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Ozeane
Die Geschichte des Menschen ist nicht ohne die Geschichte der Ozeane zu erzählen. Und wenngleich die Ausbreitung des Menschen über die Kontinente in erster Linie der Versuch war, die Ozeane zu umgehen, so wanderten die ersten Menschen doch zunächst immer entlang der Küsten mit Blick aufs Meer. Manche werden sich bereits vor Jahrzehntausenden gefragt haben, was wohl hinterm Horizont sei. Die systematischen Versuche, dies zu ergründen begründeten letztlich die Wissenschaft vom Meer, die Thalassologie. Der erste Beweis, dass solche Fragen die Menschen aufs Meer trieb, ist die Besiedlung Australiens. Vor etwa 55.000 Jahren überquerten Menschen mit Wasserfahrzeugen die 70 Kilometer breite Meerenge zwischen Asien und dem damaligen Südkontinent (heute: Australien, Tasmanien, Neuseeland).
Die meisten Gewässer (See, Meer, Haff) lassen sich überqueren oder umgehen. Dagegen verlangt die unendliche Wasserfläche nach einem neuen Begriff. Altgriechisch Ὠκεανός Ōkeanós bedeutete im antiken Weltbild ‚ der die Erdscheibe umfließende Weltstrom‘, dabei führte die Straße von Gibraltar zwischen den Säulen des Herakles vom Mittelmeer hinaus auf den Atlantik; die Straße von Hormus führte vom Persischen Golf hinaus auf den Indischen Ozean. Für das Wandern der Menschen, ihre Fahrten und Reisen unterscheiden sich das Wasser der Ozeane grundlegend vom Land der Kontinente, weil sie zwar „Raum“ bilden, doch durch ihre spezifische Charakteristik die Fortbewegung prägen:
Kontinente | Ozeane | |
---|---|---|
Reisefaktoren | Land | Wasser |
Raum | Wildnis | Zwischenraum |
Form | geformte Landschaft | Wellen: flüssiges Chaos & Horizont |
Ziele | Orte | Inseln |
Spuren | Pfade und Flüsse | Strömungen |
Geleit | Straßen | Meeresstraßen, Kanäle und Untiefen |
Grenzen | Gebirge und Wüsten | Küsten und Strände |
Übergänge | Pässe und Furten | Meerengen, Passat und andere Winde |
Orientieren | Landmarken | Himmel |
Verirren | Wald, Wildnis | Nebel |
Gesetze | Staaten | »Niemandsland« |
Die miteinander verbundenen Wassermassen der Ozeane bilden das Weltmeer, ihre Trennung in Atlantik, Pazifik und Indik ist zwar unnatürlich, doch für die Vorstellung praktisch, die Wissenschaft definiert noch das Nordpolarmeer und das Südpolarmeer als Ozeane sowie zahlreiche Randmeere der Ozeane wie etwa das Mittelmeer, das drei Kontinente berührt, oder den Golf von Mexiko.
Ausstellungen
- Ausstellungsliste Schiff & Meer
- Ausstellungsliste Land am Meer: Inseln & Küsten
- Ausstellungsliste Reisen ans Mittelmeer
- Ausstellungsliste Reisen zu den Antipoden: Terra Australis & Südsee
Literatur
David Abulafia
Das unendliche Meer.
Die große Weltgeschichte der Ozeane.
Aus dem Englischen (A Human History of the Oceans) von Michael und Laura Su Bischoff. 1132 S. Frankfurt am Main 2021: S. Fischer Verlag. Inhalt:- The oldest ocean: the Pacific, 176.000 BC-AD 1350
- The middle ocean: the Indian Ocean and its neighbours, 4500 BC-AD 1500
- The young ocean : the Atlantic, 22,000 BC-AD 1500
- Oceans in conversation, AD 1492-1900
- The oceans contained, AD 1850-2000
- Museums with maritime collections
- Ozeaneum Stralsund mit fünf Dauerausstellungen:
- Weltmeer - Vielfalt des Lebens
- Ostsee - Das Meer in unserer Mitte
- Erforschung und Nutzung der Meere
- Meer für Kinder
- 1:1 Riesen der Meere
Silke Anzinger
Post Oceanum nihil? Albinovanus Pedo und die Suche nach einer anderen Welt.
Rheinisches Museum fur Philologie, 158 (2015) 326-407Peter Burschel
,Sünne Juterczenka
, (Hg.)Alexandra Serjogin
(Mitarbeit)
Das Meer : maritime Welten in der Frühen Neuzeit
= The sea : maritime worlds in the early modern period.
Konferenzschrift 05.10.2017-07.10.2017 (Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands) Wolfenbüttel. 750 S. Wien 2021: Böhlau. InhaltConermann, Stephan
Der Indische Ozean in historischer Perspektive.
293 S. Hamburg 1998: EB-Verl. InhaltEvans, Rhiannon
The Cruel Sea? Ocean as Boundary Marker and Transgressor in Pliny’s Roman Geography.
Antichthon, 39 (2005) 105-119.