Karin Bijsterveld, Eefje Cleophas, Stefan Krebs, Gijs Mom
Sound and Safe: A History of Listening Behind the Wheel
USA 2014. 212 Seiten mit umfangreichen englischen, deutschen, niederländischen Literaturangaben
Fernmobilreisende reparieren sich in aller Regel um die Welt, denn intakte Technik und endgültige Reparaturen sind Utopien. Ganz unterschiedliche Motive führen dazu, ein »Ding« reparieren zu wollen, etwa:
Der sich so manifestierende Wille zur Reparatur kann auf verschiedenen Wegen umgesetzt werden:
Zwar ist der Wunsch nach einer »vorbeugenden Reparatur« verständlich, jedoch nicht umsetzbar. Aufträge auf der Basis von Befürchtungen helfen der Werkstatt, nicht dem Fahrzeug. Zum einen ist ein neues Ersatzteil nicht unbedingt besser als ein funktionierendes Altteil. Zum anderen sind bei jedem Eingriff Kollateralschäden fast unvermeidbar. Schließlich unterliegt auch Technik der Thermodynamik irreversibler Prozesse, ist also letztlich instabil und dissipitiv. Letzteres bedeutet beispielsweise, dass sich die Schrauben in der Umgebung verlieren.
Pannen lassen sich manchmal durch Nachdenken und eine Fehleranalyse selber beheben. In unseren Breiten ist Hilfe meist nicht weit und mit dem Handy leicht zu organisieren. Das ist ärgerlich, aber nicht bedrohlich. In einsamen Gegenden sieht das anders aus: ein bushcamp kann erforderlich sein, der richtige Umgang mit der Notlage erfordert ein nüchternes Problemlöseverhalten und buschmechanisches Handeln.
Wer gelernt hat, Dinge selber zu reparieren (*DIY), ist im Vorteil. Dies erfordert einerseits eine Wertschätzung der Dinge, andererseits eine positive Einstellung durch eigene Arbeit Werte zu erhalten. In Schlagworten ausgedrückt: Nachhaltigkeit statt Wegwerfmentalität. Das Reparieren zu kultivieren ermöglicht mehr Selbständigkeit und Autarkie in selbst geschaffenen Kreisläufen und mindert die Abhängigkeit von externer Versorgung (»Subsistenz«).
Reparieren ist dem Erschaffen von etwas Neuem nahe verwandt. Wer etwas repariert, muss die dem Ding innewohnende Idee des Erfinders nacherfinden und einen neuen, kreativen Weg finden sie wiederaufleben zu lasssen. Die Freude, etwas Altes kreativ zu neuem Leben zu erwecken, ist die eigentliche Quelle des Reparierens und unterscheidet es vom Flicken als dem behelfsmäßigen Wiederherstellen einer Funktion.
Dieser Einstellung entgegengesetzt ist die Entwertung als Abfall, das gedankenlose Wegwerfen. Der unentwegte Konsum von Neuem treibt den Wirtschaftskreislauf an, reduziert den Wert der Dinge aber auf deren Gebrauchswert. Etwas Altes zu erhalten wird aus dieser Sicht oft als »Sparen aus Geiz« abgewertet. Alte Dinge können jedoch durch den Gebrauch bei abnehmendem Gebrauchswert auch an Wert gewinnen. Viele Menschen nehmen das bei ihren Lieblings-Kleidungsstücken wahr: einer Jacke, einem T-Shirt oder einem Paar Schuhe.
Einen möglichst geraden Weg vom Problem zur Lösung zu finden, setzt eine Analyse voraus. Wie ein Arzt muss der systematisch vorgehende Techniker eine Art Differentialdiagnose vornehmen, also schrittweise klären:
Die Tiefe einer solchen Diagnose steht im direkten Zusammenhang mit dem technischen Vorwissen. Je geringer Wissen und Erfahrung sind, desto bedeutsamer werden Hilfestellungen. Für die Automobiltechnik gab es in den vergangenen hundert Jahren dazu zwei Ansätze:
Erfahrene Kfz-Mechaniker kennen darüber hinaus auch die Geräuschdiagnose (Sonifikation, sonic skills) 1); ein Hilfsbuch unterscheidet 70 hörbare Fehlermöglichkeiten 2).
Die Möglichkeit, ein Ding zu reparieren, wird häufig eingeschränkt, in einfachster Form verhindern etwa Sicherheitsschrauben oder Nieten das Öffnen eines Gehäuses. Begründet wird dies mit Qualitätssicherung, Sicherheit, Umweltschutz sowie Gesetzgebung. Umgekehrt wird argumentiert, dass der Kauf eines Dinges auch beinhalten muss, dieses Ding zu reparieren, siehe Right to repair.
siehe auch
Buschmechanik
Bricolage
Tinkering & Thinkering
Heckl, Wolfgang
Klara Löffler
Erik Poppe
Vänçi Stirnemann, Manfred
, Fritz Franz Vogel
Karin Bijsterveld, Eefje Cleophas, Stefan Krebs, Gijs Mom
Oskar Hans Hacker