Overtourism
Alles, außer gewöhnlich.
Reisende suchen das Besondere, doch findet man sie selten als Einzelne. Damit das Besondere Anerkennung findet, müssen es viele wollen. Also werden selbst »Geheimtipps« zum Renner. Wird das Besondere dann zum must-see, wird es Teil der Tourismusindustrie. Der Ort gewinnt wirtschaftlich, doch das Besondere schwindet, manches Mal bis hin zur Zerstörung.
Weil viele daran verdienen, gestaltet sich der Ort nach den Erwartungen der Besucher und erhält eine Fassade.
Diese wird so gestaltet, wie es die Besucher erwarten und nach deren Bedürfnissen:
- Verloren gehen Ruhe, bezahlbarer Wohnraum, alltägliche Versorgungsmöglichkeiten.
- Dafür ziehen Verkehrsströme ein, Kitsch und Eisdielen.
Das weckt den Widerstand der Einheimischen, deren Heimat mindestens vorübergehend nicht mehr ihren Bedürfnissen entspricht - sie verlieren die Kontrolle über ihre Heimat. Tourismus und Touristen sind zunehmend bei der Bevölkerung unerwünscht. Früher ließ sich so etwas bei Fernzielen beobachten, heute hat dieser Effekt Amsterdam, Dubrovnik, Kreta, Mallorca, Venedig … erreicht.
So sagte Dario Nardella
, Bürgermeister von Florenz, im Mai 2020 auf seiner Facebookseite, man wolle das Hochfahren des Tourismus nach den Corona-Restriktionen nutzen, um den Overtourism einzudämmen.
Dabei gibt es einfache Methoden mit denen jeder seinen eigenen Off-the-beaten-track finden kann, siehe coronaconformes Reisen.
Literatur
Vivina Carreira
: Overtourism and Literature → Working Definitions S. 111-112
Capocchi, Alessandro
;Vallone, Cinzia
;Amaduzzi, Andrea
,Pierotti, Mariarita
Is ‘Overtourism’ a New Issue in Tourism Development or Just a New Term for an Already Known Phenomenon?
Current Issues in Tourism, 23.18 (2020) 2235-2239.Stefan Gössling, Scott McCabe, Ning (Chris) Chen
A socio-psychological conceptualisation of overtourism
Annals of Tourism Research 84, 2020, 102976, DOIHecht, Martin
Irgendwie hatten wir uns das anders vorgestellt. Der Traum vom perfekten Urlaub.
Köln Eichborn 2013. InhaltHarald Pechlaner, Daniel Zacher
Resilientes Reisen als neues Paradigma?
Perspektiven einer Reise zwischen dem Selbst und der Welt.
Zeitschrift für Tourismuswissenschaft. 11.3 (2019) 451-464Marion Thiem
Tourismus und kulturelle Identität
Die Bedeutung des Tourismus für die Kultur touristischer Ziel- und Quellgebiete.
(=Berner Studien zu Freizeit und Tourismus Bd. 30) Bern 1994, 298 S.
Ein Ansatz, der erstmals die Beziehungen zwischen Reisenden und Bereisten ganzheitlich betrachtet, Nutzen und Schaden, Vor- und Nachteile in einen theoretischen Zusammenhang bringt.- Exzeß Massentourismus
=Themenheft der Zeitschrift Föhn 1/1994 (Innsbruck), 98 S.
Eine Collage über Massentourismus, bestehend aus Zitaten, Gedanken, Pressemitteilungen, Studienergebnissen, Bemerkungen von Politikern und Stubenmädchen, angeregt durch die Verhältnisse in Tirol, teils realsatirisch, teils böse.