Inhaltsverzeichnis

Liste biographischer Reiseliteratur

Bibliographien zu den Reisenden aufweisen.
Ausstellungsliste Reisende von A bis Z
→ Reisende Frauen siehe: Frauen unterwegs

Vorbemerkung

Daß der Markt nach Biographien giert, ist seit vielen Jahren zu beobachten. Angetrieben wird dies vom Bedürfnis der Leser nach Authentizität und nach abenteuerlichen Erzählungen auf der Basis wahrer Reiseerlebnisse. Bedient wird es durch diejenigen, die davon leben wollen, sich selbst und ihren Namen als Marke verstehen. Dass dabei ein nüchterner Reisebericht oder eine objektive Biographie entsteht, scheint kaum zu erwarten. Autobiographien öffnet sich dabei das weiteste Feld der Selbstrekonstruktion des Einzelnen; Anlass bieten insbesondere die runden Geburtstage als Übergang in neue Lebensphasen.

Nun sind Biographien eine Erfindung der Neuzeit und setzen eine Beziehung „Ich-und-die-Welt“ voraus. Vorläufer waren griechisch-römische Heiligenbiographien sowie Lebensbeschreibungen von Herrschern (Kaisern, Päpsten, Fürsten). Dass Einzelne und deren ICH im Mittelpunkt standen, entwickelt sich ab dem 13. Jahrhundert.
Im folgenden finden sich Werke mit dem Schwerpunkt auf Reisen; solche mit dem Schwerpunkt auf Abenteuer sind getrennt gelistet; der Übergang ist fließend.

Rüdiger Nehberg wollte es sich und anderen mit seiner letzten Tat noch einmal zeigen und ließ sich vom Hubschrauber im brasilianischen Urwald ohne Ausrüstung absetzen (»Abenteuer Urwald«), bevor sich seine Jahresringe rundeten. »Autobiographien sind wie Werbekampagnen«, schreibt Nehberg in seiner Autobiographie (S. 326), »das Positive wird bis zur Unerträglichkeit aufgebläht, das Negative bis zum Verschwinden verniedlicht.« Das ist doch ehrlich. Es ist jedoch nicht so, daß Nehberg die Tinte nicht hätte halten können. Fünf Seiten lang begründet er im Vorwort, warum zwei Frauen seiner Umgebung verantwortlich für das Buch sind – sie hatten einfach die besseren Argumente. Da kann man nichts machen. Sicherheitshalber bat Nehberg einen Journalisten und mehrere Lebensbegleiter »ihre Blickweise auf mich niederzuschreiben«.

Reinhold Messner setzte für seine Autobiographie denselben Trick noch etwas geschickter ein, er ließ sich von Spiegel-Reporter Thomas Hüetlin interviewen.
Heinrich Harrer wiederum schließt seine Autobiographie mit dem Satz: »Zum ersten Mal kann ich nicht mehr vorausplanen … Stattdessen habe ich gelernt, jeden Tag wie ein Geschenk zu genießen«. Dem hält Nehberg entgegen: »Ich bin … davon überzeugt, dass ich mit 100 den zweiten Band meiner Lebensbilanz nachschieben kann«. Die Rückschau gerät daher dem einen abschließend, dem anderen eher als Zwischenbilanz. Man fühlt den Unterschied.

Drei der Vorgenannten habe ich jeweils kurz und unter vier Augen kennengelernt:
Heinrich Harrer in seinem Museum in Hüttenberg, Rüdiger Nehberg im Abenteuermuseum und Reinhold Messner auf seiner Burg Juval, heute ebenfalls Museum. Besonders beeindruckt hat mich Harrer, und wie Messner schien er mir aus seinen Büchern vertraut. Nur die Person Nehbergs bringe ich bis heute einfach nicht zusammen mit dem Bild, das ich aus seinen Büchern habe. Der Psychologie sind die verschiedenen Bildperspektiven bekannt: Jeder hat ein Bild von sich selbst; jeder möchte, daß die anderen ein bestimmtes Bild ihm haben; jeder glaubt, daß die anderen ihn auf eine bestimmte Weise sehen; und tatsächlich sieht jemand anders ihn auf eine bestimmte Weise. Alle diese Bilder unterscheiden sich. Man kann damit leben und gelassen bleiben oder auch nicht.
Ich glaube, daß Messner darum kämpft, sein öffentliches Bild mit seinem eigenen in Deckung zu bringen. Das birgt Konflikte.
Nehberg scheint es darum zu gehen, dem öffentlichen Bild zu entsprechen und versteht sich selbst als „Marke“, die es zu verkaufen gilt.
Harrer sagt schlicht: »Mein Leben« und überläßt es den anderen, was sie damit anfangen.
Ein vierter schließlich, Heinz Rox-Schulz († 2003), hinterließ keine Autobiographie, das hätte seinem Selbstverständnis widersprochen: »Alles, was ich erreicht habe, wollte ich nicht.« Der Anti-Bürgerliche war eben auch Anti-Abenteurer, wenn er dem Abenteurer-Bild in den Köpfen Bürgerlicher entsprechen sollte.

Dem Leser stellt sich bei jeder Autobiographie die Frage: Warum will, soll ich das lesen? Unabdingbar ist sicher, daß man als Leser fasziniert ist von der Persönlichkeit des Autors. Doch wie nähert man sich dem Text? Sensationslüsterne Neugierde auf Details? Ehrfurcht vor dem Leben eines Vorbildes? Die Suche nach Tipps für das eigene Leben? Oder liest man diese Lebensschilderungen als Dichtung, als Erzählung, als Roman?

A

Almásy, Ladislaus E.

Roald Amundsen 1872−1928

Hans Christian Andersen 1805−1875

Walter Andrae 1875−1956

Antonin Artaud 1896−1948

Peter Aufschnaiter 1899−1973

B

Johann Heinrich Barth 1821–1865

Richard Arnold Bermann alias Arnold Höllriegel 1883–1939

Walter Bonatti 1930–2011

Alfred Edmund Brehm 1829–1884

Bernhard von Breydenbach um 1440–1497

Mary Broad, geb. Mary Bryant 1765– nach 1794

Heinrich Ferdinand Karl Brugsch 1827–1894

Thomas Bubendorfer 1962–

William Buckley 1780–1856

Hermann Buhl 1924–1957

Sir Richard Francis Burton 1821–1890

C

Sebastiano Caboto vor 1484−1557

Paul du Chaillu 1835−1903

Winston S. Churchill 1874−1965

Ludwig Ferdinand Clauss 1892−1974

Cristoforo Colombo, Christoph Kolumbus um 1451–1506

E

F

Hubert Fichte 1935−1986

Alexander Jewgenjewitsch Fersmann 1883−1945

Wilhelm Filchner 1877−1957

Johann Georg Adam Forster 1754−1794

Charles de Foucauld 1858–1916

Leo Frobenius 1873–1938

G

Walter Georgii 1888−1968

André Gide 1869−1951

Johann Wolfgang Goethe 1749–1832

Paul Gauguin 1848–1903

Lama Anagarika Govinda, = Ernst Hoffmann 1898–1985

Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen 1622–1676

H

Carl Hagenbeck 1844−1913

Heinrich Harrer 1912–2006

Johann Peter Hebel 1760–1826

Anderl Heckmair 1906−2005

Sven Hedin 1865–1952

Hans Helfritz 1902–1995

Ernest Hemingway 1899−1961

Hermann Karl Hesse, =Emil Sinclair 1877−1962 & Gustav Arthur Gräser, =Gusto Gräser 1879−1958

Wild Bill Hickock 1837-1876

Sir Edmund Hillary 1919−2008

Peter Hörügel

Wilhelm (1767–1835) und Alexander (1769–1859) von Humboldt

Martin Hürlimann 1897–1984

I

Rolf Italiaander 1913−1991

J

Carl Gustav Jung 1875−1961

K

Fritz Kasparek 1810–1954

Jack Kerouac 1922–1969

Adam Johann von Krusenstern 1770−1846

L

Ludwig Leichhardt 1813–1848

Lenau [=Nikolaus Niembsch von Strehlenau] 1802–1850

Charles A. Lindbergh 1902–1974 & Anne Morrow Lindbergh 1906–2001

David Livingstone 1813–1873

Ernst Friedrich Löhndorff 1899–1976

Jack London 1876–1916

Felix Nikolaus Alexander Georg Graf von Luckner 1881–1966

M

George Mallory 1886–1924

Maria Sibylla Merian 1647–1717

Sebastian Münster 1488–1552

N

Sir Vidiadhar Surajprasad Naipaul TC 1932−2018

Fridtjof Nansen 1861–1930

Rüdiger Nehberg 1935−2020

Joachim Nettelbeck 1738–1824

Thubten Jigme Norbu 1922–2008

Petrus Noyen 1870–1921

O

P

Hans Paasche 1881−1920

Paul Parin 1916−2009

Francesco Petrarca 1304−1374

August Piccard 1884–1962 und Jean Piccard 1884–1963

Paul Preuß 1886–1913

Alfred Philippson 1864–1953

Theodor Otto Richard Plievier 1892−1955

Gunther Plüschow 1886−1931

R

Knud Rasmussen 1879–1933

Hanna Reitsch 1912–1979

Gerhard Rohlfs 1831-1896

Theodore Roosevelt 1858−1919

Carl Ritter 1779–1859

S

Antoine de Saint–Exupéry 1900–1944

Rudolf Samoilowitsch 1881-1939

Rudolf Carl Freiherr von Slatin, = Slatin Pascha 1857−1932

Heinrich Schliemann 1822–1890

Martin Schließler 1929−2008

Karl Schurz 1829−1906

Georg Schweinfurth 1836–1925

Albert Schweitzer 1875–1965

Joshua Slocum 1844−1909

St

Hans Staden 1525–1576

Henry Morton Stanley 1841–1904

Marc Aurel Stein 1862-1943

Georg Wilhelm Steller 1709–1746

T

John Tanner, =Shaw-shaw-wa-ne-ba-se 'Der Falke' um 1780−nach 1846

Sofonias Theuss 'China-Theuß' 1869−1945

Wilfred Thesiger 1910−2003

U

Ernst Udet 1896−1941

V

Jules Verne 1828–1905

W

Wilhelm Waßmuß 1880−1931

Tilmann Waldthaler 1942−

Alfred Wegener 1880-1930

Oswald von Wolkenstein um 1377−1445

Z

Ferdinand von Zeppelin 1838–1917

Anthologien

Autoren des Verlags F.A. Brockhaus

Entdecker und Erforscher

Das umfassendste biographische Werk ist Henzes Enzyklopädie der Entdecker und Erforscher der Erde mit Reisenden, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts unbekannte Gebiete (aus europäischer Sicht) erschlossen haben, also exklusive der Pole und des Himalaya. Es umfasst »hunderte von Reisenden«. Doch selbst, wenn alle Gebiete entdeckt sind, so sind sie noch nicht erforscht. Wo zieht man die Grenze? Krämer führt 1974 in seinem ABC der Entdecker und Forscher mehr als 400 Namen an, Baker bietet 1993 322 Reisende, Leroi-Gourhan 1946 80 Persönlichkeiten. Mit weniger Umfang wird der nationale Blickwinkel deutlich oder der geografische Horizont verengt sich.


Literaten und Schauplätze der Literatur