Beduine

Bezeichnung nomadischer Wüstenbewohner auf der Arabischen Halbinsel, der Levante, Mesopotamien, im Negev, dem Sinai und teils im nördlichen Afrika (Sahara), dort jedoch als Bedja 1) ) unterschieden von den Tuareg; sie selbst bezeichnen sich als arab und wurden bereits zu assyrischer Zeit als ar-ba-ea bezeichnet.

Das arabische بدوي badawī meint den Nicht-Sesshaften und leitet sich ab von arabisch بَادِيَة bādiya `offenes, unbegrenztes Land´, daher meist Steppe und Wüste. Der Begriff steht im Gegensatz zu arabisch حَضَر hadar, dem sesshaften Bewohner befriedeter und abgegrenzter Flächen, daher meist Bauern (arabisch fallāḥūna `Fellache´) und Städter.

Historisch verbreitet war die Bezeichung von außen als Sarazenen (Saraceni, Agareni) in vorislamischer und islamischer Zeit. Plinius (um 23–79 n. Chr.) nennt die Bewohner der Stadt Arche (= alter Name Petras in Jordanien) Arrhaceni (= Nabatäer); diese verehrten dort die Gottheit Dusares 'Herr von Schara'. 2) In der Bibel werden Sarazenen als Ismaeliten bezeichnet.

Die Abgrenzung zwischen Nomaden und sesshaften Bauern beginnt im 8. Jahrtausend vor Christus mit Rind und Pflug, Ackerbau und Siedlung. Wasser und fruchtbares Land sind begrenzt verfügbar, daher werden sie gemessen und zugeteilt. Dies führt zu Bauland und Ackerland, Mein und Dein. In den sumerischen Stadtstaaten trugen Herrscher und Stadtgötter wie Marduk als Symbol Stab und Seilring. Mit diesen ältesten Werkzeugen des Vermessers - Meßstab und Meßseil - lassen sich Himmelsrichtungen (Indischer Kreis), Breitengrade (Schattenstab, Gnomon), Längen und rechte Winkel (Ägyptisches Dreieck) bestimmen. Das Leben als Beduine ist damit nicht vereinbar.

Die Möglichkeiten nomadischen Lebens wurden erheblich erweitert durch die Domestikation des arabischen Kamels spätestens im 3. Jahrtausend v. Chr. auf der arabischen Halbinsel. In Nord- und Nordostafrika verbreiteten sich Kamele erst um Christi Geburt.

1)
Rolf Herzog
Kulturelle Kontinuität der Bedja vom Altertum bis zur Gegenwart.
PDF/URN) In: Ägypten – Dauer und Wandel: Symposium anlässlich des 75jährigen Bestehens des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo. von Zabern, Mainz 1985, S. 161–172 (Sonderdrucke aus der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
2)
Ekkehart Rotter
Abendland und Sarazenen. Das okzidentale Araberbild und seine Entstehung im Frühmittelalter
(= Studien zur Sprache, Geschichte und Kultur des islamischen Orients, Neue Folge Band 11).Rezension von Hartmut Bobzin: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes, 80 (1990) 249-251 Online