Bricolage

Vom Kesselflicker (französisch bricoler) über die Eisenwarenhandlung (magasin de bricolage) führt der Begriff heute zum Heimwerker (bricolage).

Der vielreisende Ethnologe ¹⁾ und Linguist Claude Lévi-Strauss kennzeichnete ²⁾ mit diesem Begriff einen Typus und eine Vorgehensweise, bei der jemand in einer akuten Problemsituation das Problem improvisiert löst und mit den vorhandenen Mitteln kreativ eine Notlösung erstellt. Er schuf damit den typologischen Gegenpart zum Ingenieur in modernen Zivilisationen. Als Ethnologe wollte er damit zeigen, dass »Naturvölker« einen anderen Zugang zu Denk- und Arbeitsweisen haben, mit Natur umzugehen. In modernen Organisationen erscheint solches Verhalten unter dem Begriff »Brauchbare Illegalität« ³⁾.

Dieser Umgang ist gekennzeichnet durch hoch flexible Interaktion zwischen Mensch und Welt, bei der weder das Problem noch das Material noch das Werkzeug noch das Ziel unveränderlich sind, so dass in jedem Fall ein Ergebnis erzielt wird, dessen Form jedoch weder vorhersehbar noch reproduzierbar ist, weil die Verhältnisse nie gleich sind.

Die Fähigkeit zur bricolage ist unterwegs unverzichtbar, sie kennzeichnet den Buschmechaniker. In unserer gewohnten (deutschen, europäischen) Umgebung begegnet man der bricolage mißtrauisch - im besten Fall handelt es sich um einen Heimwerker oder einen Freund der DIY-Bewegung. Am anderen Ende des Spektrums finden wir den Handwerker, Meister, Techniker, Ingenieur - anerkannte Fachleute also. Wer jedoch in der Grauzone zwischen Laie und Profi engagiert werkelt, frickelt, friemelt ist bestenfalls ein Schrauber, während Pfuscher Murks erzeugen. Warum eigentlich? Der Profi kann es nicht unbedingt besser, bietet jedoch Sicherheit und Gewährleistung, während der Schrauber keinen Feierabend kennt und vermutlich schwarz arbeitet.

siehe auch:
* Buschmechanisches Handeln
* Reparatur