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Inhaltsverzeichnis
Der Alltag unterwegs
Die grundlegenden Handlungskreise des Alltag unterwegs lassen sich variieren, aber nicht abschalten, weil Kälte nach Kleidung, Erschöpfung nach Geborgenheit, Müdigkeit nach Schlaf, Hunger nach Essen, Gesundheit nach Hygiene, Gefahren nach Vorsorge … verlangen. Den Alltag zu sichern erfordert ein bestimmtes Verhalten unterwegs.
Barbara Denicolò
Von der „zerung“ und „notdurfft“ auf Reisen.
S. 52–63 in: Kassiankalender 2015, Brixen 2014.Helmut Hundsbichler
Reise, Gastlichkeit und Nahrung im Spiegel der Reisetagebücher desPaolo Santonino
(1485 – 1487)
Diss. Wien 1979Rowling, Marjorie
Everyday Life of Medieval Travellers
Dorset Press, 1971Jacoby, David
,Juschka, Darlene M.
Whose turn is it to cook? Communitas and pilgrimage questioned
Mosiac: A journal for the interdisciplinary study of literature, 36.4 (2003) 189-204
Für Geographen ist das Unterwegs-Sein ein „natürlicher Sport“ meint Roger Brunet
in „Les mots de la geography“ und umschreibt es als eine geografische Aktivität im geografischen Raum, zugespitzt als existentiellen Augenblick der Konfrontation mit dem Raum. Neutral bezeichnet er Reisen als einen Vektor der Mobilität und eine Modalität der Begegnung mit dem Anderssein. Im Spannungsfeld zwischen 'sich fortbewegen' und 'ankommen' entwickelt sich ein Gleichgewicht zwischen Akkomodation und Assimilation.
Bailly, Antoine
,Renato Scariati
Voyage en géographie.
Bulletin de la Société géographique de Liège 46 (2005) 5-9.
Dem entsprechend betrachtet Lecoquierre das Reisen als „interface de situation“ und betont dabei die Priorität von Differenzierung und Austausch bei drei Arten von Schnittstellen (Abs. 47-48), an denen sich ein Alltag entwickelt:
- « interfaces qui ménagent l’altérité
- « interfaces qui exploitent l’altérité »
- « interfaces qui mettent en scène l’altérité »
Alltag im Tourismus
Alltag (engl. everyday life, franz. vie quotidienne) umfasst eben Alltägliches, Wiederkehrendes und scheint daher auf den ersten Blick im Gegensatz zum Reisen zu stehen, so wie Arbeitsalltag und Urlaubsreise. Köstlin
und Gyr
haben jedoch gezeigt, dass im Urlaub ein anderer Alltag entsteht, der ritualisiert wird: spätes Aufstehen, ausgiebiges Frühstücken, Zeitung lesen, im Bademantel bleiben … Groth
kategorisiert verschiedene Formen des Alltags als »Erwartbarkeit von Erfahrungen«. Tourismus verspricht ja genau das: die versprochenen Abenteuer finden in klaren Zeitfenstern zwischen Frühstück und Lunch statt und dürfen keinen unerwarteten Ausgang finden.
Gyr, Ueli
Touristenkultur und Reisealltag. Volkskundlicher Nachholbedarf in der Tourismusforschung.
Zeitschrift für Volkskunde 84.2 (1988) 224-239.Kramer, Dieter
(Hg.)
Reisen und Alltag: Beiträge zur kulturwissenschaftlichen Tourismusforschung.
Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, 1992. InhaltKöstlin, Konrad
Wir sind alle Touristen – Gegenwelten als Alltag.
S. 1-12 in: Christine Cantauw (Hg.): Arbeit, Freizeit, Reisen. Die feinen Unterschiede im Alltag (=Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland, 88). Münster 1995.Schrutka-Rechtenstamm, Adelheid
Tourismus und Volkskunde. Überblick und Perspektiven der kulturwissenschaftlichen Tourismusforschung.
Acta Ethnographica Hungarica 44.3-4 (1999): 303-322. Ausführlicher Review (Bibliogr. S. 317–322) der Beobachtungen zum Alltag im Tourismus. OnlinePatrick Wohlkönig
Die feinen Unterschiede der Reise. Die Urlaubsreise als Spiegel sozialer Strukturen, Befindlichkeiten und kulturellem Abgrenzungsverhalten Diplomarbeit bei Adelheid Schrutka-Rechtenstamm Universität Graz 2010 OnlineGroth, Stefan
Alltag als Konstante der Erfahrung?
S. 27–43 in: Barbara Sieferle, Martina Röthl (Hg.): Erfahrung – Kulturanalytische Relationierungen. Münster 2023: Waxmann.
Literatur
Julian Happes
Stürme – Enge – Langeweile. Bemerkungen zum Alltag auf venezianischen Pilger-Galeeren im 15. Jahrhundert.
in: Unterwegs auf Pilgerstraßen. Pilger aus dem polnischen und deutschen Raum im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit.
Bulletin der Polnischen Historischen Mission. mit umfangreicher Bibliographie Biuletyn Polskiej Misji Historycznej, 10 (2015) DOI, Online.Hlavacka, Milan
Cestování v ére dostavníku. všední den na středoevropských cestách
48, VIII S., 49-137: Illustrationen, Karten. Praha 1996 : Argo.
Thema ist der Alltag auf der Straße im 17. bis 19. Jahrhundert, etwa die verschiedenen Fahrzeuge, die Unterbringung und Verpflegung in Gasthäusern, die Gefahren, Unannehmlichkeiten und Hygiene.Klara Löffler
Wie das Reisen im Alltag kultiviert wird.
Beobachtungen zu einer Form zeitgenössischer Schaulust.
In: Christoph Köck (Hg.): Reisebilder. Produktion und Reproduktion touristischer Wahrnehmung aus volkskundlicher Sicht. München 2001 (= Münchner Beiträge zur Volkskunde, Bd. 29), S. 229-239.Egli, Barbara
Gepflegt unterwegs. Das Toilettenservice desFranz Ludwig von Erlach
.
Fundstück S. 186–189 OnlineMączak, Antoni
Eine Kutsche ist wie eine Straßendirne.
Reisekultur im alten Europa.
Paderborn 2017 Ferdinand Schöningh.
Die Erfahrung des Unterwegsseins zwischen 1500 und 1700 auf knappen 180 Textseiten innerhalb Europas, erstmals erschienen 1978 [Zycie codzienne w podrozach w Europie x XVI i XVII wieku], deutsch 2017. Die gut gegliederte Thematik widmet sich besonders den Alltagssituationen, u.a. Wege und Verkehr / Herbergen und Bewirtung / Reisekosten / Hygiene / Grenzen / Reisegefährten / Instruktionen und gute Ratschläge / Gefahren / Reiselektüre / Die Grenzen des Schicklichen / Maße und Vergleiche / Hohe Erwartungen und alltägliche Eindrücke / Früchte der Reisen.Klaus Militzer
Stadtkölnische Reiserechnungen des Mittelalters
(=Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, 75) LIX, 639 S. Bibliogr. S. LII - LIX Düsseldorf 2007: Droste
[Reiserecnungen als wertvolle Quelle, den Alltag zu rekonstruieren]- → Kategorie: Technik: Ausrüstung, Transport & Verkehr in den Epochen/Jahrhunderten