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Carreira da India

Alle Schiffe, die an der mehr als 100 Jahre dauernden Erkundung des Atlantik bis zur Südspitze Afrikas und von dort an der Erkundung des Indik bis Hinterindien teilnahmen, waren denselben Strömungen und Winden unterworfen. Erst nachdem deren jahreszeitlicher Wechsel und die globalen Zusammenhänge zwischen Indik und Atlantik, zwischen Nord- und Südhalbkugel erkannt war, ließen sich Routen optimal organisieren.

Die Carreira da India zwischen Lissabon und Goa verband drei Kontinente und war die längste Segelroute der Erde. Sie wurde ab 1497 fast 500 Jahre lang regelmäßig befahren, bevor Dampfschiffe die Segelschifffahrt verdrängten. Die klimatischen Verhälnisse – insbesondere der Passat im Atlantik und der Monsun im Indik – bestimmten den Fahrplan und kanalisierten zusammen mit den Stützpunkten meist auf Inseln auch die Route:

  • März/April: Abfahrt in Lissabon Richtung Kanarische Inseln/Westafrika
  • Von dort Atlantiküberquerung nach Westen mit dem beständigen Nordostpasssat über die Kapverden Richtung Brasilien
  • Von dort aus Atlantiküberquerung nach Osten mit den vorherrschenden Meeresströmungen über Tristan da Cunha zum Kap der guten Hoffnung
  • Anfang Juli: Entlang der afrikanischen Küste nach Norden mit dem Südwest-Monsun (Juni-Juli-August) durch die Mosambikstraße westlich von Madagaskar.
  • September bis November Ankunft in Goa (Indien)
    • Alternativ bei Verspätung in Südafrika ab Ende Juli:
      Indiküberquerung nach Nordosten östlich von Madagaskar Richtung Cochin oder Goa (Indien)
    • Alternativ bei Verspätung in Ostafrika
      Überwintern in einem ostafrikanischen Hafen wie Sansibar, Mombasa, Malindi, Lamu
  • Um Neujahr: Abfahrt in Goa
  • Indiküberquerung nach Südwesten mit dem Nordost-Monsun
  • Atlantiküberquerung nach Westen und Norden mit dem Nordäquatorialstrom bis zu den Azoren.
  • Von dort mit den Westwinden Richtung Portugal.

Zwischen 1497 und 1700 fuhren ab Lissabon 1.149 Schiffe mit mehr als 330.000 Menschen diese Strecke. Die Rundreise (Volta da Guiné, Volta da Mina) bestand also aus

  • der Hinfahrt mit bestenfalls 4,5 Monaten Dauer oder
    im langsamsten Fall 1,5 Jahre (Überwinterung in Ostafrika)
  • der Rückfahrt in 4,5 bis 7,5 Monaten.

  • Wolfgang Reinhard
    Die Unterwerfung der Welt: Globalgeschichte der europäischen Expansion 1415-2015.
    1648 S., Bibl. S. 1325-1616. München 2016 [zuletzt 2020]: C.H.Beck, hier insbes. S. 155–158.
  • Die Passatzirkulation als Teil des erdumspannenden Windsystems wurde erstmals 1735 richtig beschrieben von:
    George Hadley
    Concerning the Cause of the General Trade-Winds.
    Philosophical Transactions of the Royal Society, 39 (1735) 58–62 DOI
wiki/carreira_da_india.txt · Zuletzt geändert: 2023/07/14 16:20 von norbert

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