Lebensdauer
Engl. EOL, end of life. Dass nichts ewig halten kann, akzeptiert jeder. Dinge, denen man beim Altern zusehen kann (etwa Schleifpapier) werden ohne Zögern ersetzt. Bei den meisten technischen Produkten kündigt sich der Totalausfall allerdings nicht an - Ende, Aus, plötzlich tot. Diese Zeitpunkt akzeptiert niemand so einfach - es hat doch bis jetzt ohne Fehler funktioniert.
Die Aufgabe des Ingenieurs ist es, ein Teil so zu konstruieren, dass es den Anforderungen seines Arbeitgebers entspricht. Naturgemäß durchläuft ein Produkt von der Entwicklung bis zur Produktion mehrere Reifegrade. Welcher Reifegrad als gut genug für die Serienproduktion angesehen wird, wird betriebswirtschaftlich berechnet. Betriebswirtschaftlich soll mit geringstem Aufwand ein Produkt hergestellt werden, dass sich möglichst gut vermarkten lässt und die technischen und rechtlichen Vorgaben erfüllt. Also setzt der Entwickler bestimmte Ziele:
- Langzeitqualität: ein Fahrzeug wird für eine bestimmte Laufleistung ausgelegt
- Nutzungsdauer: die Lebensdauer der kurzlebigsten Komponente (z.B. Batterie)
- Kinderkrankheiten: die Fehlerhäufigkeit in der Garantiezeit, siehe Badewannenkurve
Eine gewisse Überdimensionierung ist immer nötig. Früher wurden schätzometrische Sicherheitsfaktoren genommen, auf der Basis von Erfahrung plus Gefühl. Diese Faktoren sinken heute, weil
- sie sich zunehmend berechnen lassen, auf der Basis von Wissensmanagement, computergestützter Konstruktion, Sensorik und Prüfmethoden;
- eine Absatzstrategie verfolgt wird, die Verschleißteile und Austauschteile sowie Nachfolgeprodukte im Blick hat;
- Bedürfnisse nicht mehr lebenslang mit ein und demselben Produkt befriedigt werden;
- Neues begehrt wird, weil es neu ist, siehe Hype Cycle.
Die Zielvorgabe orientiert sich am Marktsegment:
- Ein Transporter für einen Handwerksbetrieb muss viele Kilometer halten, aber nicht viele Jahre.
- Derselbe Transporter als Basisfahrzeug für ein Wohnmobil soll lange halten, wird aber nur selten gefahren.
- Ein Lkw ist vielleicht ausgelegt auf eine Laufleistung von einer Million Kilometer.
- Ein Pkw soll 200.000 Kilometer fahren.
- Autos werden in Deutschland durchschnittlich nach 18 Jahren verschrottet (Stand: 2014 www.statista.com); erheblich länger (26 Jahre) leben Fahrzeuge von VW-Autos, gefolgt von Honda und Mitsubishi.
Konstruktionsaufgaben optimieren immer widersprüchliche Ziele, etwa:
- Das Fahrzeug soll haltbar sein.
- Es soll möglichst leicht sein, damit der Verbrauch sinkt.
- Es soll stabil sein, und die Insassen schützen.
- Es soll bei einem Unfall die Aufprallenergie gezielt ableiten und Bauteile verformen.
- Die schwächste Komponente kann als Sollbruchstelle durchaus sinnvoll sein.
- Ist das dann eine technisch sinnvolle Überlastsicherung oder als geplante Obsoleszenz ein Kaufimpuls?
Die Zuverlässigkeit technischer Artefakte (Mean Time Between Failures MTBF) im Normalbetrieb kann untersucht und angegeben werden in Power-On Hours POH, allerdings sind solche Werte selten öffentlich.
auch
* Fehler
* Never change a running system
* Right to repair
* Smoke-Test
* Elektrik-Trick
* Montagsauto
* Bananenprodukt
* Resilienz
* Vulnerabilität
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