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Hippie

Der Hippy (Singular) bezeichnete im amerikanischen Englisch (Szenejargon) etwa ab 1960 mehr oder weniger abwertend den »kleinen Hipster«; geprägt wurde er von Herb Caen im San Francisco Chronicle.

Nun begann die Zeit der Hippies als »Blumenkinder«, ausgehend von den Vierteln Greenwich Village in New York City und Haight-Ashbury in San Francisco, der Slogan Flower-Power entstand. Als Massenbewegung entstand eine neue populäre Kultur (Popkultur), deren Offenheit und Freiheitsideen sympathisch waren und ansteckend wirkten: freie Liebe, Drogen, psychedelische Musik, Unterwegs-sein, bunte Kleidung , lange Männerfrisuren, Blumen im Haar, alternative Lebensstile, Frugalismus, Leben in der Natur, Selbstversorgung, spirituelle Ideen und so fort. Nach einem halben Jahrhundert mit zwei Weltkriegen wünschte man sich unisono eine rosa Zukunft, die nur Schönes und Gutes verhieß.

Zwischen 1967 (summer of love) und 1969 (Woodstock Festival) ließen sich die Illusionen aufrechterhalten: mit dem Magic Bus bekifft auf der *Magical Mystery Tour und über den Hippie Trail ins New Age-Zeitalter galten als must-have. Die Wirklichkeit war jedoch grausam: Beim Altamont Festival der Rolling Stones begehen die Hells Angels einen Mord vor der Bühne, die Drogentoten waren nicht zu übersehen und der Vietnamkrieg begann. Mit genügend zeitlichem Abstand feierte das romantisierte Bild der Hippie-Zeit nach dem Jahr 2000 eine Auferstehung als Retro-Chic, Boho-Chic, Ibiza-Stil.

Typische Sprüche aus der Hippie-Zeit

  • Make love, not war
    Angeblich 1963 von George Alexander Legman (1917–1999) kreiert.
    1967 berühmt geworden durch Yoko Ono und John Lennons öffentliches Bed-In.
    1972 publiziert in einem Poem von Ernesto Cardenal (1925-2020) 1)
  • Turn on, tune in, drop out
    1965 als Buchtitel 2) und Konzept geprägt von Timothy Leary.
  • Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment.
    Laut Rainer Langhans (Kommunarde der Kommune 1) hat ein STERN-Reporter den Spruch formuliert und ihm zugeschrieben 3). Nachweisbar ab 1968 4)
  • Unterm Pflaster liegt der Strand
    Im Umfeld des Pariser Mai 1968 berühmt geworden (Sous les pavés, la plage), vermutlich über die Künstlergruppe Situationistische Internationale geprägt. Damals wurden Pflastersteine aus dem Straßenbelag als Wurfgeschosse gegen die Polizei eingesetzt: »inscription au coin d'une barricade disparue ce matin« 5)
  • Love and Peace and Happiness
    Das Soul-Doppelalbum Love, Peace and Happiness der The Chambers Brothers erschien im Dezember 1969.
  • Fantasie an die Macht
    Als '68er-Parole 1977 von Helke Sander erwähnt 6)
    Jean-Paul Sartre sagt im Gespräch mit Daniel Cohn-Bendit 1968: »Was an Ihrer Aktion interessant ist: sie setzt die Phantasie an die Macht.« 7)
  • Sex and Drugs and Rock'n'Roll
    1968 bereits allgemein bekannt 8); 1977 schrieb Ian Dury den gleichnamigen Song.
    Mike Brake: The Sociology of Youth Culture and Youth Subcultures: Sex and Drugs and Rock 'n ' Roll London 1980
  • Hast Du Haschisch in den Taschen, hast Du immer was zu naschen
    Der Spiegel zitiert in der Ausgabe 27/1969 unter der Überschrift »Haschu waschu« die Hamburger Studentenzeitung uni-life: »Haschu Haschisch in den Taschen – haschu imma waschu naschen«

Literatur

R.I. Jobs
Youth Movements: Travel, Protest, and Europe in 1968
The American Historical Review, 114, 2 (2009), 379

  • Gardner, Peter
    Medieval Brigands. Pictures in a year of the „hippy“-convoy
    Bristol 1987: Redcliffe
1)
New Directions 25: an International Anthology of Prose and Poetry. James Laughlin (Hg.)
2)
Timothy Leary: Turn on, tune in, drop out. 1965; 1. Auflage. Ronin: Oakland
3)
Mensagespräch mit Rainer Langhans: „Ich war vollkommen verklemmt“ Von Justus Bender 20. April 2010 in: ZEIT Campus 3/2010
4)
Hans Joachim Winkler, Helmut Bilstein: Das Establishment antwortet der APO: eine Dokumentation. C. W. Leske, 1968 S. 148
5)
L'Éphémère. Fondation Maeght, 1968
6)
Helke, Sander: Frauen und Film. Heft 12. Filmemacherinnen I. Rotbuch Verlag, 1977, S. 8
7)
Die Phantasie an die Macht. Jean-Paul Sartre: Ein Gespräch mit Daniel Cohn-Bendit. 31. Mai 1968, ZEIT Nr. 22
8)
Gerald Handel, Gail G. Whitchurch: The Psychosocial Interior of the Family. Transaction Publishers, 1968, ISBN 978-0-202-36990-7
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