Berque, Augustin
Les raisons du paysage. De la Chine antique aux environnements de synthèse.
Paris 1995: Hazan.
Die Welt besteht aus Wasser (Ozeanen) und Land; vom Wasser kommend wird gelandet; ein chinesisches Piktogramm zeigt den Wasser-Berg-Gegensatz im 4. Jahrhundert 1), siehe auch siehe Working Definitions S.49-50
Land ist der dem Menschen zugängliche Raum, begrenzt von seiner Vorstellung von Welt und von den Enden der Welt - dahinter wartet die Leere, im Zwischenraum finden sich emotional aufgeladene Metaphern für die Länder der Phantasie, für Möglichkeiten und Nirgends-Orte; siehe die Liste der Raumvorstellungen.
`Landschaft´ (engl. landscape, ndl. landschap) findet sich ab dem 8. Jahrhundert (ahd. lantscaf) und meint ein besiedeltes Land mit Menschen und Regeln. Es ist bedeutungsgleich mit dem lateinischen pagus für ein abgegrenztes Flurstück, abgeleitet von pangere 2), eine Grenzlinie ziehen (frz. paysage ab 1543, ital. paesaggio, bei Petrarca noch facies locorum, span. paisaje), etwa durch Steinsetzungen (siehe auch topos).
Zum Topos im übertragenen Sinne als bildhaftes Element (in der Vorstellung, in der Betrachtung oder wiedergegeben als Gemälde) wird die Landschaft etwa ab dem 16. Jahrhundert, das französische 'paysage' (pays-image) erscheint zuerst bei dem Lexikographen Robert Estienne
, um 1500–1559.
Wildnis ist Landschaft ohne Menschen, jenseits des befriedeten Zwischenraums irgendwo im Hinterland. Sie ist weder begrenzt noch gesichert, also ein Raum für die Phantasie, die dort Hoffnungen und Ungeheuer ansiedelt, während die Vernunft dies auf unbekannte Gefahren reduziert, jedenfalls ein Raum für Helden oder Abenteurer. „Landschaft ohne Menschen“ wurde historisch meist verstanden als „ohne Menschen wie wir“, also wurden beispielsweise Barbaren, Heiden, Unfreie ausgegrenzt.
Eine Landschaft mit Menschen, die fremd sind, wird zur Fremde und die Ankömmlinge werden dort zu Fremden. Jenen ist sie vertraut, diesen ist sie Wildnis, zwischen beiden entsteht eine frontier.
Reisenden mit einem Sinn für und Zugang zur Wildnis und zur Fremde, die dort wiederholt unterwegs sind, erscheinen Ihresgleichen als suspekt wie etwa Hinterwäldler, Waldläufer, frontiersmen oder Heimatlose und Grenzgänger. Nomaden sehen Landschaft anders als Sesshafte, aber beide respektieren Übergänge. Reisegötter, Übergangsriten und Verhaltensmuster entstehen daraus.
Navigation ist der Versuch, sich außerhalb der vertrauten Landschaft gezielt zu bewegen:
Casey, Edward
Filleron, Jean-Charles
Kilian Mathias Jost
Muir, Richard
Werner Nohl
Osswald, Paul
Raymond, Petra
Kai Ruffing
Tilley, Christopher Y.
Wulff, Hans Jürgen