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wiki:held

Held

griechisch Heros, Mehrzahl Heroen

Außerhalb der Stadt gäbe es nur Ungeheuer und Helden, sagt Aristoteles im 4. vorchristlichen Jahrhundert. Der Held strebt kein Abenteuer an; der Begriff wäre ihm fremd. Er sucht es nicht, sondern es widerfährt ihm - er ist ein Einzelner der seine Bestimmung annimmt. Er begreift sich als ein von einer höheren Macht Auserwählter und unterwirft sich dieser Aufgabe demütig. Er nimmt sich einer Sache an, die größer ist als er selbst und weiht ihr sein Leben. Der Held ist gehört zu den Archetypen von C.G. Jung; sein Narrativ ist die Heldenreise.

Odysseus zieht in den Krieg, Telemachos sucht seinen Vater Odysseus. Sie beugen sich einer Weisung, tun etwas, daß sie aus eigener, freier Entscheidung nicht getan hätten und reisen sehenden Auges unbekannten Gefahren entgegen, um ihr Ziel zu erreichen. Ihr Handeln hat einen Zweck. Erfüllung bedeutet, für diesen Zweck sich selbst und andere zu überwinden – koste es, was es wolle, auch das Leben. Das Gelingen ihrer Taten schreiben sie nicht sich selbst zu, sondern einer höheren Macht, dem Glauben an etwas. Das Geschick des Helden ist vom Schicksal bestimmt. Penelope, Odysseus Gattin, ist benannt nach der Schicksalsgöttin. Erfolg war für den Helden ein Resultat seiner göttlichen Bestimmung und bestand darin, sein Geschick zu erfüllen. Sein Lohn bemaß sich an der Unsterblichkeit innerhalb eines theokratischen Systems. Dem verstorbenen Heros wurde ein schwarzer Stier geopfert, dessen Blut ins Grab des Heros floß, dann wurde das Tier verbrannt. Heroen wurden Kulte gewidmet, zu ihren Ehren Spiele abgehalten; ihr Name ging in Mythen ein, über sie wurden Heldengesänge gedichtet. Die Figur des Heros steht zwischen Menschen und Göttern, der verstorbene Held geht in die Walhalla ein, wird gar zur niederen Gottheit.

Die typische Reiseliteratur dieser Epochen ist einerseits linear konstruiert und chronologisch nachvollziehbar (Itinerarien), andererseits erzählend (Epos).

Literatur

  • Bräuer, Rolf
    Das abenteuerliche Unterwegssein und ‚Erfahren‘ der Welt als konstitutive Existenzweise des epischen Helden der mittelalterlichen Literatur.
    S.53-63 in: Erfen, Irene; Spieß, Karl-Heinz (Hg.): Fremdheit und Reisen im Mittelalter. Stuttgart 1997: Franz Steiner
  • Joseph Campbell
    The hero with a thousand faces
    EA Pantheon Books, New York 1949
    deutsch: Der Heros in tausend Gestalten
    (=Insel-Taschenbuch, 2556) Frankfurt/M. 2011: Insel
  • Ekroth, G.
    Heroes and Hero-Cults.
    S. 100–114 in: Ogden, D. (Hrsg.), A Companion to Greek Religion. XX, 497 S. Malden, Mass. 2007: Blackwell.
  • Ekroth, G.
    Heroes – Living or Dead?
    S. 383-396 in: Eidinow, E.; Kindt, J. (Hg.): The Oxford Handbook of Ancient Greek Religion. XXII, 708 S. Oxford 2015: Oxford University Press.
  • Johann Georg von Hahn
    Sagwissenschaftliche Studien
    Jena 1876: Mauke. XII, 784 S.
    Mit 14 vergleichenden Heldenbiografien, kategorisiert in Geburt, Jugend, Rückkehr, untergeordnete Figuren
  • C. G. Jung
    Von den Wurzeln des Bewusstseins
    Studien über den Archetypus
    X, 681 S. : Mit 32 Ill. (=Psychologische Abhandlungen, 9) Zürich 1954: Rascher. Inhalt
    Archetypen werden beschrieben.
  • C. G. Jung
    Über die Archetypen des kollektiven Unbewussten
    Eranos-Jahrbuch 1934. Rhein, Zürich, S. 179–229
  • Vladimir Propp
    Morphologie des Märchens
    Hg. von Karl Eimermacher
    294 S. , EA 1928 Frankfurt am Main 1982: Suhrkamp
    Inhalt
    Die Heldenreise wird in 31 Schritte unterteilt.
  • Lord Raglan (Fitzroy Richard Somerset)
    The hero.
    A study in tradition, myth, and drama.
    X, 310 S. Bibl. S. 295–298 (=The Thinker's library, 133)[EA 1936] London 1949: Watts
    22 Merkmale des typischen Helden.
  • Otto Rank
    Der Mythus von der Geburt des Helden
    Versuch einer psychologischen Mythendeutung
    Leipzig; Wien 1922: F. Deuticke
    VII, 160 S.
    Schriften zur angewandten Seelenkunde, 5
    Inhalt
    Zeugung, Geburt und Kindheit des Helden, dessen Aussetzung als Ursache
  • Schmidt, Martin
    Die Erklärungen zum Weltbild Homers und zur Kultur der Heroen-Zeit in den bT-Scholien zur Ilias.
    (=Zetemata, 62) IX, 295 S. Beck, München, 1976 Inhalt

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wiki/held.txt · Zuletzt geändert: 2023/08/09 08:45 von norbert

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