Held
griechisch Heros, Mehrzahl Heroen
Außerhalb der Stadt gäbe es nur Ungeheuer und Helden, sagt Aristoteles
im 4. vorchristlichen Jahrhundert. Der Held strebt kein Abenteuer an; der Begriff wäre ihm fremd. Er sucht es nicht, sondern es widerfährt ihm - er ist ein Einzelner der seine Bestimmung annimmt. Er begreift sich als ein von einer höheren Macht Auserwählter und unterwirft sich dieser Aufgabe demütig. Er nimmt sich einer Sache an, die größer ist als er selbst und weiht ihr sein Leben. Der Held ist gehört zu den Archetypen von C.G. Jung
; sein Narrativ ist die Heldenreise.
Odysseus zieht in den Krieg, Telemachos sucht seinen Vater Odysseus. Sie beugen sich einer Weisung, tun etwas, daß sie aus eigener, freier Entscheidung nicht getan hätten und reisen sehenden Auges unbekannten Gefahren entgegen, um ihr Ziel zu erreichen. Ihr Handeln hat einen Zweck. Erfüllung bedeutet, für diesen Zweck sich selbst und andere zu überwinden – koste es, was es wolle, auch das Leben. Das Gelingen ihrer Taten schreiben sie nicht sich selbst zu, sondern einer höheren Macht, dem Glauben an etwas. Das Geschick des Helden ist vom Schicksal bestimmt. Penelope, Odysseus Gattin, ist benannt nach der Schicksalsgöttin. Erfolg war für den Helden ein Resultat seiner göttlichen Bestimmung und bestand darin, sein Geschick zu erfüllen. Sein Lohn bemaß sich an der Unsterblichkeit innerhalb eines theokratischen Systems. Dem verstorbenen Heros wurde ein schwarzer Stier geopfert, dessen Blut ins Grab des Heros floß, dann wurde das Tier verbrannt. Heroen wurden Kulte gewidmet, zu ihren Ehren Spiele abgehalten; ihr Name ging in Mythen ein, über sie wurden Heldengesänge gedichtet. Die Figur des Heros steht zwischen Menschen und Göttern, der verstorbene Held geht in die Walhalla ein, wird gar zur niederen Gottheit.
Die typische Reiseliteratur dieser Epochen ist einerseits linear konstruiert und chronologisch nachvollziehbar (Itinerarien), andererseits erzählend (Epos).
Literatur
Bräuer, Rolf
Das abenteuerliche Unterwegssein und ‚Erfahren‘ der Welt als konstitutive Existenzweise des epischen Helden der mittelalterlichen Literatur.
S.53-63 in: Erfen, Irene; Spieß, Karl-Heinz (Hg.): Fremdheit und Reisen im Mittelalter. Stuttgart 1997: Franz SteinerJoseph Campbell
The hero with a thousand faces
EA Pantheon Books, New York 1949
deutsch: Der Heros in tausend Gestalten
(=Insel-Taschenbuch, 2556) Frankfurt/M. 2011: InselEkroth, G.
Heroes and Hero-Cults.
S. 100–114 in: Ogden, D. (Hrsg.), A Companion to Greek Religion. XX, 497 S. Malden, Mass. 2007: Blackwell.Ekroth, G.
Heroes – Living or Dead?
S. 383-396 in: Eidinow, E.; Kindt, J. (Hg.): The Oxford Handbook of Ancient Greek Religion. XXII, 708 S. Oxford 2015: Oxford University Press.Johann Georg von Hahn
Sagwissenschaftliche Studien
Jena 1876: Mauke. XII, 784 S.
Mit 14 vergleichenden Heldenbiografien, kategorisiert in Geburt, Jugend, Rückkehr, untergeordnete FigurenC. G. Jung
Von den Wurzeln des Bewusstseins
Studien über den Archetypus
X, 681 S. : Mit 32 Ill. (=Psychologische Abhandlungen, 9) Zürich 1954: Rascher. Inhalt
Archetypen werden beschrieben.C. G. Jung
Über die Archetypen des kollektiven Unbewussten
Eranos-Jahrbuch 1934. Rhein, Zürich, S. 179–229Vladimir Propp
Morphologie des Märchens
Hg. von Karl Eimermacher
294 S. , EA 1928 Frankfurt am Main 1982: Suhrkamp
Inhalt
Die Heldenreise wird in 31 Schritte unterteilt.Lord Raglan
(Fitzroy Richard Somerset)
The hero.
A study in tradition, myth, and drama.
X, 310 S. Bibl. S. 295–298 (=The Thinker's library, 133)[EA 1936] London 1949: Watts
22 Merkmale des typischen Helden.Otto Rank
Der Mythus von der Geburt des Helden
Versuch einer psychologischen Mythendeutung
Leipzig; Wien 1922: F. Deuticke
VII, 160 S.
Schriften zur angewandten Seelenkunde, 5
Inhalt
Zeugung, Geburt und Kindheit des Helden, dessen Aussetzung als UrsacheSchmidt, Martin
Die Erklärungen zum Weltbild Homers und zur Kultur der Heroen-Zeit in den bT-Scholien zur Ilias.
(=Zetemata, 62) IX, 295 S. Beck, München, 1976 Inhalt
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