve de J.C. de Mechel)); als ältester namentlich bekannter Waldläufer gilt ''Étienne Brûlé'' (1592 bis 1633) ((''Gail Douglas''\\ //Étienne Brûlé: The Mysterious Life and Times of An Early Canadian Legend//\\ 2003 Canmore, Alberta: Altitude Publishing Canada, 141 p. ISBN 1-55153-961-6)). Viele dieser Waldläufer sollen aus der Normandie und der Bretagne gekommen sein ((//Geographisches Handbuch zu Andree's Handatlas//: mit besonderer Berücksichtigung der kommerziellen, statistischen und politischen Verhältnisse. 1882 Velhagen & Klasing. S. 452)). * ''Couture, Stéphane''\\ //L'itinéraire historiographique de la "figure" du coureur de bois, 1744-2005.//\\ 123 S. M.A. de l'Université Laval, Québéc 2007. * ''Serge Fournier''\\ //Le Coureur de bois au Pays du Québec//\\ une Figure, une Parole - son Univers et son Évolution\\ Thèse de Doctorat, Mars 2012, Université du Québec à Trois-Rivières, 263 S. * ''Gilles Havard''\\ //Histoire des coureurs de bois Amérique du Nord 1600-1840//\\ ed. Les Indes savantes, 2016 ISBN 978-2-84654-424-5. [[http://bvbr.bib-bvb.de:8991/exlibris/aleph/a23_1/apache_media/TN7GTI355183LX413N37C1CY2889G3.pdf|Inhalt]] * ''Gilles Havard''\\ //L'Amérique fantôme : les aventuriers francophones du Nouveau Monde//\\ Paris 2019: Flammarion, 649 S. ISBN 978-2-89077-881-8.\\ Mit Kapiteln über Terminologie und einem Glossaire des peuples autochtones sowie Kapitel über: Pierre Gambie, Étienne Brûlé, Pierre-Esprit Radisson, Nicolas Perrot, Les frères La Vérendrye, Jean-Baptiste Truteau, Toussaint Charbonneau, Étienne Provost, Pierre Beauchamp * ''Podruchny, Carolyn''\\ //Making the Voyageur World: Travelers and Traders in the North American Fur Trade.//\\ XX, 414 S. Lincoln 2006: University of Nebraska Press. [[https://catdir.loc.gov/catdir/toc/ecip0613/2006013379.html|Inhalt]] * ''Laut, Agnes C.''\\ //Pathfinders of the West : being the thrilling story of the adventures of the men who discovered the great Northwest//\\ 380 S. Ausführliches Register. New York 1904: Grosset & Dunlap. [[https://archive.org/details/pathfindersofwes00laut/|Online]], mit Kapiteln über * ''Pierre Esprit Radisson'' um 1636-1710 * ''La Vérendrye, Pierre Gaulteier de Varennes, sieur de'', 1685-1749 * ''Samuel Hearne'' 1745-1792 * ''Alexander Mackenzie'' 1764-1820 * ''Lewis'' and ''Clark'' Expedition (1804-1806) Die coureurs des bois werden meist als unzivilisierte Waldgangsmenschen beschrieben. Sie schufen jedoch die Voraussetzungen für den institutionalisierten Pelzhandel durch die //voyageurs// und lebten in der Wildnis und mit den Einheimischen; ihre gemeinsamen Nachfahren bilden heute eine eigene Bevölkerungsgruppe, die //Métis//. Von jenen lernten sie beispielsweise den Bau des Birkenrindenkanus und das Herstellen von [[wiki:pemmikan|Pemmikan]] als Grundnahrungsmittel ((''Georg Hartwig''\\ //Der hohe Norden im Natur- und Menschenleben.//\\ Mit 8 Bildern. Wiesbaden 1871: Bischkopff.\\ Mit ausführlicher Beschreibung der Lebensweise von Waldläufern, Birkenrindenkanoes, Pelztierhandel, Voyageurs in Kapitel 24)). Erst später werden //Trapper// weiter südlich im Raum der englischen Kolonisation Nordamerikas erwähnt; in den //Rocky Mountains// bezeichnet man sie als //[[wiki:mountain_men|Mountain Men]]//. Auch die Trapper lebten von der Jagd vor der [[wiki:frontier|frontier]], doch eher im Konflikt mit den Einheimischen, und schufen die Voraussetzungen für die Landnahme durch die [[wiki:pionier|Pioniere]] des Westens. ==== Trapper ==== »Es ist hier der Ort, ein Bild der beiden Jäger zu entwerfen, dessen Zeichnung wir bisher haben aufschieben müssen. Der Erste von Beiden trug einen Anzug, der zugleich an den Indianer und an den Weißen erinnerte. Sein Kopf war mit einer Mütze aus Fuchspelz in Form eines abgestumpften Kegels bedeckt. Ein baumwollenes, blau gestreiftes Hemde bedeckte seine Schultern; neben ihm auf der Erde lag eine Art Ueberrock aus einer wollenen Decke verfertigt. Seine Beine waren nach Indianer-Weise durch lederne Gamaschen geschützt. Statt der Mocassins jedoch trug er eisenbeschlagene Schuhe von einer Stärke, daß sie zwei Jahre hindurch aushalten konnten. Ein sorgfältig glattgeschabtes Büffelhorn hing quer über seinen Schultern und enthielt sein Pulver, während in einem ledernen Beutel, der an der andern Seite hing, ein reichlicher Vorrat bleierner Kugeln war. Endlich wurde sein Jagdgerät noch durch eine neben ihm liegende Büchse mit langem Lauf und durch ein Jagdmesser, das in einem Wehrgehänge oder vielmehr in einem wollenen, vielfarbigen Gürtel stak, vervollständigt. An dem sonderbaren Anzug wie auch an den gigantischen Wuchse konnte man in ihm Einen von den kühnen Jägern, den Abkömmlingen der ersten Normannen in Canada, erkennen...« Gabriel Ferry [= Eugène Louis Gabriel Ferry de Bellemare] Der Waldläufer: Scenen aus dem mexicanischen Waldleben. Aus dem Französischen von Georg Füllner. Halle 1851: Knapp, S. 84-85 Als literarischer Urtyp des Waldläufers gilt die Figur des ''Nathaniel »Natty« Bumpoo'' von ''James Fenimore Cooper'' (1789 bis 1851), die dieser in fünf Romanen (»Leatherstocking Tales«) ausmalte: //The Pioneers// 1823, //The Last of the Mohicans// 1826, //The Prairie// 1827, //The Pathfinder// 1840, //The Deerslayer// 1841. Natty führte darin die Beinamen Lederstrumpf, Falkenauge, Lange Büchse (La Longue Carabine), Pfadfinder, Wildtöter. Dieser Typus wird im Deutschen als //Trapper// ((„trapper“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, , abgerufen am 19.04.2021)) bezeichnet, während das Englische unter //trapper// den Fallensteller im engsten Sinne verwendet. Auch Cooper selbst verwendet //trapper// nur in //The Prairie//. Danach wurde der Waldläufer zur [[wiki:stereotyp#Beispielhafte Figuren|beispielhaften Figur]] auch außerhalb der Werke Coopers. Die literarische Figur trägt Züge verschiedener historisch bezeugter Waldläufer, so etwa von ''Johann Adam Hartmann'' (1748 bis 1836) aus Edenkoben in der Pfalz ((''Carl Suesser''\\ //War Lederstrumpf ein Deutscher?//\\ In: Westermanns Monatshefte. Illustrierte Deutsche Zeitschrift. Braunschweig: G. Westermann, Mai 1934, S. 245–249\\ ''Alfred H. Kuby''\\ //Johann Adam Hartmann - Der Lederstrumpf vom Mohawktal//\\ In: Roland Paul (Hrsg.): 300 Jahre Pfälzer in Amerika. Pfälzische Verlagsanstalt, 1983, S. 155–157 )), ''Robert Rogers'' (1731 bis 1795), ''Daniel Boone'' (1734 bis 1820) ((''Meredith Mason Brown''\\ //Frontiersman: Daniel Boone and the Making of America.//\\ Louisiana State University, Baton Rouge 2013, ISBN 978-0-8071-5445-8.)), ''David Shipman'' (1730 – 1813) ((''A. Taylor''\\ //William Cooper's town://\\ Power and persuasion on the frontier of the early American republic. New York 1997: Random House)), ''Thomas Leffingwell'' (1624 - 1714) ((''Russell L. Mahan''\\ //Thomas Leffingwell: The Connecticut Pioneer Who Rescued Chief Uncas and the Mohegans//.\\ Santa Clara, Utah 2018: Historical Enterprises)). Ferrys und Coopers Beschreibungen zeichnen den Waldläufer als jemanden, der die Kulturen zwar verbindet, jedoch nirgends richtig dazugehört. Im deutschen Sprachraum verbreitet ''Karl May'' das Bild des Waldläufers und bezieht sich weniger auf Augenschein als auf das Genre der Kolportageromane ((''Koch, E.''\\ //Karl Mays Väter//\\ Die Deutschen im Wilden Westen.\\ Husum Hansa-Verlag 1982. Literaturverz. S. 245 - 251)) und Landschaftsschilderungen aus //Petermanns Mitteilungen// ((''Sebastian Lentz, Ferjan Ormeling'' (Hrsg.)\\ //Die Verräumlichung des Welt-Bildes//\\ Petermanns Geographische Mitteilungen zwischen „explorativer Geographie“ und der „Vermessenheit“ europäischer Raumphantasien\\ (= Friedenstein-Forschungen. Bd. 2). Steiner, Stuttgart 2008)). Kritisch wurde das bereits 1860 bewertet:\\ »Die biedern, grünen Wald-Menschen, die romantischen Ober- und Unterförster, die an Natur-Wüchsigkeit, an Kraft und Unschuld, an rauher Rinde und süßem Saft, mit ihren Birken, Fichten und Eichen wetteiferten, existiren nur in der Stadt-Phantasie. ... \\ Es ist schade um ''Geßner'''s //Schäfer//, um die //Natur-Menschen// von ''August Lafontaine'', um den //Huronen// von ''Voltaire'', um //Paul und Virginie// ((Jacques Henri Bernardin de Saint-Pierre (173 - 1814) //Paul et Virginie// 1788)), um //Atala// und den alten //Chaktas// ((''François-René de Chateaubriand'' (1768–1848) Atala. 1801. In der romantischen Novelle ist Atala eine junge christliche Halbindianerin, während Chaktas ein Indianer aus dem Roman //Rene// ist, der Atala liebt.)), um //Inkel und Yarito// ((''Salomon Gessner'': //Inkel und Yariko// 1756)), um //[[wiki:literaturliste_reisen_in_deutschland#Ab 1750: Empfindsamkeit|Gumal und Lina]]//, um ''Rousseau'''s //Natur-Religion// und //[[wiki:einfach_leben|Natur-Pädagogie]]//, um //Tom Jones// ((''Henry Fielding'' (1707 - 1754) //The History of Tom Jones, a Foundling.// Roman 1749)), //Random// ((''Tobias George Smollett'' (1721 - 1771): //The Adventures of Roderick Random // 1748 [ein pikaresker Roman])) und //Peregrine Pickle// ((''Tobias George Smollett'' (1721 - 1771): //Peregrine Pickle and his adventures// 4 Bde. 1751 )), um //Gil Blas// ((''Alain-René Lesage '' (1668 - 1747) //Histoire de Gil Blas de Santillane// 4 Bde. 1715 - 1735 [ein pikaresker Roman])), um all' die romantisch-natürlichen [[wiki:bummler|Bummler]] und [[wiki:taugenichts|Taugenichtse]], um die transatlantischen Lederstrümpfe, die [[wiki:hinterwaeldler|Hinterwäldler]], die Pionire des nordamerikanischen Westens und ihre Naturphilosophie; - um ''Defoe'''s und ''Campe'''s //[[wiki:robinson-situation|Robinson]]//, welchen Letztern die wüste [[wiki:inseln|Insel]] und der wilde ''Freitag'' zum Sonntagsmenschen erzog. Es ist schade um die //[[wiki:liste_phantasieorte#F wie Felsenburg|Insel Felsenburg]]//, wo die Affen zu Menschen und die Menschen zu sittlichen und gescheuten Affen dressirt werden: Aber »es thut's halt nimmermehr«; und es wird wohl nächstens mit den poetischen wie ästhetischen Dorfgeschichten zu Ende sein, weil auch die Romantik von mehr Prozenten [[wiki:illusionen|Wahrheit als Lüge]] leben muß.« ((''Goltz, Bogumil''\\ //Typen der Gesellschaft.//\\ Bd. 1 Grünberg 1860: Levysohn S. 14; Berlin : Druck und Verlag von Otto Janke S. 10)) ===== In den südlichen Zonen der Erde ===== ==== Konquistadoren ==== Die Konquistadoren Lateinamerikas waren //merchant adventurers// allenfalls im Sinne von erobern und rauben; Assimilation mit den Einheimischen und Siedeltätigkeiten auf dem Land gingen nicht von ihnen aus. Wer die //Mestizen// zeugte, die bereits 1543 in Mexiko als eigene Volksgruppe eingestuft wurden, ist nicht bekannt: * ''Vitus Huber''\\ //Beute und Conquista. Die politische Ökonomie der Eroberung Neuspaniens//.\\ 432 S. 20 Abb. (=Campus Historische Studien, 76) Frankfurt am Main 2018: Campus * ''Ottmar Ette''\\ //Erfunden / Gefunden: Potsdamer Vorlesungen zur Entstehung der Amerikas//.\\ 871 S. Berlin, Boston 2022: De Gruyter. [[https://doi.org/10.1515/9783110724097|Online]] * //​Naufragios​ de// ''Álvar Núñez Cabeza de Vaca''. //La relacion y commentarios del governador Alvar nuñez cabeça de vaca, de lo acaescido en las dos jornadas que hizo a las Indias.//\\ 1542 [[https://es.wikisource.org/wiki/Naufragios|Online]]\\ Alle Expeditionen nach Florida seit der Entdeckung 1512 scheiterten, auch diejenige von ''Pánfilo de Narváez'' 1527, dessen Stellvertreter ''Cabeza de Vaca'' (1490?-1564) mit einigen Männern überlebte. Sie marschierten rund neuntausend Kilometern quer durch Amerika, bis sie 1536 die kalifornische Küste erreichten und spanische Schiffe vorfanden. * ''Adorno, Rolena''; ''Pautz, Patrick Charles''\\ //Alvar Nunez Cabeza De Vaca: His Account, His Life and the Expedition of Panfilo De Narvaez//.\\ 3 Bde. XXXV, 413 S. Kt [[http://bvbr.bib-bvb.de:8991/exlibris/aleph/a23_1/apache_media/BLF1Q2P2521LFKLUSC93K98SPMK3HI.pdf|Inhalt]]; XXXVII, 428 S. Ill. [[http://bvbr.bib-bvb.de:8991/exlibris/aleph/a23_1/apache_media/F2YVUV92IESBUL8AAF3I91KSQNTS4G.pdf|Inhalt]], Kt.; 476 S. Ill., Kt. [[http://bvbr.bib-bvb.de:8991/exlibris/aleph/a23_1/apache_media/4C39Y35L3IP5IFR98NYH99YGAEFIPD.pdf|Inhalt]]. Lincoln, London 1999: University of Nebraska Press. Erhalten ist auch der Bericht eines jungen Spaniers (Pedro Gobeo de Victoria, um 1560 – um 1630), der durch Schiffbruch zum Waldläufer in Ecuador, Peru-Panama wurde, weil er schließlich in ein jesuitisches Kloster kam und dort seine Geschichte niederschrieb, die jedoch nur deutsch und lateinisch erhalten blieb: * ''Pedro Gobeo de Victoria''\\ //Wunderbarliche und seltzame Raiß deß Jungen und Edlen Herrn Petri de Victoria auß Hispanien in das Königreich Peru. Von jhme selbst beschriben, vnnd von den Patribus der Societet Iesu deren Orthen in Euripam geschickt.//\\ An jetzo auß dem Lateinischen Exemplar in die Teutsche Sprach versetzt.\\ 109 S. Ingolstatt 1622: Hänlin [[https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11095824?page=1|Online]] * ''Joannis Bisselii''\\ //Argonauticon Americanorum, Sive, Historiae Periculorum Petri De Victoria//.\\ Ac Sociorum Eius, Libri XV. [24], 480, [12] S. Kt. Monachii [München] 1647: Wagner. * ''Hill, Harold C.''\\ //Johann Bissel's Argonauticon Americanorum (1647): A Reexamination.//\\ Modern Language Notes 85.5 (1970) 652−662. [[https://doi.org/10.2307/2908302|Online]] * ''Siegfried Huber''\\ //Entdecker und Eroberer. Deutsche Konquistadoren in Südamerika.//\\ 385 S. Freiburg im Breisgau 1966: Olten.\\ * Die Entdeckung der Länder am La Plata und Paraguay:\\ Juan Díaz de Solís, Magellan, Alejo García, Sebastian Caboto, Pedro de Mendoza, Berichte von Utz Schmidl, Juan Ayolas, Alvar Núñez Cabeza de Vaca, Hernando de Ribera, Domingo de Irala. * Deutsche Konquistadoren zwischen Magdalenenstrom und Orinoco:\\ Die Welser, Lukas Rem, Ambrosius Alfinger, Niklas Federmann, Jörg Hohermuth, Bartholomäus Welser, Philipp von Hutten * ''Germán Arcieniegas''\\ //Los alemanes en la conquista de América.//\\ 268 S. Buenos Aires 1941: Losada. = Germans in the conquest of America. A sixteenth century venture. Translated by Angel Flores. New York 1943: Macmillan. Reprint Planeta, Colombia, 1998. ==== Jäger und Trekboeren ==== Im südlichen Afrika zeugen Oorlam, //Baster// und //Griqua// als Volksgruppen bereits im 17. Jahrhundert davon, dass Weiße schon lange im [[wiki:bush|bush]] aktiv waren, doch ist über diese wenig bekannt. * ''Brehl, Medardus''\\ //Figures of Disintegration. "Half-Castes" and "Frontiersmen//.\\ German Colonial Literature on South-West Africa.\\ Journal of Namibian Studies 12 (2012) 7-27. * ders.: "Grenzläufer" und "Mischlinge". Abgrenzung und Entgrenzung kollektiver Identitäten im deutschen Kolonialdiskurs, siehe unten in: Ortrud Gutjahr (2011): Maskeraden des (Post-)Kolonialismus. Verschattete Repräsentation ‚der Anderen‘ in der deutschsprachigen Literatur und im Film. * ''Raven-Hart R.''\\ //Before Van Riebeeck : Callers at South Africa from 1488 to 1652.//\\ 216 S. Bibliogr. S. 183-184. Cape Town 1967: C. Struik. * ''Eduard Moritz''\\ //Die Deutschen am Kap unter der holländischen Herrschaft 1652-1806.//\\ (=Die deutsche Leistung in der Welt, 3) XIII, 366 S. 3 Kt. Skizzen Böhlau, Weimar, 1938. * ''Tabel, Werner''\\ //Erlebnisberichte von Forschern und Jägern aus der Kolonialzeit Südwestafrikas//.\\ Afrikanischer Heimatkalender 1976: 85-120 Bekannt ist, dass bei den häufigen Schiffbrüchen am Kap immer wieder Seeleute überlebten. Vermutlich wird es auch Deserteure gegeben haben oder ausgesetzte Seeleute. 1611 finden sich erste Hinweise darauf, dass Weiße am Kap lebten. Mehrere Anekdoten ranken sich um ''Coree'' (ca. 1580–1626?), einen Khoi-Khoi-Anführer, Händler und der früheste Indigene, dessen Name schriftlich überliefert ist. Coree war 1613–1614 in London, lernte Englisch und wurde befragt. In den folgenden Jahren sind weitere Begegnung am Kap mit ihm dokumentiert, die unterschiedlich verliefen. ((''Verwey, E. J.''; ''Sonderling, Nelly E.''\\ //New dictionary of South African biography//.\\ Pretoria 1995: HSRC Publishers. [[https://archive.org/details/bub_gb_rl8nkyID3WsC|Online]] )) Analog zum Vorgehen bei der Expansion entlang der afrikanischen Küste seit dem 14. Jahrhundert dürfte die unbewohnte und dem Kap vorgelagerte Insel //Robben Island// ein bevorzugter Anlaufpunkt gewesen sein, der Sicherheit bot, Nahrung und je nach Jahreszeit auch Wasser. * ''Snijders, A J.''\\ //Die rol van Robbeneiland as veepos in die vestiging van die Kaap van Goeie Hoop as Verversingstasie.//\\ Journal of the South African Veterinary Association , 82.2 (2011) 60-70.\\ Snijders referiert im Kapitel über die "GESKIEDENIS VOOR 1652" die Besuche auf Robben Island (u.a. auch auf dänische Robbenjäger) und die sachlichen Informationen der Quellen, etwa dass die Insel nicht immer Trinkwasser hatte, wohl aber voll war von Pinguinen, Robben sowie von Seemöwen und Schlangen als Räubern der Pinguingelege. 1638 waren die Wildtiere ausgerottet und es wurden Schafe ausgesetzt, die sich gut vermehrten. [[http://www.scielo.org.za/scielo.php?pid=S1019-91282011000200001&script=sci_arttext&tlng=af|Online]] * ''Raven-Hart, R.''\\ //Before van Riebeeck callers at South Africa from 1488 to 1652.//\\ Cape Town 1967 : C. Struik.\\ Nach Snijders 2011 eine enzyklopädische Sammlung der Besuche am Kap anhand der Quellen. * ''Smith, Pam M.''\\ //Robben Island 1591-1920.//\\ Diss. University of Cape Town, 1964. Diese Bibliographie verweist auf: * ''Wilmot, Alexander''\\ //History of the colony of the Cape of Good Hope from its discovery to the year 1819// by A. Wilmot\\ //... from 1820 to 1868// by the Hon J. C. Chase.\\ III, 53, XVII, Cape Town: 1869: Juta. * Mögliche erste Siedlungsspuren der Portugiesen nach 1522 (S. 19) * Landung von Lancaster 1591 (S. 20) * Landung von Joris van Spilbergen 1607 (S. 23) * ''Theal, George Mc Call''\\ //The beginning of South African history//.\\ London 1902: Unwin. XXVI, 502 S. Tafeln, Karten * Landung von Admiral Raymond 1591 (S. 301) * Von J. van Spilbergen nach seiner Mutter als "Cornelia Island" benannt (S. 315) * ''J. van Spilbergen''\\ // De reis van Joris van Spilbergen : door Straat Magelhāes naar Oost-Indië en terug rond Zuid-Afrika in 1614-1617//\\ uitgegeven door R. Posthumus Meyjes. Amsterdam 1952: J.H. de Bussy, Erst die Havarie der //Haarlem// 1647 leitete die Gründung der Niederlassung der niederländischen VOC ein. Im März 1647 lief das niederländische Schiff //Nieuwe Haerlem// (später nur noch Haerlem) als Teil der Rückkehrflotte in die Tafelbucht ein. Ein einsetzender Sturm trieb das Schiff Richtung Bloubergstrand auf Grund. Die Besatzung rettete sich an Land. Vizeadmiral ''Reijnier van't Zum'' beschloss, mit den beiden verbleibenden niederländischen Schiffen abzureisen, während der zweite Steuermann ''Leendert Janszen'' und sein Stellvertreter ''Matthys Proot'' mit 60 Besatzungsmitgliedern zurückblieb mit der Aufgabe die Ladung zu bewachen, bis die Flotte im kommenden Jahr wiederkommen würde. An einem Ort mit Trinkwasser, den sie //Sandenburg// nannten, bauten sie eine provisorische Festung. Sie gingen fischen, jagten Wild und holten Pinguineier von Robben Island. Außerdem wurde ein Gemüsegarten angelegt. Mit den Strandlopern, einem San-Volk, hielten sie freundlichen Kontakt. Im März 1648 erreichte die Rückkehrflotte von zwölf Schiffen unter dem Kommando von ''Wollebrant Geleijnssen'' das Kap und blieb 18 Tage vor Ort. (( ''Bruno E. J. S. Werz''\\ //The Wreck of the Dutch East India Company Ship Haarlem in Table Bay, 1647, and the Establishment of the ‘Tavern of the Seas’//.\\ The Mariner's Mirror, 103.4 (2017) 400-416, [[https://doi.org/10.1080/00253359.2017.1376479|DOI]] [[https://repository.up.ac.za/bitstream/handle/2263/63567/Werz_Wreck_2017.pdf|pdf]] ))\\ An Bord der //Coninck van Polen// befand sich ein junger Kaufmann namens ''Jan van Riebeeck'', der sich die Örtlichkeiten genau anschaute. Normalerweise diente St. Helena als Nachschubbasis, dort wurden wilde Schweine gejagt, die aber in den Vorjahren durch freigelassene Hunde ausgerottet worden waren. Zurück in den Niederlanden berichteten Janszen und Proot ((Remonstranz“ vom 26. Juli 1649)) auf Anfrage der VOC über die Eignung von Table Bay als VOC-Stützpunkt. 1650 wurde entschieden am Kap einen Verpflegungsposten einzurichten. Als Matthys Proot diesen Auftrag ablehnte, wurde Jan van Riebeeck 1651 zum „Opperhoofd“ ernannt, er verließt die Niederlande im Dezember 1651, ohne dass dieses Vorkommnis besondere Aufmerksamkeit erregte. ''Jan van Riebeeck'', der 1652 mit 90 Siedlern am Kap der Guten Hoffnung die erste Siedlung auf Dauer gründete, erließ bereits 1654 eine Vorschrift (order), die die Jagd beschränkte und den Tierbestand schützen sollte (//wildlife law//); 1658 wurde der Handel mit Elfenbein zugunsten der VOC monopolisiert. Daraus ließe sich auf die Anwesenheit zahlreicher Jäger über die wenigen Siedler hinaus schließen. Jedenfalls gab es 1775 keine Elefanten mehr südlich des //Olifants Rivers// bei den Cederbergen. === Literatur zu Schiffsuntergängen und Überlebenden === * ''Mesquita Perestrello, Manoel''\\ 1735. Relaçaõ summaria da viagem que fez Fernaõ d'Alvares Cabral, desde que partio deste reyno por capitaõ mór da armada que foy no anno de **1553** às partes da India athè que se perdeo no Cabo de Boa Esperasnça no anno de 1554. 168 S. Lisboa Occidental: Na officina da Congregaçaõ do Oratorio. in: Brito, Bernardo Gomes de: Historia tragico-maritima. Lisboa, 1735-[1737?]. * Historia trágico-marítima: Naufrágio do Galeão Grande S. João, Naufrágio da Nau S. Bento, Naufrágio da Nau Santiago. 304 S. Lisboa 1966: Portugalia. * Alvaro Fenandes (Erzählung eines Überlebenden)\\ Relação da muy notavel perda do Gal//eaõ Grande S. Joaõ// : em qu se contao os grandes trabalhos, e lastimosas cousas que aconteceraõ ao capitaõ Manoel de Sousa Sepulveda, e o lamentavel fim, que elle, e sua mulher, e filhos, e toda a mais gente houveraõ na Terra do Natal, onde se perderaõ a 24 de junho de **1552** * Manoel de Mesquita Perestrello \\ Relaçaõ summaria da viagem que fez Fernaõ D'Alvares Cabral : desde que partio deste reyno por Capitaõ Mór da Armada que foy no ano de 1553 * Manoel Godinho Cardozo\\ Relaçaõ do naufragio da //Nao Santiago// no anno de **1585**. * ''Hair, P.E.H.''\\ //Portuguese contacts with the Bantu languages of the Transkei, Natal and Southern Mozambique 1497-1650.//\\ African Studies: a Quarterly Journal Devoted to the Study of African Administration, Cultures and Languages. 39.1 (1980) 3-46. * ''Hair, P.E.H.''\\ //A further note on portuguese shipwrecks on the coast of Natal//.\\ African Studies, 54.2 (1995) 94-99, [[https://doi.org/10.1080/00020189508707831|DOI]]\\ Überlebende berichteten von Schiffuntergängen **1635** (Nossa Senhora de Belém ), **1630**, **1622-23** und einer von ihnen - Jeroónimo Lobo SJ - hatte Kenntnis von solchen im Jahre **1552** und **1593** und berichtete von deren Erfahrungen, die also wohl tradiert waren. * ''Randolph Vigne''\\ //''Guillaume Chenu de Chalezac'', the "french boy": the narrative of his experiences as a Huguenot refugee, as a castaway among the Xhosa, his rescue with the Stavenisse survivors by the Centaurus, his service at the Cape and his return to Europe, **1686-9**.//\\ 174 S. Cape Town 1993: Van Riebeeck Society. * ''Paesie, Ruud''\\ //Het VOC-fluitschip Stavenisse: en de ontdekking van Terra Natal.//\\ 237 S. Amsterdam 2002: Bataafsche Leeuw.\\ Die Dokumente zum Untergang der //Stavenisse// **1686** publizierte zuerst ''George McCall Theal'': Republic of Natal: The Origin of the Present Pondo Tribe; Imperial Treaties with Panda, and Establishment of the Colony of Natal. Cape Town 1886: Saul Solomon & Co. * ''Penn, Nigel''\\ //Wild Coast: shipwreck and captivity narratives from the Eastern Cape.//\\ Kronos: Journal of Cape History. 30.1 (2004) 201-221. * ''Bruno E.J.S. Werz'', ''Willem H.B. Steenkamp'', ''Mark R. Prowse''\\ //Searching for a symbolic shipwreck in Table Bay: Haarlem (**1647**)//.\\ South African Journal of Science. 113.9-10 (2017) 1-4. [[https://sajs.co.za/article/view/4101|Online]] * ''Werz, Bruno E. J. S.''\\ //The Haarlem shipwreck (1647): the origins of Cape Town.//\\ X, 171 S. Pretoria 2017: Unisa Press.\\ Diese Untersuchung verbindet die geschichtliche Situation im nordwestlichen Europa Mitte des 17. Jahrhunderts mit der Gründung der Vereenigde Oostindische Compagnie VOC, deren Schiffen und dem Leben Bord mit der Gründung der Kapkolonie 1652. Dabei steht der Untergang der Haarlem 1647 und das Wiederauffinden des Wracks im Mittelpunkt, denn die Mehrheit der Besatzung wollte am Kap bleiben. Als Quellen dienen das Journal von ''Leendert Jansz'' und weitere Dokumente; ''Jan van Riebeeck'''s Remonstrantie; die Instruktionen für die Kommandeure der Schiffe //Dromedaris//, //Reiger// und //Goede Hoop//. === Literatur zu Jagd und Siedlung === * ''Ballard, C.''\\ //Traders, Trekkers and Colonists. In Natal and Zululand From Earliest Times to 1910: A New History//. ed. Andrew Duminy and Bill Guest, pp. 116-145. Pietermaritzburg 1989: Shuter and Shooter * ''Ed Couzens''\\ //Only half a penguin a day: The early history of wildlife law in South Africa.//\\ In: SV Hoctor, PJ Schwikkard (Hg.): The exemplary scholar. Essays in honour of John Milton. JUTA, Kapstadt 2008 * ''Johannes W. Raum''\\ //Überlegungen zur Grenze als Problem in der Erforschung der südafrikanischen Vergangenheit//.\\ Saeculum 40.3-4 (1989 ) 213-236 * ''Robin M. Derricourt''\\ //Early European travellers in the Transkei and Ciskei//.\\ African Studies 35.3-4 (1976) 273-291, [[https://doi.org/10.1080/00020187608707478|DOI]] * ''Turin, Anne''\\ //Imperiale Jagd und europäische [[wiki:expansion|Expansion]] im Oranje-Freistaat, 1800-1890.//\\ A. H. Bain, Prinz Alfreds Jagd und die Rettung des Weißschwanzgnus.\\ Bachelorarbeit bei Michael Bollig, Universität Köln (=Kölner ethnologische Beiträge, 42) 2014 [[https://kups.ub.uni-koeln.de/5747/|Online]] ==== Bushranger, Overlander und Drover ==== Australien und [[wiki:glossar_reisen_in_sibirien_und_zentralasien|Sibirien]] sind verbunden durch die Funktion des Straflagers; entflohene Sträflinge, die [[wiki:bushranger|bushranger]] frühestens ab 1788, wurden daher zu den ersten »Waldläufern« außerhalb der Siedlungen. Zwischen 1788 und 1868 wurden 160.000 Gefangene aus Großbritannien nach Australien verschifft.\\ Australien und die nordamerikanischen Prärien sind verbunden durch die Nutzung als Weideflächen für große Viehherden; der australische //Drover// entspricht dem amerikanischen //Cowboy//; typisch australisch ist allerdings der [[wiki:overlander|Overlander]] vor 1837, der sich zwar als Drover betätigte, jedoch unternehmerisch im Outback tätig war. **Im pazifischen Raum** findet sich das Äquivalent zum Waldläufer Anfang des 19. Jahrhunderts in den [[wiki:beachcomber|Beachcombers]], die mit den Waldläufern dieselben Merkmale teilen. ===== Merkmale der Waldläufer ===== * Der Waldläufer war ein //[[wiki:outlaw|Outlaw]]// und //[[wiki:frontiersman|frontiersman]]//, weil er sich im rechtsfreien Raum vor der [[wiki:frontier|frontier]] bewegte, also außerhalb kultureller [[wiki:grenze|Grenzen]]: //»halbcivilisirte Vagabunden ... Viele von ihnen vergaßen jedes Bluts- und Verwandtschaftsbandes, fühlten sich Eins mit den Indianern und versanken in die äußerste Barbarei. In manchem schmutzigen Lager auf den Steppen und in den Wäldern des Westens traf man auf Menschen, welche die Sprache Frankreichs redeten, in Tracht und Sitte jedoch ganz den Rothhäuten glichen. Diese Renegaten der Civilisation eigneten sich die Gewohnheiten und Vorurtheile ihrer wilden Freunde gänzlich an. ... Die Grenzen der englischen Colonien wiesen keine derartigen Racenmischungen auf; denn hier schied eine starre Schranke den weißen Mann von dem rothen.«// ((''Ernst Otto Hopp''\\ //Bundesstaat und Bundeskrieg in Nordamerika//: Mit einem Abriss der Colonialgeschichte als Einleitung\\ Bd. 4 Teil 4, Berlin 1886: G. Grote, S. 131: Die Waldläufer)). * Der Waldläufer war //Bote// und [[wiki:bote|Botschafter]], denn er vermittelte und dolmetschte zwischen den Kulturen. * Der Waldläufer war //[[wiki:erforscher|Forscher]]//, weil er das Vertrauen der //Native Americans// gewinnen musste: er lernte deren Sprache und Gebräuche und viele Waldläufer gründeten mit indianischen Frauen Familien, deren Nachkommen als //Métis// (Mischlinge, Mestizen; engl. half breeds, franz. bois-brûlés) eigene Ethnien bildeten ((''Valery Havard, Norris, P. W., Brackett, A. G., & Burr, R. T.''\\ //The French half-breeds of the Northwest//\\ Washington: Smithsonian, Annual report, 1879, S. 309-334.\\ ''Daniel Morgan''\\ //Mixed blood traders, interpreters, frontiersmen with Native Americans : name compendium and genealogical resource guide//\\ 135 S. Middletown, DE, 2021: Daniel Morgan. )). //»Diese abgehärteten mit der Natur des Landes und der Sitte des Indianers am meisten vertrauten Waldläufer haben im Kleinen die Werke der genannten Entdecker und Missionare fast biß zur Vollendung ausgeführt«// ((''Julius Loewenberg''\\ //Geschichte der Geographie von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart//\\ Berlin 1866: Haude- und Spener'sche Buchhandlung, S. 201)) * Der Waldläufer war ein //Kaufmann//, denn er verkaufte seine Pelze und brachte begehrte Waren in die [[wiki:wildnis|Wildnis]] ((''Francis Parkman''\\ //Das ancien régime in Canada//\\ Stuttgart Auerbach 1876. »Die Waldläufer« im Kapitel 17 Handel und Industrie)). Im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 17. Jahrhundert|17. Jahrhundert]] wurden diese //merchant adventurers// durch staatlich lizensierte »voyageurs« verdrängt ((''Claude Dupont''\\ //Les Forgerons voyageurs// (XVIIe et XVIIIe siècles)\\ in: René Bouchard: La vie quotidienne au Québec : histoire, métiers, techniques et traditions. Sillery, Presses de l’université Laval 1983)) - nur diese durften ihre Pelze an die Handelsgesellschaften verkaufen. * Die Waldläufer wurden im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]] zum //Auftragsjäger// degradiert und als solche //Trapper// bzw. //Trappeur// genannt; berühmt wurden etwa ''Christopher Houston »Kit« Carson'' (1809–1868), ''David Stern »Davy« Crockett'' (1786–1836), ''Grey Owl'' (1888-1938). * Der Waldläufer war Spurenleser und Pfadfinder; er kannte die [[wiki:weg|Wege]] durch die Wälder, über die Flüsse und durchs Gebirge und diente daher den Pionieren und der Armee als //Scout// und //Guide//. * Als //[[wiki:trailmaker|trailmaker]]// schuf er die Voraussetzungen für die Nachfolgenden. * Ihm folgten die [[wiki:pionier|Pioniere]], Landbesetzer (squatterer) und Landeigentümer. War das Land erst kolonisiert, war die Pelzjagd auf eigene Rechnung nicht mehr möglich und aus dem Waldläufer wurde ein [[wiki:wildnis#Städter und Hinterwäldler|Hinterwäldler]], bestenfalls ein //bush ranger//. Aus ihren Wegen entstanden die [[wiki:trail|Trails]] der späteren Siedler: //Bozeman Trail// um 1865, //California Trail// ab etwa 1840, //Oregon Trail// ab etwa 1840. ''MacKenzie'' ((''MacKenzie, John M.''\\ //Empire of Nature. Hunting, Conservation and British Imperialism//\\ 352 S. Manchester University Press.)) stellte die These auf, dass europäische Siedlung die nutzenorientierte Jagd auf Wildtiere voraussetzte: zunächst als Nahrungsquelle (Wildbret), dann zum Schutz des Viehs (Raubtiere) und als Nahrungskonkurrenten des Viehbestandes (Pflanzenfresser) sowie schließlich zur Erwerbstätigkeit (Felle, Elfenbein, Geweihe). Die sportliche Jagd auf wilde Tiere (engl. game) und die naturkundliche Jagd haben andere Beweggründe. Der gemeinsame Raum, in dem die Interessen der Jäger und der Siedler gleichzeitig praktiziert werden können, zeichnet sich also aus durch den Bestand an Wildtieren und an siedelbarem Grund und Boden sowie durch die Abwesenheit von Besitzansprüchen. Indigene und gemeinsame Nachkommen mit diesen (»Mischlinge«) teilten diesen Raum. Händler und Missionare verbanden diesen Raum mit der Herkunftsgesellschaft. Die Pelzjäger lebten in erster Linie vom Fallenstellen (engl. trap) und jagten Bären, Biber, Zobel. Pelztiere leben dort, wo es kalt ist, also wurden Pelze (engl. //fur//, franz. //fourrures//) zum »weichen Gold« der [[wiki:tundra|borealen]] Gebiete Amerikas (Alaska, Kanada) ((''C. 0. Molbech''\\ //Pelsværkshandelen i Nordamerika//\\ Geografisk Tidsskrift, Bind 23 (1915 - 1916) The Royal Danish Geographical Society.)), Europas ([[wiki:fennoskandinavien|Fenno-Skandinavien]]) und Asiens ([[wiki:literaturliste_sibirien-reisen|Sibirien]]). Fast überall auf der Nordhalbkugel, wo Europäer in die Wildnis vordrangen, scheinen drei Stufen erkennbar: - Eine assimilative Phase: Der halbwilde Waldläufertypus, dem das Leben in der Wildnis zur zweiten Natur wird und der mit den Einheimischen lebt, also Werte seiner Herkunftsgesellschaft aufgibt mit Nachfahren aus beiden Kulturen wie etwa die Métis in Nordamerika. - Eine konnektive Phase mit einem Waldläufertypus als merchant adventurer, der in seiner Herkunftsgesellschaft verankert bleibt, aber den maximalen wirtschaftlichen Nutzen anstrebt, indem er beide Welten verbindet. Diese Phase setzt Handelsgesellschaften voraus, die den Warenstrom über Stationen organisierten. - Eine akkomodative Phase, in der Viehtrecks die Wege-Infrastruktur vorgaben und es damit Siedlern ermöglichten die Wildnis zu besiedeln, dabei die [[wiki:frontier|frontier]] verschiebend, jedoch die Verbindung zur Herkunftsgesellschaft erhaltend. Der Waldläufer hatte dort keinen Platz mehr. ==== Raum-Zeit-Figurenraster ==== ^ ^ Abenteurer\\ Outlaw ^ ab etwa ^ merchant\\ adventurer ^ Siedler ^ ab etwa ^ Nachkommen | ^ Nord-atlantik | [[wiki:vargr|Vargr]]\\ [[wiki:skoggangsmenn|Skoggangsmenn]] | [[wiki:reisegenerationen#6./7. Jahrhundert|6. Jh.]]\\ [[wiki:reisegenerationen#9. und 10. Jahrhundert|9. Jh.]] | [[wiki:drengir|Drengir]] | landnams-\\ man | 983 | ^ [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 8. Jahrhundert|Austrvegr]] | [[wiki:waergenga|Waergenga]] | [[wiki:reisegenerationen#9. und 10. Jahrhundert|10.Jh.]] | Waräger | Waräger | | Rus | ^ Germania Slavica | Weidemann\\ Wildschütz | | Lokator ((Rattenfänger von Hameln)) | Grenzbauern| 1124 | | ^ Latein-amerika | | 1510 | Konquistador | | | Mestizen | ^ [[wiki:glossar_reisen_in_sibirien_und_zentralasien|Sibirien]] | [[wiki:kosak|Kosaken]] | 1581 | [[wiki:promyslenniki|Promyšlenniki]] | Staatsbauern | 1697 | ^ Kanada | [[wiki:coureur_de_bois|Coureur de bois]] | 1610 | [[wiki:Voyageurs|Voyageur]] | Acadiens &\\ Canadiens | Mitte 17.Jh. | Métis, engl. half breeds, franz. bois-brûlés)| ^ Südafrika | Jäger | 1647 | Großwildjäger | Kapkolonie\\ Trekboere\\ Voortrekker | 1652\\ 1740\\ 1835 | Baster\\ Griqua | ^ Nord-amerika | [[wiki:trapper|Trapper]] | [[wiki:reisegenerationen#18. Jahrhundert|18.Jh.]] | Fur trader\\ ab 1812 | Cowboy &\\ Farmer | Ende [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 17. Jahrhundert|17.Jh.]] | Halbindianer | ^ [[wiki:routen_in_australien|Australien]] | [[wiki:bushranger|Bushranger]] | >1788 | [[wiki:overlander|Overlander]]\\ um 1837 | Drover &\\ Squatter | 1825 | | ^ [[wiki:staaten_in_ozeanien|Ozeanien]] | [[wiki:beachcomber|Beachcomber]] | <1840 | [[wiki:beachcomber|Beachcomber]] | [Missionare] | >1820 | ===== Querverweise ===== ==== Road Movie ==== ^ Titel ^ Deutsch ^ Regie ^ Jahr ^ Darsteller ^ ^ The Big [[wiki:trail|Trail]]| Der große [[wiki:treck|Treck]] | Raoul Walsh| USA 1930 |John Wayne| ^ Across the Wide Missouri | Colorado |William A. Wellman| USA 1951| Clark Gable| ^ The Big Sky | Der weite Himmel | Howard Hawks| USA 1952| Kirk Douglas| ^ Davy Crockett\\ King of the Wild [[wiki:frontier|Frontier]] | | Norman Foster| USA 1955| Fess Parker| ^ The Trap | Wie ein Schrei im Wind | Sidney Hayers| CA 1966| Rita Tushingham\\ Oliver Reed| ^ Man in the [[wiki:wildnis|wilderness]] | Ein Mann in der Wildnis | Richard C. Sarafian| GB 1971| Richard Harris\\ John Huston| ^ Jeremiah Johnson | |Sydney Pollack| USA 1972| Robert Redford| ^ The White Buffalo | Der weiße Büffel |Jack Lee Thompson| USA 1977|Charles Bronson| ^ The Mountain Men | Duell am Wind River |Richard Lang| USA 1980 |Charlton Heston| ^ Death Hunt | Ein Mann wird zur Bestie |Peter Hunt| USA 1981| Charles Bronson\\ Lee Marvin| ^ Arctic Blue | | Peter Masterson | USA 1993| Rutger Hauer| ^ The Edge | Auf Messers Schneide\\ Rivalen am Abgrund |Lee Tamahori| USA 1997| Anthony Hopkins\\ Alec Baldwin| ^ Le Dernier Trappeur | Der letzte Trapper |Nicolas Vanier| F 2004| Norman Winther| ^ The Revenant | Der Rückkehrer |Alejandro G. Iñárritu| USA 2015 | Leonardo DiCaprio| * ''Couzens, Andrew James''\\ //A Cultural History of the Bushranger Legend in Theatres and Cinemas// 1828–2017\\ Anthem Press 2019\\ Couzens spricht von einer `Globalisierung der Bushranger-Legende´ und verbindet diese mit der Figur des [[wiki:outlaw|Outlaw]] und dem [[wiki:road_movie|Road Movie]]. * Vergleichbare Figuren: Lonesome Cowboy, lone [[wiki:Ranger|ranger]], lone rider, [[wiki:mountain_men|mountain man]], [[wiki:white_hunter|hunter]], [[wiki:trapper|trapper]], prospector, wilderness [[wiki:fuehrer|guide]], [[wiki:frontiersman|frontiersman]], [[wiki:pionier|pionier]] * ''Jespersen, Ariana Mihalik Ward''\\ //The Lone Ranger Rides Again. An Analysis of Representations of the Myth of the West Throughout American History.//\\ Masterthesis 103 S. [[https://vbn.aau.dk/ws/files/259779561/AWJ_English_Master_s_Thesis.pdf|Online]] \\ Mit besonderem Bezug auf die Filme: Letters From the West No. XIV. The Missouri Trapper Lord Grizzly, Man in the [[wiki:wildnis|Wilderness]] and The Revenant. ==== Literatur ==== → Frauen unterwegs [[wiki:literaturliste_frauen_unterwegs#Unterwegs in Amerika|in Amerika]]\\ → Frauen unterwegs: [[wiki:literaturliste_frauen_unterwegs#Auswanderung & Kolonien|Auswanderung & Kolonien]] === Literatur zu Trappern und Mountain Men === * ''Alter, J. C., & Dodge, G. M. (ill.)''\\ //''James Bridger'', [[wiki:trapper|trapper]], [[wiki:frontiersman|frontiersman]], scout, and [[wiki:fuehrer|guide]]//\\ A historical narrative. With which is incorporated a verbatim copy, annotated of James Bridger.\\ Columbus, Ohio: Long's College Book Co. 1925/1951; a biographical sketch * ''Berry, Don''\\ //Mountain Men//\\ New York: Macmillan 1966 * ''Burger, Carl''\\ //Beaver Skins and Mountain Men// \\ New York: E. P. 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