Lost Places
Auch Abandoned Places: Verlassene Orte, deren Spuren an die einst dort lebenden Menschen erinnern: Ruinen, aufgelassene Grundstücke mit alten Bauten, Industriebrachen, verlassene Gutshäuser und Schlösser, alte Kirchen, Bahnhöfe im Nirgendwo, veraltete Gefängnisbauten oder Hospitäler, Brücken ohne Verkehr, Straßen, die nirgends hinführen oder Orte im Nirgendwo.
Solche Orte faszinieren, weil sie im Verfall die Vergänglichkeit bewahren, sie erscheinen als ein Schnappschuss der Geschichte: früherer Prunk ist noch erkennbar, der technische Fortschritt von gestern ist veraltet, erfolgreiche Industrien sind untergegangen, Gigantisches zerbröselt ins Kleine. Dekadenz, Opulenz, Gigantomanie, *High-Tech beugen sich demütig vor den Zeitläuften, sind aus dem Leben gefallen. Die frühere Geschäftigkeit, einstige Ausgelassenheit und pralles Leben sind noch zu ahnen und an Kleinigkeiten ablesbar.
Meist sind solche Orte vergessen, vielleicht weil der Abriss zu teuer käme und weil man lieber nicht wissen möchte, was unter oder im Boden versteckt ist. Oder eine ganze Region ist im Niedergang. Oder es wirken Naturkräfte, gegen die der Mensch machtlos ist: ein Ort versinkt, wird vom Wüstensand bedeckt, oder vom Wald vereinnahmt, die Wildnis kommt zurück. Manches Mal jedoch werden solche Orte zum Denkmal:
- Völklinger Hütte im Saarland, eine Industrieanlage, die Eisenerz verarbeitete
- Kolmannskuppe in Namibia, das ehemalige Zentrum der Diamantensuche
- La Gaiola, eine kleine Insel mit einer alten Villa in Italien, bei Neapel
- North Brother Island in New York, mit einem verfallenen Hospital, das die Natur zurückerobert hat
- Pyramiden, eine verlassene Minensiedlung auf Spitzbergen in Norwegen
- Fordlândia, 1928 von Henry Ford gegründet, heute ein Bezirk von Aveiro, Brasilien
- Robben Island, die Gefängnisinsel vor Kapstadt
- Alcatraz »The Rock«, die Gefängnisinsel der USA
- Teufelsinsel, die Gefängnisinsel in Französisch-Guyana
In jedem Fall faszinieren solche Orte mehrfach: durch den Kontrast zwischen Natur und Kultur, durch den Zusammenhang von Leben, Leiden und Sterben, durch den Einfluss der Zeit auf menschliche Hybris, auf die Vergänglichkeit von Anspruch und Macht.
- Urban Exploring als das gezielte Aufsuchen solcher Orte ist nicht ungefährlich wegen Baufälligkeit, durch Tiere oder Besucher mit anderen Interessen.
- Auf der Schattenseite findet sich der Dark Tourism, der Menschen zu Orten führt, die von Katastrophen oder Gräueltaten, von Krieg oder Tragödien gezeichnet sind, wie etwa Tschernobyl.
- In der gruseligen Variante verlagert sich das Interesse von der Lebenswirklichkeit hin zu Magie und Mystik, angezogen von Legenden über Spukhäuser, Geisterstädte und Geisterschifffe, Inseln der Verdammten, Friedhöfe oder Kultorte wie Stonehenge zur Sommersonnenwende, siehe Schwarze Führer.