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Tragetechniken

In der schlechtesten Schweinsblase 
sind oft die besten Dukaten
Parömiakon, 130, in: Wanderer: Deutsche Sprichwörter

Behälter

Wer seine Siebensachen mit auf die Reise nehmen möchte, benötigt geeignete Behälter fürs Reisegepäck. Diese müssen mehr oder weniger auf den Inhalt abgestimmt sein, also:

Last und Bürde in der Vergangenheit

Der wandernde Mensch benötigte von Beginn an Behälter zum Tragen von Wasser und Nahrung, Besitz und Waffen/Werkzeug. Die Ahnen des Reisegepäcks sind:

Die Begriffe für Beutel und Bulgen entstanden so früh, dass sie in vielen Sprachen verwandt sind, weil sie entweder gemeinsame Wurzeln aufweisen oder weil das Reisen, Transportieren und Handeln den kulturellen Austausch besonders förderte (Lehnwörter). Dies zeigt sich weit über den indogermanischen Sprachraum hinaus, von den nordafrikanischen und arabischen Sprachen bis zu den mongolischen 7), also im gesamten Migrationsraum der Hirtenvölker. Die Bedeutung dieser (Hirten-)wörter 8) wird zudem verstärkt, weil das Material der ältesten Behälter (Fell, Leder, Haut) und deren Organe (Blase, Hoden) unmittelbar aus dem Lebensalltag stammten, also mit Tierhaltung, Nahrung und Fortpflanzung verbunden waren. Die Benennungsmotive gleichen sich in allen Sprachen, gehen ineinander über 9) und werden auf Vergleichbares übertragen:

Tragehilfen

Die längste Zeit der Geschichte war der Mensch selber Gepäckträger. Notwendige Lasten können zur Bürde werden, dann sinnt der Mensch auf Lösungen. Technische Konstruktionen kombinierten bereits vor 100.000 Jahren Behälter mit Tragehilfen und Verbindungsteilen, dabei zeigt sich eine ziemliche Vielfalt möglicher Tragesysteme:

Lastpunkte Tragemittel Ausführung z.B. als
Stirn Trageriemen Tragenetz (Bilum)
Hals Trageriemen Geldbeutel
Brust Tragetuch Babytuch
HüfteGürtel Gürtelgehänge
Nacken Tragstange Tragjoch, Dracht, Schanne
Schultern Tragekorb als Kiepe getragen
Schultern Tragrahmen als Kraxe getragen
Schultern Trageleiter Packboard
Brust Tragrahmen als Schlitten gezogen
Rücken Beutel mit zwei TrageriemenRucksack
Schultern Beutel mit einem langen Riemen Seesack
Hand Beutel mit einem kurzen Riemen Tasche
verstärkter Beutel mit ÜberklappeTornister
Beutel mit ZugschnurBerliner

Größere Lasten mussten abgegeben werden. Technische Transportmittel wie Wagen und domestizierte Nutztiere wurden vielfach kombiniert. Handel und Landwirtschaft profitierten auf Kosten der Mobilität, denn der menschliche Gepäckträger ist flexibel und bewältigt jedes Gelände. Technik und Tiere dagegen müssen gepflegt werden und stellen Ansprüche.

Konstruktive Anforderungen

Allgemeine reisespezifische Funktionen sind:

Spezifische reisespezifische Funktionen sind:

Im Unterschied zu obigen funktionalen Eigenschaften zeigen sich weitere Anforderungen durch

1)
Pfälzisches Wörterbuch Bd. 5, S. 1588
2)
Sonner, Rudolf
Balginstrumente.
In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin 1951, S. 8292
3)
A. Rast
Die Verarbeitung von Bast
In: Die ersten Bauern. Pfahlbaufunde Europas
Forschungsberichte zur Ausstellung im Schweizerischen Landesmuseum
Band 1, Zürich 1990, S. 119–121
A. Rast-Eicher
Die Textilien
In: J. Schibler u. a. (Hrsg.)
Ökonomie und Ökologie neolithischer und bronzezeitlicher Ufersiedlungen am Zürichsee
Band A, Zürich 1997, S. 300–328
4)
W. Gaitzsch
Antike Korb- und Seilerwaren
Schriften des Limesmuseums Aalen 38, 1986
5)
Griechisch ἀσκός askós „Schlauch“
Andrew J. Clark, Maya Elston, Mary Louise Hart
Understanding Greek Vases.
A Guide to Terms, Styles and Techniques.
J. Paul Getty Museum, Los Angeles 2002, ISBN 0-89236-599-4, S. 70
6)
Catherine Breniquet
Weaving in Mesopotamia during the Bronze Age
Archaeology, techniques,iconography
In: C. Michel, M.-L. Nosch (Hrsg.)
Textile Terminologies in the Ancient Near East and Mediterranean from the Third to the First Millennnia BC
Oxford 2010
Irene Good
Textiles
In: Daniel T. Potts (Hrsg.): A companion to the archaeology of the ancient Near East
Oxford, Blackwell 2012, ISBN 978-1-4051-8988-0, S. 343
7)
Johannes Hubschmid
Schläuche und Fässer
Wort- und sachgeschichtliche Untersuchungen mit besonderer Berücksichtigung des romanischen Sprachgutes in und außerhalb der Romania sowie der türkisch-europäischen und türkisch-kaukasisch-persischen Lehnbeziehungen
A. Francke Bern 1955, 172 S.
8)
A. Noyer-Weidner
Rezension zu „Johannes Hubschmid: Schläuche und Fässer“
in: Romanistisches Jahrbuch Bd. 7, Heft 1, https://doi.org/10.1515/roja-1955-0117
9)
Uwe Friedrich Schmidt
Praeromanica der Italoromania auf der Grundlage des LEI (A und B)
Band 49 von Europäische Hochschulschriften. Reihe 9, Italienische Sprache und Literatur
Peter Lang, 2009, ISBN 3631587708, 9783631587706, 502 S. Mehrere Kapitel zu Behältern mit den Wurzeln bacc-, barr-, burr- u.a.