Die Allegorie verwandelt die Erscheinung in einen Begriff, den Begriff in ein Bild, doch so, dass der Begriff im Bilde immer noch begrenzt und vollständig zu halten und zu haben und an denselben auszusprechen ist. Die Symbolik verwandelt die Erscheinung in Idee, die Idee in ein Bild, und so, dass die Idee im Bild immer unendlich bleibt und, selbst in allen Sprachen ausgesprochen, doch unaussprechlich bliebe. Johann Wolfgang Goethe: Über Kunst und Kunstgeschichte. Aphorismen. Freunden und Gegnern zur Beherzigung
Mit dem Finger auf der Landkarte: In (Reise-)Bildern zu sprechen heißt Vorstellungen zu wecken von Dingen, die nicht fassbar sind:
Solche Umschreibungen hießen in den altgermanischen Sprachen kenningar oder `Kenning´ von kenna, also `kennen, erkennen, wahrnehmen, fühlen, zeigen, lehren´ und verweisen damit auf Einsichten in Bedeutungen unter der Oberfläche, wenn der Wandernde zum Kundigen wird. Im Altnordischen wird vǫnsuðr (`Der Schwingende´) mit Wanderer 1) übersetzt. Im äußerlichen `sich-bewegen´ und inneren `etwas erkennen´ verbinden sich Erfahrung und Erkenntnis zu bildhaften Metaphern, die am häufigsten mit der `Fahrt´ und dem `Weg´ zu tun haben, jedoch mit jeder neuen Transportart reicher wurden: Reittiere, Eisenbahn, Fliegen, Auto. Selbst die »hinkende« Metapher ist selbst wieder eine Metapher der Bewegung.
→ Liste der Reisebild-Kategorien, dort auch Literatur