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wiki:locus_amoenus

Locus amoenus

Lateinisch der `liebliche Ort´, ein Idyll 1), ein Garten Eden (Paradies), die Vorstellung einer Oase - Orte, die ein einfaches Leben ermöglichen im Gegensatz zu »locus terra deserta, locus horroris (terribilis) in vasta solitudo« einem unbewohnten Land, einem schrecklichen Ort in wüster Einsamkeit; doch sind beide Orte der Phantasie und Raumvorstellungen wie andere topoi.

  • Arkadien
    eine mythische Landschaft in Griechenland verbunden mit der Vorstellung des einfachen, freien Lebens in idyllischer Natur. Populär gemacht durch Goethes Diktum »Auch ich in Arkadien!« für seine italienische Reise vom 3.9.1786 bis 18.6.1788 und die Bilder des »Goethe-Tischbein«, Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1829). → Ausstellungen
    • Ramharter, Johannes
      Arkadien - ein Land, das es niemals gab
      = Arcadia: un paese che non è mai esistito.
      S. 24-39 in: Goethes Italienische Reise. Herausgeber/a Cura di Peter Assmann, Helena Pereña, Johannes Ramharter. deutsch/italienisch 406 Seiten Milano Skira [Innsbruck] 2020
  • Beatus ille
    nach dem Vers von Horaz (65 bis 8 BC) Beatus ille qui procul negotiis `Glücklich sind jene, fern der Pflichten´, also auf dem einsamen Landgut abseits der Stadt.
    • Lohmeier, Anke-Marie
      Beatus ille: Studien zum „Lob des Landlebens“ in der Literatur des absolutistischen Zeitalters.
      Diss. Univ. Kiel 1980. Tübingen 1981.
  • Bukolik
    Dichtungen seit der griechischen Antike (z.B. Theokrit) über idyllische Landschaften mit Hirten.
    • Luick, Rainer
      Unterwegs nach Bukolien und Arkadien.
      Petermanns Geographische Mitteilungen Gotha 145.1 (2001) 54-71
  • Der Edle Wilde
    Als erster »edler Wilder« erscheint in der griechischen Literatur Anacharsis.
    • Schubert, Charlotte
      Anacharsis der Weise: Nomade, Skythe, Grieche.
      227 S. Tübingen 2010: Narr.
    • Ulrich Holbein
      Fünf ziemlich radikale Naturpropheten
      Christian Wagner aus Warmbronn, Karl Wilhelm Diefenbach, Gustaf Nagel, Arthur Gustav Gräser, Willy Sophus Ackermann
      Synergia, Basel 2016
  • Das Gelobte Land
    Eine in der Bibel beschriebene Vorstellung, das Paradies auf Erden zu finden: terra promissionis > Land der Verheißung > Go West
  • Der Glückliche Winkel
  • Hortus conclusus
    lat. `der verschlossene Garten´. Im übertragenen Sinne der Wunsch beim Reisen, ein unberührtes, idyllisches Fleckchen Erde zu entdecken, insbesondere auf einer einsamen Insel.
  • Landleben
  • Schäferidyll
    • Huebner, Alfred
      Das erste deutsche Schäferidyll und seine Quellen.
      Königsberg 1910.
  • Tramontane lat. trans montana `über das Gebirge´ (Alpen)
    Ursprünglich der kalte Nordwind aus Sicht des nördlichen Italien.
    Aus der Sicht des deutschsprachigen Raumes der Weg über die Alpen ins lockende Italien.
    • Behrmann, Alfred:
      Das Tramontane oder die Reise nach dem gelobten Lande. Deutsche Schriftsteller in Italien 1755-1808.
      214 S. Heidelberg 1996: Winter.
      Reisen von Johann Joachim Winckelmann (1717–1768), Johann Wolfgang Goethe (1749-1832), Karl Philipp Moritz (1756–1793), Wilhelm von Humboldt (1767–1835), Johann Gottfried Seume (1763–1810)
    • Landgrebe, Christiane
      Zurück zur Natur? Das wilde Leben des Jean-Jacques Rousseau.
      375 S. Ill. Weinheim Basel 2012: Beltz.

Der locus amoenus kann in einer romantischen Wildnis liegen oder in einer kultivierten Natur, doch ist seine Vorstellung vor allem geprägt von den Zeitläuften. Dabei kann ein locus terribilis (wie das Gebirge) zum locus amoenus werden wie seit etwa 1800. Ähnliches gilt für den Strand, die einsame Insel, das Hirtenidyll oder den edlen Wilden. Umgekehrt wird aus einem locus amoenus (der Orient im 19. Jahrhundert) wieder ein locus terribilis und auch für den Wilden Westen und den Wilden Osten lassen sich beide Vorstellungswelten finden, siehe frontier und Go West, jedoch leitet eher ein bequemer Spaziergang zum locus amoenus als schweißtreibendes Trekking.

Literatur

  • Sonja Glauch, Susanne Köbele, Uta Störmer-Caysa (Hg.)
    Projektion – Reflexion – Ferne. Räumliche Vorstellungen und Denkfiguren im Mittelalter.
    VII, 477 S. Berlin: De Gruyter 2011. Inhalt
  • Hempfer, Klaus W.
    Probleme der Bestimmung zum Petrarkismus.
    Überlegungen zum Forschungsstand.
    In: Wolf-Dieter Stempel, Karlheinz Stierle (Hrsg.): Pluralität der Welten. Aspekte der Renaissance in der Romania. München 1987, S. 253–278.
  • Hinzmann, Maria
    Topik zwischen Modellierung und Operationalisierung: Topoi deutschsprachiger Indienreiseberichte um 1900.
    Universität Wuppertal 2019. 522 S. Bielefeld 2020: transcript
    150 Topoi aus der Analyse von 40 Indienreiseberichten, s. 6-seitiges Inhaltsverzeichnis, u.a.: III.6: Paradies, locus amoenus, Idylle S. 218-222.
  • Melzer, Arthur M.
    The Natural Goodness of Man.
    On the System of Rousseau’s Thought.
    Chicago 1990
  • Schönbeck, Gerhard
    Der locus amoenus von Homer bis Horaz.
    Diss. Univ. Heidelberg 1962. Heidelberg 1962.
  • Stierle, Karl-Heinz
    Petrarcas Landschaften.
    Zur Geschichte ästhetischer Landschaftserfahrung.
    Krefeld 1979
  • Strelka, Joseph P., Jörg Jungmayr (Hrsg.)
    Virtus et Fortuna.
    Zur Deutschen Literatur zwischen 1400 und 1720.
    Festschrift für Hans-Gert Roloff zu seinem 50. Geburtstag.
    Bern 1983.
  • Thoss, Dagmar
    Studien zum locus amoenus im Mittelalter
    Wien, Stuttgart: Braumüller 1972
1)
`Bildchen´ < griech. εἶδος eidos `Bild´
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