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wiki:landschaft

Land & Landschaft

Die Welt besteht aus Wasser (Ozeanen) und Land; vom Wasser kommend wird gelandet; ein chinesisches Piktogramm zeigt den Wasser-Berg-Gegensatz im 4. Jahrhundert 1), siehe auch siehe Working Definitions S.49-50

Land ist der dem Menschen zugängliche Raum, begrenzt von seiner Vorstellung von Welt und von den Enden der Welt - dahinter wartet die Leere, im Zwischenraum finden sich emotional aufgeladene Metaphern für die Länder der Phantasie, für Möglichkeiten und Nirgends-Orte; siehe die Liste der Raumvorstellungen.

`Landschaft´ (engl. landscape, ndl. landschap) findet sich ab dem 8. Jahrhundert (ahd. lantscaf) und meint ein besiedeltes Land mit Menschen und Regeln. Es ist bedeutungsgleich mit dem lateinischen pagus für ein abgegrenztes Flurstück, abgeleitet von pangere 2), eine Grenzlinie ziehen (frz. paysage ab 1543, ital. paesaggio, bei Petrarca noch facies locorum, span. paisaje), etwa durch Steinsetzungen (siehe auch topos).

Zum Topos im übertragenen Sinne als bildhaftes Element (in der Vorstellung, in der Betrachtung oder wiedergegeben als Gemälde) wird die Landschaft etwa ab dem 16. Jahrhundert, das französische 'paysage' (pays-image) erscheint zuerst bei dem Lexikographen Robert Estienne, um 1500–1559.

Wildnis und Fremde

Wildnis ist Landschaft ohne Menschen, jenseits des befriedeten Zwischenraums irgendwo im Hinterland. Sie ist weder begrenzt noch gesichert, also ein Raum für die Phantasie, die dort Hoffnungen und Ungeheuer ansiedelt, während die Vernunft dies auf unbekannte Gefahren reduziert, jedenfalls ein Raum für Helden oder Abenteurer. „Landschaft ohne Menschen“ wurde historisch meist verstanden als „ohne Menschen wie wir“, also wurden beispielsweise Barbaren, Heiden, Unfreie ausgegrenzt.

Eine Landschaft mit Menschen, die fremd sind, wird zur Fremde und die Ankömmlinge werden dort zu Fremden. Jenen ist sie vertraut, diesen ist sie Wildnis, zwischen beiden entsteht eine frontier.

Reisenden mit einem Sinn für und Zugang zur Wildnis und zur Fremde, die dort wiederholt unterwegs sind, erscheinen Ihresgleichen als suspekt wie etwa Hinterwäldler, Waldläufer, frontiersmen oder Heimatlose und Grenzgänger. Nomaden sehen Landschaft anders als Sesshafte, aber beide respektieren Übergänge. Reisegötter, Übergangsriten und Verhaltensmuster entstehen daraus.

Navigation ist der Versuch, sich außerhalb der vertrauten Landschaft gezielt zu bewegen:

Literatur

  • Casey, Edward
    Ortsbeschreibungen. Landschaftsmalerei und Kartographie.
    (=Bild und Text) 436 S. Ill., Kt., München 2006: Fink Inhalt
  • Filleron, Jean-Charles
    ‘Paysage’, pérennité du sens et diversité des pratiques.
    in: Nouveaux Actes Sémiotiques 2008. Online
  • Kilian Mathias Jost
    Felsenlandschaften. Eine Bauaufgabe des 19. Jahrhunderts: Grotten, Wasserfälle und Felsen in landschaftlichen Gartenanlagen.
    Zürich 2015. Online
  • Muir, Richard
    The New Reading the Landscape. Fieldwork in Landscape History
    XV, 256 S. Exeter 2002 (2.A.): University of Exeter Press. Inhalt
  • Werner Nohl
    Über die Rezeption der Eigenart.
    Berichte der ANL 21 (1997) 25-37. Online
    Reflexion über landschaftliche Eigenart (landscape character)
  • Osswald, Paul
    Wortfeldtheorie und Sprachenvergleich: franz. campagne u. dt. Landschaft.
    Tübingen 1977: TBL-Verlag Narr. 234 S.
    Das französische campagne und dessen Nachbarwörter werden mit dem Deutschen, Englischen, Italienischen und Spanischen verglichen.
  • Raymond, Petra
    Von der Landschaft im Kopf zur Landschaft aus Sprache
    die Romantisierung der Alpen in den Reiseschilderungen und die Literarisierung des Gebirges in der Erzählprosa der Goethezeit.
    Tübingen 1993: Max Niemayer.
  • Kai Ruffing
    Landschaft und die Grenzen der Welt
    in: M. Kasper, M. Korenjak, R. Rollinger, A. Rudigier (Hrsg.), Entdeckungen der Landschaft. Raum und Kultur in Geschichte und Gegenwart, Wien - Köln - Weimar 2017 (Montafoner Gipfeltreffen Band 2), 107-118.
  • Tilley, Christopher Y.
    A phenomenology of landscape, places, paths and monuments.
    Oxford 1994: Berg.
  • Wulff, Hans Jürgen
    Gärten des Abenteuers, Szenen der Geschichte: Landschaften im exotischen Abenteuerfilm.
    Cinéma: unabhängige Schweizer Filmzeitschrift 47 (2002): 39-49.

Verweise

1)
Berque, Augustin
Les raisons du paysage. De la Chine antique aux environnements de synthèse.
Paris 1995: Hazan.
2)
Mommsen, TheodorMarquardt, Joachim\\ Handbuch der römischen Alterthümer.\\ S. Hirzel 1887, hier S. 117
wiki/landschaft.txt · Zuletzt geändert: 2024/08/25 01:54 von norbert

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