Tour
Die Tour im Sinne von Reise, Spaziergang kam Ende des 17. Jahrhunderts aus dem Französischen.
Le tour bedeutete dort ebenfalls Reisen beginnend mit der tour de promenade um den eigenen Wohnort, aber immer mit der allgemeineren Bedeutung 'mouvement en rond' (Tournee de France); auch ein (runder) Turm (gr. tornos, lat. tornus > altfranz. torn) wird so genannt.
Auch das Englische übernahm tour im Sinne von ‘Rundreise’ (Tournee). Die `grand tour´ erscheint um 1660/70 (Collins Dictionary) und war eine Reiseform des englischen Adels, die ihre Söhne (selten die Töchter) auf eine Rundreise durch die europäischen kulturellen Zentren schickten, die durchaus ein Jahr oder länger beanspruchen konnte. Begleitet wurden diese Zöglinge von einem Tutor oder Chaperone als Führer. Die um 1560 einsetzende Reiseform erreichte erst im 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt und gilt als Vorform der späteren Bildungsreise.
Damit gelangte der Begriff `Grand Tour´ in andere europäische Sprachen. Ins Deutsche gelangte der Begriff erstmals Ende des 17. Jahrhunderts und wurde im 19. Jahrhundert mit dem einsetzenden bürgerlichen Reisen zum Tourist 1). Der aufkommende organisierte Reiseverkehr wurde als Touristik bezeichnet und wurde schließlich im 20. Jahrhundert zum umfassenden Begriff des Tourismus, der den Begriff Fremdenverkehr verdrängte.
Der Anglizismus wurde international: dänisch tur, niederländisch tour, kroatisch turneja, rumänisch turneu, russisch тур, türkisch tur gezi, ukrainisch турне, wobei das Französische ab 1816 es abgrenzend zurückübersetzt als tour visite.
Synonym und gleichfalls die Rundreise betonend, sind dazu arabisch: جَوْلَة [dʒaula], italienisch: giro turistico, spanisch:gira, griechisch: περιοδεία, norwegisch: rundreise, portugiesisch digressão, schwedisch rundresa.
Der Bedeutungskern bleibt in allen Wandlungen erhalten, indem eine Tour immer eine Rückkehr an den Ausgangspunkt erfordert ('mouvement en rond'), also beispielsweise nicht auf das Unterwegs-Sein des Heimatlosen anwendbar ist.
Dieser Bedeutungskern ist `das Runde, sich kreisförmig Bewegende´, das über mittellateinisches tornum auf altgriechisches tornos τόρνος zurückgeht, ein 'zirkelähnliches Werkzeug' 2), das zusammen mit der Messschnur (gr. stathme) verwendet wurde.
Unausgesprochen ist damit immer verbunden die Vorstellung einer geschickten Umsetzung. In diesem Sinne wurde Tour auf zahlreiche drehende Vorgänge übertragen vom konkret handwerklichen etwa an der Drehbank über eine Figur beim Tanzen bis zum abstrakten rhetorischen Kunstgriff im Sinne einer Wendung oder eben auch ein geschicktes Reisen als Kundiger, abgrenzend zur krummen Tour.